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Schattenbrut (German Edition)

Schattenbrut (German Edition)

Titel: Schattenbrut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Seider
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Tisch herum, zog einen Stuhl heran und nahm neben Eggert Platz.
    »So, Frau Thalheimer, jetzt erzählen Sie.« Er spuckte die Worte förmlich aus.
    Billy holte Luft und begann mit dem Tag, als Oren in die Kanzlei kam. Berichtete von ihrem Schreck, als sie sein Geburtsdatum sah, von ihrem ersten Treffen in der Blume, Orens überraschendem Besuch am Tag von Clarissas Mord, Orens Geschichte über seine blutige Nase und seine abschließende Bitte, niemandem von ihm zu erzählen. »Gestern habe ich Paulina Moog aufgesucht, und dort traf ich sie mit meinem Sohn. Und nachdem Paula mir mitgeteilt hat, dass sie mit Oren über mich gesprochen hat, da wusste ich, dass er gelogen hat. Dass unser Treffen kein Zufall gewesen sein kann.« Das Blut rauschte in ihren Ohren, als sie von Eggert zu Wenberg sah. Eggert leuchtete knallrot, während Wenbergs ansonsten frische Haut grau war. Billy faltete die Hände in ihrem Schoß.
    »Oren Albrecht ist also ihr Sohn«, vergewisserte sich Eggert und Billy sah ihm an, dass er ihr nicht glaubte. Es war ihr egal.
    »Ja.«
    »Und deswegen haben Sie ihn geschützt?«
    »Ich sah ihn in keiner Verbindung mit dem Mord«, erklärte Billy und spürte, wie die Anspannung in ihrem Körper einer düsteren Leere wich. »Ich ging davon aus, dass er Drogen genommen hat. Dass er deshalb in Schwierigkeiten war. Er erwähnte etwas in dieser Richtung. Und natürlich wollte ich ihn schützen und mich selbst um ihn kümmern.«
    »Und aktuell sehen sie ihn in Verbindung mit dem Mord?« Eggert zog seine Augenbrauen hoch, sodass sich der Schweiß auf seiner Stirn zu einem Rinnsal verdichtete und auf seiner Wange herunter bis auf seinen Hemdkragen floss.
    »Das müssen Sie herausfinden.«
    »Was glauben Sie?«, lauerte Eggert.
    »Mein Sohn hat einen Grund, mich zu hassen. Er hat mich über Paula ausspioniert und wusste genug, um den Text zu schreiben.« Sie zuckte mit den Schultern und wunderte sich, wie gelassen sie plötzlich war. Sie ahnte, dass sie durch diesen Schritt alles verloren hatte. Dass sie Oren verloren hatte. Dass es nichts mehr zu gewinnen gab, aber auch nichts mehr zu verlieren. Es war nichts als Schwärze, doch diese Schwärze hatte etwas Befreiendes.
    »Ich habe Ihnen alles gesagt, was ich weiß.« Sie lehnte sich zurück. Die dunkle Leere würde für immer ein Teil von ihr bleiben.
    »Haben Sie das gewusst, Frau Winkler?« Eggert hechelte mehr, als dass er sprach.
    Billy warf einen kurzen Blick zu Tamy, die ihre Hände unter die Oberschenkel geschoben hatte und unter Eggerts Blick die Schultern anzog.
    »Ich habe es ihr gestern erzählt. Und sie war es, die mich dazu überredet hat, zur Polizei zu gehen«, gab sie an deren Stelle zurück.
    »Ist das so, Frau Winkler?«
    »Ja«, murmelte Tamy.
    »Das klingt nicht überzeugt.«
    »Doch, es ist so.« Sie sah Eggert an und Billy ahnte, wie schwer ihr das fiel. Tamy war schon früher leicht einzuschüchtern gewesen.
    Sonst wäre das alles nicht geschehen.
    »Warum sind Sie so sicher, dass Oren Albrecht Ihr Sohn ist?«, schaltete sich Wenberg ins Gespräch ein. Ihr Gesicht hatte wieder etwas Farbe.
    »Das Geburtsdatum. Der Geburtsort. Und er hatte dieses Bild von sich als Baby. Ich habe ihn erkannt an dem roten Fleck am Nasenflügel. Ich habe MEIN Baby erkannt.« Nichts als Leere.
    »Ein roter Fleck?« Das war Eggert.
    »Viele Neugeborene kommen mit einem roten Fleck auf die Welt. Man nennt diese Flecken >Storchenbisse<«, erklärte Billy erschöpft.
    »Und nun halten Sie ihn für den Mörder.« Das war Eggert, wie immer provokativ.
    »Ich weiß es nicht. Sagen Sie es mir.«
    »Wo waren Sie letzte Nacht, Frau Thalheimer?«
    Wenberg gab Eggert ein Zeichen, ruhig zu sein. »Wann ist ihr Sohn geboren?«, fragte sie stattdessen.
    Billy nannte das Datum.
    »Sind Sie sicher?«, hakte Wenberg unnötigerweise nach.
    »Das bin ich.«
    »Oren Albrecht ist aber nicht neunzehn, sondern einundzwanzig Jahre alt.«
    »Sie irren sich.« Billys Arme kribbelten.
    »Nein, das tue ich nicht.« Wenberg stand auf und warf Eggert einen beschwörenden Blick zu. Etwas lag in der Luft. »Warten Sie kurz.« Sie ging hinaus und ließ die drei anderen schweigend zurück. Das Rasseln von Eggerts Atmen erfüllte den Raum und Billy wagte nicht, sich zu bewegen. Einen Moment später kam Wenberg zurück und reichte Billy einen Personalausweis. Kälte kroch in ihr hoch. Es war Orens Ausweis. Seine Nase. Die sanften Augen. Er sah ernst aus auf dem Bild. Und das Geburtsdatum war der

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