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Schattendämonen 3 - Nybbas Blut - Benkau, J: Schattendämonen 3 - Nybbas Blut

Schattendämonen 3 - Nybbas Blut - Benkau, J: Schattendämonen 3 - Nybbas Blut

Titel: Schattendämonen 3 - Nybbas Blut - Benkau, J: Schattendämonen 3 - Nybbas Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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schmalen Grad zu erbarmungslos mit einem plötzlichen Sprung überquert , und da Joana von der Klimaanlage stets Kopfschmerzen bekam, garte sie im Wagen im eigenen Saft. Oder bildete sie sich diese Hitze nur ein?
    Den Brief hatte sie, paranoid , wie sie sich fühlte, unter das T-Shirt in den BH gesteckt. Dort weichte er langsam auf und bekam Salzränder.
    Er schien zu pochen wie ein externes Herz.

5
     
    J
    oana fühlte sich in Berlin fast wie zu Hause. Neukölln erinnerte an die Ama dora, die Vorstadt Lissabons, in der jene Menschen lebten, die sich das teure Stadtzentrum nicht leisten konnten. Es war bunt, laut und schmut zig und voller bunter, lauter, schmutziger Kinder. Mütter kreischten ihnen hinterher, während sie Wäscheleinen zwischen den Fenstern behängten, Väter tranken auf den Hauseingangsstufen aus Papp bechern und rauchten. Nur , dass hier zumeist eine wilde Mischung aus Deutsch, Türkisch, Arabisch und Englisch gesprochen wurde, wies darauf hin, dass sie sich in Berlin statt in Portugal befand. Das Klingel schild zeigte, dass sie vor dem richtigen Haus stand. Zwölf Wohnungen, die Hälfte davon leer stehend . Die Außenfassade zierte n überdimensionale Graffiti von Che Guevara. Der Klingelknopf hatte einen Riss und dadurch bedingt eine scharfe Kante, an der sich Joana prompt in den Zeigefinger schnitt. Im Inneren des Hauses bellte ein gefühltes Rudel Hunde. Jazz musik ertönte aus einem offenen Fenster im Erdge schoss. Auf Anhieb fand Joana, dass ihre Mutter sich die perfekte Wohngegend ausgesucht hatte. Mary war zwar nie schmutzig gewesen, dafür doppelt bunt und gern laut. Wie in den Slums, in denen ich groß geworden bin, würde ich gern noch mal wohnen, auch wenn es komisch kling t , hatte sie einmal gesagt, wehmütig in ihrer hübschen Hamburger Souterrainwohnung sitzend. In Hamburg, so hatte sie behauptet, gab es Bonzengebiete und Rot lichtviertel, mehr nicht. Eine bornierte Ansicht, aber mit der Stimmung in dieser Gegend war Hamburg tatsächlich nicht zu vergleichen. Das Hunderudel stei gerte das Gekläff bis zur Hysterie, als der Türsummer brummte und Joana in den Flur trat. Ihr schauderte bei der Vorstellung, die Tür, hinter der die Hunde lauerten, würde sich öffnen. Hunde waren ihr nie geheuer gewesen und ihre Erlebnisse in Island hatten nicht dazu beigetragen, sie diese Tiere aus anderen Augen sehen zu lassen. In irgendeiner Wohnung drehte jemand den Fernseher lauter; ein sinnloser Protest gegen das Gekläff. Mit einem flauen Gefühl im Bauch ging sie nach oben, vorbei an Imbiss budentüten, Kaugummis und plattgetretenen Eiswaf feln, die das Treppenhaus in eine Slalomstrecke ver wandelten. Jeder andere wäre vor Scham im Boden versunken, wenn die eigene Mutter in derartigen Ver hältnissen lebte, während die Tochter es sich in einem villenartigen Haus an der Algarve gut gehen ließ. Joa na und Mary wussten es besser. Mary war die, die bisher in Luxus gelebt hatte. Unbedroht von Dämo nen, so ahnungslos, dass sie fast zu beneiden war.
    Sie erkannte die angelehnte Wohnungstür ihrer Mut ter sofort. Mary hatte eine ghanaische Flagge über den Türspion gehängt, dahinter plärrten Maroon5 und Christina Aguilera gemeinsam ihr Moove like Jagger . Joana musste grinsen, auch wenn es vermutlich müde geriet. Typisch Mama.
    Sie klopfte und trat ein. Ein Papierstück, das sich als ein Stück Tapetenrest herausstellte, klemmte sich unter der Tür fest, sodass sich diese nur mit Gewalt öffnen und schließen ließ. Der Korridor war voll von diesen Fetzen. Mary stand in Jeans und einem Männerhemd auf einer Trittleiter im Wohnzimmer und kratzte Raufasertapete von den hohen Altbau wänden. Joana atmete flacher. Aufgeweichter, alter Kleister roch aus irgendeinem Grund immer wie Männerschweiß.
    „Ich renoviere!“
    „Ah.“ Joana schluckte Enttäuschung hin unter. Sie hatte ihre Mutter seit fast einem Jahr nicht gesehen und die Begrüßung etwas herzlicher erwartet. Um ehrlich zu sein, hatte sie auf etwas Trost und Mitge fühl gehofft. Gleichzeitig war ihr klar, wie albern das war. Schließlich war Joana im letzten Jahr ohne ein Wort des Abschieds verschwunden und hatte nichts als kryptische Warnungen und Andeutungen zurück gelassen. Seitdem hatte sie ihre Mutter nicht mehr an ihren Sorgen teilhaben lassen; nicht mal von Nichola s’ Verschwinden oder dem Kind hatte sie bisher ein Wort gesagt. Nicht am Telefon, hatte sie sich einge redet. Doch inzwischen wirkte es verlockend, übe r haupt

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