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Schattenbrut (German Edition)

Schattenbrut (German Edition)

Titel: Schattenbrut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Seider
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ekelerregend.
    Billy blätterte zu der letzten, beschriebenen Seite, ungefähr bei der Hälfte des Buches. 29. Mai. 1991. Der Tag, bevor sie Frank in der Toilette abgefangen hatte. Nie würde sie dieses Datum vergessen. Der Eintrag berichtete emotionslos von dem Plan der Mädchen, Frank in der Toilette abzufangen und zu fotografieren. Danach hatte Tamy nichts mehr geschrieben.
    Ihre Hände fühlten sich an wie Blei, als sie das Tagebuch auf ihre Beine sinken ließ.
    Tatsächlich Tamy.
    Die Erkenntnis traf sie schwerer als alles andere zuvor.
    Sie war schockiert über Clarissas Tod gewesen, verzweifelt, als Oren sie belogen hatte. Doch jetzt schien es, als würde alles Leben aus ihr herausfließen. Ich traue niemandem mehr, hatte Tamy gesagt. Und Billy hatte nicht geahnt, wie recht Tamy damit gehabt hatte. Sie zwang sich, das Tosen in ihrem Kopf zu ignorieren, und versuchte, nachzudenken. Doch es gelang ihr nicht.
    Draußen hörte man einen Motor. Das Wiehern von Pferden. Kurzentschlossen sprang Billy mit dem Buch in der Hand auf und rannte aus dem Haus. Das Wiehern war verebbt, aber man hörte unruhiges Schnauben und das Scharren von Hufen.
    Sie schlich an der Längsseite des Stalles entlang. Hörte das Schlagen einer Autotür. Sie blieb stehen. Es war mittlerweile fast dunkel. Über dem Stall gingen Scheinwerfer an und beleuchteten den Hof, als Tamys plumpe Gestalt auftauchte. Billy trat aus dem Schatten heraus und Tamy blieb erschrocken stehen.
    »Billy«, stammelte sie. »Ich wollte nach dir sehen. Geht es dir gut?«
    Billy nickte. »Wo ist Katja?«
    »Weg.« Mit der freien Hand hielt Tamy ihren Bauch, als hätte sie Schmerzen.
    Billys Knie zitterten unkontrolliert. »Was hast du mit ihr gemacht.«
    »Ruf die Polizei.« Das Blut, das aus Tamys Wangen gewichen war, schien sich in ihren Lippen zu sammeln. Wieder musste Billy an einen Clown denken.
    »Das habe ich schon getan«, gab sie lauernd zurück. Ihr Verstand sagte ihr, dass sie Angst haben sollte, doch der Rest ihres Wesens war anderer Meinung. »Und jetzt sag mir, was mit Katja ist.«
    »Ich wollte ihr hinterher, aber sie war schon weg. Ich bin ein Stück Richtung Bad Bergzabern gefahren, aber als ihr Wagen nicht auftauchte, habe ich gedreht, weil ich mir Sorgen um dich gemacht habe.«
    Unbehaglich drehte sich Billy um und ließ ihren Blick über den großen Hof gleiten. »Sie hat deine Waffe.«
    »Diese Pistole ist aus dem Supermarkt. Ein Spielzeug«, erklärte Tamy leise und senkte den Blick.
    Billy rieb sich ihre Stirn. Sie glaubte gar nichts mehr. »Du schuldest mir eine Erklärung.«
    Tamy verzog ihr Gesicht zu einem gequälten Ausdruck.
    »Die Polizei kann jeden Moment hier sein«, erinnerte Billy mit kalter Stimme.
    Tamy blinzelte.
    »Ich habe das da in deiner Tasche gefunden.« Sie hob die Hand mit dem Buch.
    Tamys Kiefer klappte auf.
    »Warum?«, fragte Billy nur.
    Tamys Augen trafen Billys Blick. Ihre Augäpfel schienen zu zittern. Billy kam drohend auf sie zu.
    »Es ist genug mit deinen Geschichten, Tamara. Du sagst mir jetzt die Wahrheit.«
    Tamy wich einen Schritt zurück.
    »Hast du Clarissa und Oren getötet?« Billy wunderte sich, wie ruhig ihre Stimme klang.
    »Spinnst du?« Tamy wirkte plötzlich aufgebracht. »Bin ich jetzt an der Reihe? Bin ich jetzt die Mörderin?«
    »Bist du es?«
    Tamys schwulstige Lippen bebten. Billy packte sie an den Schultern und schüttelte sie. »Sag mir endlich die Wahrheit!«
    »Hör auf!« Tamy schluchzte und riss sich von Billy los. Dann vergrub sie ihr Gesicht in den Händen. Billy hatte kein Mitleid.
    »Was hast du getan?«, fragte Billy leise.
    Tamys Schultern zitterten.
    »Was hast du mit Clarissa und Oren getan?«, brüllte Billy.
    »Es ist mein Tagebuch.«
    »Das weiß ich. Warum hast du Clarissa den Text geschickt?«
    »Das habe ich nicht. Ich habe dieses Buch seit über zwanzig Jahren nicht mehr gesehen.«
    Billy ging einen Schritt zurück und hob abwehrend die Hände vor ihre Brust. »Erzähl hier keine Scheiße.«
    Tamys Arme hingen leblos herunter, ihre Knie waren fest aneinandergepresst. Ihr Gesichtsausdruck war auf einmal gespenstisch leer.
    »Die SMS von Oren. Nachdem du joggen warst, hatte ich den Einfall, dass die Nummer zu einem Schließfach am Bahnhof gehören könnte«, sagte sie leise. »Ich fuhr hin. Hauptbahnhof Emmendingen. Es war nur ein Versuch. Tatsächlich gibt es dort einen Spind mit dieser Nummer. Er war zugeschlossen. Ich fragte einen Beamten hinter dem Schalter, ob es möglich

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