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Schattenbrut (German Edition)

Schattenbrut (German Edition)

Titel: Schattenbrut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Seider
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02.01.1991. Ungefähr zwei Jahre und vier Monate vor der Geburt ihres eigenen Kindes. Billy ließ den Ausweis sinken. Ihre Sicht verschwamm. »Können Sie das Fenster öffnen?«, bat sie erneut.
    Wenberg lief durch den Raum, öffnete beide Fenster und setzte sich wieder auf ihren Platz.
    »Wer verarscht hier nun wen?«, hörte Billy Eggert wie aus weiter Entfernung. Sie versuchte, zu verstehen, doch es gelang ihr nicht.
    »Wir haben die Wahrheit gesagt.« Tamys Stimme, heiser und viel zu hoch.
    »Frau Thalheimer!«
    Billy hob den Kopf und sah Eggert an. Seine Backen plusterten sich auf wie bei einer Kröte. »Oren Albrecht wurde vergangene Nacht ermordet.«
    »Nein.«
    »Doch.« Der Hauptkommissar beugte sich nach vorne. »Wo waren Sie letzte Nacht zwischen Mitternacht und zwei Uhr früh?«
    Wenberg legte ihre Hand beruhigend auf seinem Arm. »Können Sie sprechen?«, fragte sie.
    Billy nickte, obwohl sie nicht sicher war. Die Realität schien von ihr abzugleiten.
    »Oren ist tot?«, hörte sie Tamy wimmern und sah Eggerts verächtlichen Blick.
    »Wir waren gestern beide bei meiner Mutter. Wir saßen bis spät in der Nacht zusammen«, antwortete Billy.
    »Wie spät?« zischte Eggert.
    Keine Kraft für Lügen. »Es war gegen Mitternacht, als ich ins Bett ging.«
    »Ich ging kurze Zeit später hoch«, fügte Tamy kurzatmig hinzu.
    »Und dafür gibt es natürlich keine weiteren Zeugen«, fasste Eggert zusammen.
    »Meine Mutter war da, aber sie schlief schon.« Sie sah zu Wenberg. »Was ist passiert?« Sie war nicht sicher, ob sie es wissen wollte.
    »Ein Förster fand heute früh seine strangulierte Leiche am Waldrand in der Nähe des Kurhauses von Freiamt«, gab Wenberg zurück.
    Stranguliert. Freiamt. Keinen Kilometer von Ursulas Haus entfernt. Sie wollte aufstehen und wegrennen, doch sie würde sich keinen Millimeter bewegen, bevor sie nicht verstand, was hier los war.
    »Stranguliert wie bei Clarissa Puhlmann?«
    »Das wissen wir noch nicht«, gab Eggert schroff zurück. »Unsere Kollegen werden heute im Laufe des Tages sowohl Ihre Wohnung als auch das Haus Ihrer Mutter durchsuchen. Halten Sie sich bereit.«
    Wütend zog Billy ihren Schlüsselbund aus der Handtasche, löste einen Schlüssel und knallte ihn auf den Tisch. »Der hier ist für meine Wohnung. Ich habe nichts zu verbergen. Aber fixieren Sie sich nicht so sehr auf mich, sonst entgeht Ihnen vielleicht der richtige Mörder.«
    Sie sah die Kommissarin hilfesuchend an. »Wenn Oren wirklich nicht mein Sohn ist, dann wird ihn irgendjemand dazu gebracht haben, sich als den auszugeben. Und diese Person müssen Sie finden.«
    »Gibt es Zeugen, die bestätigen können, dass Oren Albrecht sich als Ihren Sohn ausgegeben hat?« lenkte Eggert die Aufmerksamkeit auf sich und Billy hätte ihm gerne die Faust in sein fettes, schwitzendes Gesicht gerammt. »Nur meine Mutter. Aber Oren kam als Klient in die Kanzlei und hat gegenüber unserer Assistentin das Geburtsdatum MEINES Sohnes angegeben.« Sie bohrte sich die Fingernägel so hart in die Handflächen, dass es schmerzte.
    »Wir werden das prüfen.« Wenberg nickte ihr beruhigend zu.
    »Können wir gehen?«, fragte Billy kalt.
    Die Kommissare tauschten einen Blick.
    »Sie bleiben für uns erreichbar«, befahl Eggert.
    »Natürlich«, fauchte Billy, griff nach ihrer Tasche und stand so schnell auf, dass der Stuhl gefährlich schwankte.
    »Ich bringe Sie runter«, sagte Wenberg und lief vor Tamy und Billy hinunter zur Pforte. Tamys Unterlippe hing in typischer Manier herunter und zitterte.
    »Frau Thalheimer?« Wenberg blieb vor der geöffneten Tür stehen.
    »Ja?«
    Wenberg zögerte. »Sollen wir für Sie Polizeischutz beantragen?«
    »Nein.« Ohne nach Tamy zu sehen, verließ sie das Gebäude und lief eilig zu ihrem Wagen. Tamys Schritte knirschten hinter ihr auf dem feuchten Kies. Billy schloss auf, ließ sich in den Sitz fallen und wartete, bis Tamy eingestiegen war. Sie ließ den Motor aufheulen, wendete und gab heftig Gas.
    »Oren ist tot«, jammerte Tamy und klammerte sich an dem Haltegriff über der Beifahrertür fest.
    »Ich habe es mitbekommen«, gab Billy sarkastisch zurück.
    »Und er ist nicht dein Sohn.«
    »Verdammt Tamy, ich weiß das.« Sie wusste es, aber verstehen konnte sie es doch nicht.
    »Ist dir nicht klar, was das bedeutet?« Sie hatte ihren Jackenärmel hochgeschoben und kratzte sich hektisch am Arm.
    Billy presste ihren Kiefer zusammen und starrte auf die Straße.
    »Es ist nicht Oren, der das

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