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Schattenbrut (German Edition)

Schattenbrut (German Edition)

Titel: Schattenbrut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Seider
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aufgetaucht.« Sie zog geräuschvoll ihre Nase hoch. »Ich wollte mir ihr reden«, wimmerte Tamy. Ich wollte nur mit ihr reden, aber ...« Sie kniff die Augen zusammen, als könne sie damit Billys Blick entkommen. »Ich hatte keine Angst mehr, aller Welt die Wahrheit zu sagen. Nur die Vorstellung, dass du es weißt, dass dir klar wird, dass alles meine Schuld ist, davor hatte ich schreckliche Angst.«
    »Warum hast das nicht früher gesagt?« Billy drückte sich die Fingerspitzen gegen die Stirn und massierte sie mit kreisenden Bewegungen.
    Tamy öffnete die Augen wieder. »Ich wollte es dir sagen, ich wollte es die ganze Zeit. Aber dann sah es so aus, als sei Oren Clarissas Mörder. Und ich habe wirklich geglaubt, dass es hier nur um dich geht. Dass ich nur auf dich aufpassen muss. Ich dachte, dass es Oren war, der mit Clarissa gesprochen hat und sie dann getötet hat, damit sie dir nichts davon erzählt. Erst als ich erfuhr, dass Oren nicht dein Sohn sein kann, wusste ich, dass es hier wirklich um mich geht.«
    Billy schüttelte fassungslos den Kopf. »Und was glaubtest du, woher Oren den Text hat?«
    »Ich hatte gehofft, dass der Mord an Clarissa nichts mit dem Text zu tun hat. Dass alles ein großer Zufall war.« Sie weinte nun hemmungslos.
    Billys Kopf drohte zu platzen. Sie drehte sich um, öffnete die Stalltür und ging langsam zu einer der Boxen. Ein dunkles Pferd mit einer weißen Blesse streckte seinen Kopf zu ihr und pustete mit den Nüstern warme Luft in ihr Gesicht. Billy strich dem Tier über die Stirn.
    Tamy trat neben sie und lehnte sich gegen die Bande der Pferdebox. »Sag doch etwas.«
    Billy schüttelte den Kopf. »Ich bin froh, dass gleich die Polizei kommt und die Sache in die Hand nimmt.«
    »Ich auch. Katja ist gefährlich.«
    »Ich kann es mir immer noch nicht vorstellen.«
    »Hast du vergessen, wie sie dich angegriffen hat?«
    Der warme Geruch des Pferdes beruhigte Billy. »Katja hatte das Tagebuch. Und weiter? Sie war ein Kind, als Frank starb. Und es gab keinerlei Grund für sie, Clarissa umzubringen.«
    Tamy stöhnte. »Sie musste Clarissa umbringen, weil Clarissa Katja kannte. Diese Person, mit der sich Clarissa traf: Katja passt optimal. Clarissa hat ihr etwas geschuldet, sie trug Mitschuld, dass Katjas Bruder tot war.«
    »Ich mag sie.«
    »Ja, sie mag dich auch.« Tamys Stimme überschlug sich beinahe. »Hast du gesehen, dass sie alle Stellen in meinem Tagebuch, in denen es um dich ging, farbig markiert hat?«
    »Sie war das?« Sie wandte sich zu Tamy, woraufhin das Pferd sie sachte am Rücken stupste.
    »Ja, sie war das.« Sie schniefte wieder.
    »Hast du kein Taschentuch?«, fuhr Billy sie an.
    Tamy kramte verlegen in ihrer Hosentasche. »Nein. Katjas Rache ging um mich, nicht um dich. Du scheinst ihr Vorbild zu sein, so wie du meines warst.«
    War es das wirklich? War ihr Katja deshalb so sympathisch, weil sie instinktiv deren Bewunderung gespürt hatte? War es nur Billys eigene Eitelkeit? Das Pferd schnaubte leise.
    In diesem Moment hörten sie die Geräusche eines heranfahrenden Motors, im nächsten Augenblick fielen die Lichter der Scheinwerfer in den Stall. Das Pferd wich erschrocken zurück und es polterte, als es mit dem Hinterteil gegen Holz stieß.
    »Alles in Ordnung«, flüsterte Billy beruhigend und gab Tamy ein Zeichen, ihr zu folgen, als sie in die mittlerweile dunkle Nacht hinaustrat.
    Es war ein Polizeiauto und zwei junge Frauen in Uniform stiegen aus und kamen auf sie zu. Sie hatten beide eine Hand in den Jacketttaschen. Die brennenden Scheinwerfer ihres Dienstwagens tauchten den Hof in ein unnatürliches Licht.
    »Jetzt erzählst du all das der Polizei«, sagte sie zu Tamy.
    »Frau Thalheimer?«, fragte eine der Frauen.
    Billy nickte und gab den Beamtinnen die Hand. Beide waren jung und hübsch, eine blond, die andere dunkelhaarig.
    Tamy trat neben Billy auf die Frauen zu, rote Flecken hatten sich auf ihren Wangen und ihrem Hals gebildet.
    »Das ist Tamara Winkler. Katja Himmel ist verschwunden und die Waffe, von der ich sprach, war nur ein Spielzeug«, erklärte Billy rasch.
    Eine der Frauen verzog ärgerlich die Stirn, als Billys Handy klingelte. Sie zog es aus der Manteltasche.
    »Erklär du die Sache«, sagte sie und betrat wieder den Stall, um das Gespräch anzunehmen.
    »Kommissarin Wenberg hier«, meldete sich eine vertraute Stimme.
    »Oh«, gab Billy zurück und presste den Hörer auf ihr Ohr.
    »Ist alles in Ordnung bei Ihnen?«, fragte Wenberg. Draußen

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