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Schattenbrut (German Edition)

Schattenbrut (German Edition)

Titel: Schattenbrut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Seider
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alles veranlasst hat. Oren ist nichts weiter als eine Spielfigur.«
    Billy nahm den Fuß vom Gas und schnellte zu Tamy herum. »Ich will jetzt nichts hören!«
    Befriedigt sah sie, wie Tamy zusammenzuckte, und wandte sich zur Straße.
    »Was willst du jetzt tun?«, fragte Tamy leise.
    »Ich hole in meiner Wohnung schnell Sportkleider, dann fahren wir zurück zu Ursula und ich gehe eine Runde rennen.«
    »Aber ...«
    »Kein Aber!«, schrie Billy.
    Tamy verschränkte ihre Arme und war endlich ruhig. Billy holte aus dem Handschuhfach einen Reserveschlüssel, rannte eilig in die Wohnung und ließ Tamy kurz warten. Auf der Rückfahrt sprach sie ebenfalls kein Wort mehr.
    Ursula Wagen war noch nicht da, als sie in die Einfahrt einbogen. Billy lief ins Haus, ohne auf Tamy zu achten. Im oberen Bad zog sie sich um. Als sie die Treppe hinunterkam, stand Tamy im Flur. Ihre Arme hingen schlaff herunter. »Wir müssen reden, Billy.«
    »Jetzt nicht. Ich muss jetzt einen freien Kopf bekommen«, sagte Billy und schob sich an Tamy vorbei. »Bis in spätestens einer Stunde bin ich zurück.« Sie stopfte sich ein Papiertaschentuch in ihre Laufhose und öffnete die Tür.
    »Billy, bitte bleib hier.«
    Sie schloss die Haustür von außen und hörte, wie Tamy erneut ihren Namen rief. Sie verließ die Terrasse, lief links um das Haus herum auf die abschüssige Wiese zu und begann, zu rennen.

31.
     
    Ihre Lunge brannte, als hätte sie Säure getrunken, ihre Beine und Rippen schmerzten von der Anstrengung, doch der Nebel in ihrem Kopf war endlich verschwunden. Was immer jetzt kommt, ich bin bereit, dachte sie, als sie das letzte Stück auf der nassen Wiese hinaufrannte. Es wäre nicht wahr, wenn sie behaupten würde, dass es ihr gut ging. Doch es spielte keine Rolle. Nach allem, was geschehen war, hatte sie dennoch Loic zurückbekommen. Ihr Kind. Und selbst, wenn sie ihm nie begegnen würde, so war dieser Zustand deutlich besser, als einen Sohn zu haben, der seine Mutter aus tiefstem Herzen verachtete und sein Leben hinter Gittern verbringen musste. Was den Mord an Clarissa betraf, würde sie es der Polizei überlassen, die Person zu finden, die Clarissa und Oren miteinander verband. Für Billy als Privatperson war dies ein hoffnungsloses Unterfangen. Was aber nicht hieß, dass sie selbst sich zurücklehnen würde.
    Ursula war offenbar zurückgekehrt. Ihr Wagen stand vor dem Haus, doch Tamys Auto war weg. Ein Anflug von schlechtem Gewissen überkam sie, als sie an Tamys verängstigtes Gesicht dachte.
    »Hallo«, keuchte sie, als sie das Haus betrat. Ursula kam ihr entgegen und wischte sich die Hände an ihrer Schürze ab.
    »Wo wart ihr denn?«
    »Ich war joggen, keine Ahnung, wo Tamy ist.«
    Ursula runzelte missbilligend die Stirn. »Habt ihr gestritten?«
    Billy streifte sich die nassen Schuhe ab und wischte sich mit dem Ärmel den Schweiß aus dem Gesicht.
    »Setzen wir uns.« Sie ging voran in die Küche, holte ein Glas aus dem Schrank, ließ Leitungswasser hineinfließen und trank es in einem Zug leer. Sie füllte Wasser nach und rutschte mit dem Glas in der Hand auf die Eckbank.
    »Oren ist nicht mein Sohn.«
    Ursula neigte fragend den Kopf, als wisse sie nicht, ob sie lachen sollte.
    »Ich meine es ernst. Oren hat uns an der Nase herumgeführt. Ich habe seinen Ausweis gesehen. Er ist bereits 21 Jahre alt.«
    Ursula schnappte nach Luft. »Bist du sicher?«
    »Ja, ganz sicher.«
    Ursula brachte ihre Handflächen zusammen und legte sie über Mund und Nase.
    »Warum?«, flüsterte sie.
    »Ich bin noch nicht fertig.« Sie trommelte mit dem Zeigefinger auf dem Küchentisch. »Oren ist letzte Nacht ermordet worden.«
    Ursula presste ihre Hände noch fester vor ihr Gesicht. Billy rutschte auf den Stuhl neben ihre Mutter und legte ihr tröstend den Arm um die Schulter. Ursula drückte sich an ihre Tochter. Eine Weile blieben sie so sitzen, Ursula wie versteinert, Billy schützend neben ihr. Endlich ließ Ursula die Hände sinken und drehte sich zu Billy.
    »Und was heißt das jetzt?«
    »Tamy ist der Meinung, dass die Person, die Clarissa getötet hat, Oren nur benutzt hat, damit er sich als meinen Sohn ausgibt. Und es klingt logisch.« Nachdenklich nahm Billy die Hand von Ursulas Schulter und legte sie auf den Tisch. »Das Problem bei dieser Sache ist, dass niemand gewusst hat, dass ich ein Kind habe. Ich habe noch nie in meinem Leben darüber gesprochen. Nicht einmal Boris wusste es.« Tatsächlich hatte sie, als sie ihren Ex-Mann

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