Schattenbrut (German Edition)
erschossen hat. Clarissa fühlt sich schuldig und beichtet die Geschichte. Die Frau kann es nicht glauben, also lässt Clarissa als Beweis das Bild entwickeln. Sie tut es, um die Frau zu trösten, verstehst du? Diese ist außer sich, sie kann das alles nicht hinnehmen, ist wütend auf mich. Und Clarissa erzählt von meinem Kind. Sie erzählt es, um der Frau damit zu zeigen, dass das Leben auch mich bestraft hat. Sie bittet sie, mich in Ruhe zu lassen. Doch während Clarissa sich in Sicherheit wiegt, tüftelt die Frau einen Plan aus, sucht einen Mann, der ungefähr im Alter meines Sohnes sein muss. Irgendwie muss sie Oren dazu gebracht haben, das alles zu tun. Doch als die Sache zu heikel und Oren eine Gefahr wird, bringt sie ihn um. Sowie zuvor Clarissa. Clarissa muss gewusst haben, von wem dieser Text kommt. Ihr Mann sagte, sie sei nervös gewesen. Und sie wollte sofort mit mir darüber sprechen. Und dann ...« Ihre Wangen glühten vor Aufregung.
»Moment, Billy, das ergibt keinen Sinn. Warum hätte diese Frau Clarissa überhaupt den Text schicken sollen?«
Billy steckte den Stift in ihren Mund und biss darauf. Ursula hatte recht. Und nicht nur Clarissa, sondern auch Tamy hatte den Text bekommen.
»Verdammt, ich weiß es nicht. Aber der Rest passt so gut.«
»Welcher Rest? Du hast keine Ahnung, wer diese Person sein soll.«
Billy sprang auf und ging zum Fenster. Die Wolken hingen tief und bedrohlich am Himmel. »Wer litt denn unter Franks Tod. Da ist einmal seine Familie. Franks Vater ist tot, seine Mutter schwerkrank und seine Schwester war zu klein.«
»Die Polizei sollte das überprüfen, Billy. Die Krankheit der Mutter, das Leben der Schwester ... Du kannst das alles gar nicht beurteilen.«
»Außerdem ist da noch Paula. Nun, wo Oren tot ist, wird sie genauso verdächtig sein wie ich. Außerdem wird die Polizei bei einem Mordfall keine Rücksicht mehr darauf nehmen, dass ihr Mann nichts von Oren erfahren darf. Auch für sie muss ich die Wahrheit herausfinden.«
»Du musst gar nichts, Billy.« Ursulas Stimme war eindringlich. Billy wusste, dass ihre Mutter Angst hatte. Angst um sie.
»Ich muss wissen, mit wem Frank sonst noch befreundet war. Ich kannte ihn kaum, ich weiß nicht, mit wem er sich damals traf. Vielleicht liegt da die Lösung.« Ein Eichhörnchen hüpfte über die Wiese und sprang dann auf einen der Kirschbäume. Das Blut pulsierte in ihrem Körper. Sie musste etwas tun.
»Atme tief durch und setz dich.«
Billy drehte sich um und ließ sich widerstrebend fallen. Ihr Kopf drohte zu zerspringen.
»Weißt du, was ich die ganze Zeit denken muss?«, fragte Ursula. »Dass diese Sache gar nichts mit Frank zu tun haben muss.«
»Womit dann?«
»Mit dir. Dass dir jemand schaden will und nur durch Zufall, womöglich durch Paula und Clarissa, auf die Sache mit Frank kam.«
Daran hatte Billy auch schon gedacht. »Mir fällt nur niemand ein, der mich hasst.« Sie lachte höhnisch. »Ich war viel zu nett, als dass mich jemand hassen könnte. Selbst mein Ex-Mann mag mich noch.«
»Was ich sagen will, ist, dass es dir unmöglich ist, diese unbekannte Person zu finden. Es könnte jeder sein. Ich bitte dich nur, die Sache endlich der Polizei zu überlassen.«
»Die können ihre Arbeit auch machen, wenn ich meinen eigenen Fragen nachgehe. Und selbst wenn ich nur gegen eine Mauer laufe, ich kann nicht hier sitzen und darauf warten, dass der Nächste stirbt.«
»Und wenn du die Nächste bist?«, fragte Ursula herausfordernd.
Billy wollte etwas Scharfes erwidern, da hob Ursula entschuldigend die Hände. »Wir sollten nicht streiten. Ich mache mir Sorgen. Nicht nur um dich, auch um Tamy. Du solltest sie anrufen und bitten, zu kommen.«
»Ich habe ihre Telefonnummer nicht«, gab Billy knapp zurück.
»Dann warten wir jetzt einfach auf sie und machen uns einen schönen Abend. Wir alle brauchen etwas Ruhe.« Sie neigte ihren Kopf. »Und Tamy würde sich freuen, wenn du ihr Buch lesen würdest.«
Billy lachte bitter. »Dafür habe ich keine Zeit.«
»Nimm sie dir. Nach allem, was geschehen ist, sollten wir uns noch mehr auf die Menschen konzentrieren, die leben.«
»Wenn du Tamy eine Freude machen willst, lies du ihr Buch.«
»Das habe ich schon.«
»Und wie gefällt es dir?« Nicht, dass es Billy interessierte, aber sie war dankbar für den Themenwechsel.
»Recht gut. Die Handlung ist spannend. Nur ihr Schreibstil ist mühsam zu lesen. Meiner Meinung nach benutzt sie zu viele
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