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Schattendämonen 3 - Nybbas Blut - Benkau, J: Schattendämonen 3 - Nybbas Blut

Schattendämonen 3 - Nybbas Blut - Benkau, J: Schattendämonen 3 - Nybbas Blut

Titel: Schattendämonen 3 - Nybbas Blut - Benkau, J: Schattendämonen 3 - Nybbas Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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nichts zu sagen. Einen Moment rang sie gegen den Impuls, wieder zu gehen. Sie gehörte hier nicht mehr hin. Sie war längst Teil einer Realität geworden, die in dieser menschlichen, bodenständigen Welt nichts als Katastrophen verursachte. Sie sollte wirklich gehen und Mama zwischen Maroon5 und Che-Guevara-Gemälden in Ruhe lassen.
    Doch da war Mary schon von der Leiter geklettert, lief auf sie zu und zog sie in eine stürmische Umar m ung. Einen Moment verharrten sie schweigend Arm in Arm, Joana blinzelte die Tränen weg und wusste, dass ihre Mutter dasselbe tat. Dann rückte Mary ein wenig von ihr ab und sah sie an. Joana konnte ihren Blick nicht halten und senkte den Kopf. Mary war barfuß und zwischen ihren Zehen klebten nasse Tape tenfetzen. Der Anblick, der Geruch und die Musik, die durch nackte Wände immer diesen besonderen Klang von neuem Zuhause bekam, brachen schlag artig Erinnerungen auf, die sie sorgsam zu verschlie ßen versucht hatte. Sie sah sich, wie sie Nicholas einen Klumpen heller Farbe aus dem Haar knibbelte, nach dem er ihr einen Papierhut aus Zeitung gebastelt hatte.
    Himmel, wo bist du nur? Geht es dir gut?
    „Ich wusste, dass du kommen würdest“, sagte Mary. Es klang unheilvoll, aber das mochte sich Joana ein bilden, weil es in ihren Ohren schrecklich rauschte. Sie spürte kalten Schweiß auf d en Schläfen ausbre chen.
    „Und ich muss mich ganz dringend mal setzen.“
    „So schlimm?“ Mary zog ihr einen Hocker heran. „Das ist meist nur in den ersten Wochen so.“
    „Bekomme ich dein Wort drauf?“, fragte sie tro cken. Doch dann stutzte sie. „Moment. Mama, woher weißt du davon?“
    „Denkst du, dich hätte der Storch gebracht?“
    „Du weißt, was ich meine.“ Schwindel stieg ihr in den Kopf. Ob Nicholas Mama kontaktiert hatte? Mit einem Mal war alles durcheinander. Niemand wusste von dieser Schwangerschaft. Nicht einmal Nicholas. Shit, jeder Gedanke an ihn war ein Stich durch den Körper. Sie atmete durch und sah auf. „Alles ist schiefgegangen.“
    Mary nickte. „Ich weiß.“
    „Nicholas … er ist fort. Ich brauche ihn und kann ihn nicht finden.“
    „Schatz, ich weiß.“
    „Woher denn, zum Henker noch mal !“
    „Eine lange Geschichte. Sehr viel länger als du denkst. Aber ich fürchte, du hast Zeit und willst sie hören.“
    „Diese Geschichte … sie wird mir nicht gefallen, oder?“
    Mary lächelte, aber dieses Lächeln war weit entfernt von Glück. „Nein. Das wird sie wirklich nicht.“
     
    ~*~
     
    Fassungslos starrte Nicholas in den Fernseher. Es waren nicht die Bilder einer Schießerei, die sich eine Hehlerbande mit der Polizei liefert e , die ihn verstör ten. US-amerikanische Polizei im Übrigen, und die Berichterstattung erfolgte auf Englisch. Oh Scheiße, wo war er gelandet? Was ihn deutlich mehr irritierte, war das Datum. Es war April. Mitte April! Vor Sekun den noch war März gewesen und er hatte in einem Café in Loulé Kaffee getrunken und über Joanas Geburtstagsgeschenk nachgedacht. Dieser Geburtstag war jetzt vorbei. Wo waren die letzten vier Wochen hin? Wo war Jo? Er hatte nicht die geringste Ahnung, was in dieser Zeit passiert war, wo er gewesen war und was er getan hatte.
    Sein Körper war der alte. Das mochte eine Kleinig keit sein, aber es erleichterte ihn. Er fühlte sich ein wenig matt, eher wie nach zu wenig Schlaf statt nach zu viel. Ein Koma war auszuschließen, er war weder dünner geworden noch schien er ansonsten irgendwie verändert. Sein dämonisches Inneres ruhte still in sei ner Mitte. Ein bisschen zu still für seinen Geschmack. Was zum Geier war geschehen?
    Er sah sich um. Der überdimensionale Flachbild schirm war Mittelpunkt eines Wohnzimmers von der Größe einer Halle. Marmorboden in der Farbe von Asche, hohe Wände, eine stuckverzierte, gewölbte Decke. Sitzmöbel in der Preisklasse von gut ausgestat teten Mittelklassewagen. Gemälde, die einen Kunst kenner vermutlich zum entzückten Stöhnen gebracht hätten. In einer Glasvitrine lag ein dickes, uraltes, aufgeschlagenes Buch. Dreck, war das eine Bibel? Wenn die Hütte dem Luzifer gehörte, was nicht ganz auszuschließen war, dann hatte der – Verzeihung, er war ja inzwischen eine ‚Die‘ – , Sinn für Humor. In einer Ecke stand eine Ebenholzbar, die Nicholas mehr interessierte als fürstliche Bettlektüre. Auf den ersten Blick war sie bestens gefüllt mit den erlesensten Tropfen. Wenn er hier schon auf die buchstäbliche Erleuchtung warten musste, konnte er sich

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