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Schattenbrut (German Edition)

Schattenbrut (German Edition)

Titel: Schattenbrut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Seider
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sei, ihn zu öffnen. Und der Mann sagte, dass ein junger Mann den Schlüssel abgegeben habe mit der Bitte, ihn auszuhändigen, sollte jemand danach fragen.
    Das Tagebuch lag darin. Das Buch, das ich seit zwanzig Jahren vermisse. Es lag da, als sei es für mich bestimmt. Als hätte Oren gewollt, dass ich es finde.«
    »Oren hat das Tagebuch gehabt?«
    Tamy schüttelte heftig den Kopf. »Nein. Ich glaube, dass er es jemandem weggenommen hat und uns damit warnen wollte. Ich glaube, er wusste, dass er sterben wird.«
    »Die SMS ging an mich«, grübelte Billy laut.
    »Ich glaube, dass du es hättest finden sollen.«
    »Wo sollte er das Tagebuch herhaben? Er war damals ein Baby.«
    Tamy schlang die Arme um ihren Körper. »Können wir uns setzen? Ich werde alles erzählen.«
    »Nein. Ich will es jetzt und hier wissen.«
    Tamy schloss die Augen, öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Es war deutlich, dass sie einen inneren Kampf führte. »Okay«, sagte sie schließlich. »Es wird höchste Zeit, dass du es erfährst.«

33.
     
    »Hast du uns gut drauf?«, fragte Billy atemlos, nachdem Frank aus dem Bad gestürzt war.
    »Ich denke schon«, gab Tamy zurück.
    »Was heißt, du denkst schon? Du wirst doch wissen, ob du seinen und meinen Kopf auf das Bild bekommen hast.«
    »Das habe ich.«
    »Spitze!« Billy klopfte ihr anerkennend auf die Schulter und Tamy fühlte, wie ihr vor Stolz die Hitze in den Kopf stieg.
    »Wann kannst du das Bild entwickeln lassen?«
    »Nach der Schule gehe ich in die Stadt, die machen das innerhalb einer Stunde.«
    »Wahrscheinlich hat unser Judenpimmel bis dahin schon mit seiner Paula Schluss gemacht. Aber bringe den Film trotzdem gleich weg.« Billy kicherte, während sie sich gründlich die Hände wusch und sich dann das Gesicht abrieb.
    »Hast du Lust, später mit mir in die Stadt zu gehen?«, fragte Tamy.
    »Ich habe keine Zeit.« Billy zog mehrere Papiere aus dem Handtuchspender und trocknete sich ab.
    »Bis später«, sagte sie und verschwand nach draußen. Tamy sah ihr noch hinterher, als die Tür hinter Billy längst zugefallen war.
    Im Bus drückte sie sich in die letzte Sitzreihe, nahm ihren Lederrucksack auf den Schoß und umklammerte ihn. Die Türen schlossen sich und sie atmete erleichtert auf.
    »Warten Sie«, rief einer der Jungs, die weiter vorne saßen, und drückte seine Nase gegen die Scheibe. Tamy folgte seinem Blick und presste ihre Schultasche noch fester an sich. Frank kam angerannt. Die Tür öffnete sich, er sprang herein und der Bus fuhr an. Tamy sah schnell aus dem Fenster hinaus, doch sie spürte deutlich seinen Blick, bevor er sich auf einen der Sitze fallen ließ. Sie hatte nur zwei Stationen zu fahren, manchmal, wenn die Sonne schien, lief sie sogar nach Hause, doch heute regnete es. Nicht stark, nur ein leichter Nieselregen, doch Tamy war schon immer anfällig für Erkältungen gewesen.
    Als der Bus am Straßenrand hielt, stieg sie rasch aus, den Blick fest auf den Boden geheftet. Sie schulterte ihren Rucksack und bog eilig um die nächste Ecke.
    »Tamara«, hörte sie eine heisere Stimme hinter sich und zuckte zusammen. Langsam blieb sie stehen und drehte sich um. Frank kam ihr hinterher und baute sich vor ihr auf.
    »Was tust du hier«, fragte Tamy.
    »Ich wollte mit dir reden, und da ich dich ungern vor den anderen blamieren will, bin ich dir gefolgt.« Ein Grinsen. »Ich habe dein Tagebuch.«
    »Quatsch.«
    »Sieh nach, wenn du es nicht glaubst.«
    Ohne Frank aus den Augen zu lassen, ließ Tamy ihre Tasche vom Rücken auf den Boden gleiten und öffnete sie. Sie trug ihr Tagebuch immer bei sich, manchmal schrieb sie darin, während die anderen auf dem Pausenhof spazierten, manchmal sogar während des Unterrichts. Hektisch schob sie die Bücher zur Seite, doch das Tagebuch war nicht da.
    »Gib es mir!« Sie richtete sich auf und bemühte sich um einen entschlossenen Blick.
    »Gerne. Wenn du mir den Film gibst.«
    »Billy hat ihn«, log Tamy.
    »Dann hole ihn dir.« Er sah auf seine Armbanduhr. »Der Fotoladen hat Mittagspause bis fünfzehn Uhr. Bis dahin warte ich bei mir zu Hause auf dich. Wenn du nicht kommst, dann wird morgen jeder in der Schule Kopien deines Tagebuches bekommen.« Er zwinkerte. »Ich freue mich schon darauf, die witzigsten Passagen herauszusuchen.« Er drehte sich um und lief zurück.
    »Warte«, rief Tamy und lockerte den Schal um ihren Hals, der sie zu ersticken drohte.
    »Ja?« Frank wandte sich zu ihr.
    »Ich ...« Ihre Finger kneteten

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