Schattendämonen 3 - Nybbas Blut - Benkau, J: Schattendämonen 3 - Nybbas Blut
irgendeinem faulen Zauber stand und ihren Blick mit dem Charme eines Zombies erwidern wür de, aber der Luzifer war besser als sie gedacht hatte. Als er Marina ansah, glühten seine Augen und seine Lippen teilten sich. Begehren drang ihm aus jeder Pore; echtes Begehren, das Joana sehr gut kannte.
Sie musste die Zähne zusammenbeißen, um nicht zu schreien. Es tat weh, ihn so zu sehen. Doppelt weh, weil sie ihn so sehr vermisst hatte und er nun so schlimm aussah und dreifach weh, weil er ihr keinen Blick schenkte, sondern mit all seiner Aufmerksamkeit an Marinas Lippen klebte.
„Wer auch immer deine Haare geschnitten hat, Nicholas“, sagte sie, um nicht wortlos herumzuste hen , „du solltest ihn verklagen. Es sieht aus, als hätten dich Ratten angefressen.“
Marina reichte ihm eines der Gläser und fuhr spiele risch durch die Katastrophe, die mal eine Frisur gewe sen war. Sie stießen die Gläser unter einem feinen Klirren aneinander und ignorierten Joana. Marina tauchte den Zeigefinger in Nichola s’ Champagner, überdeutlich nahm Joana trotz der Entfernung die winzigen Bläschen war, die um ihren Nagel aufstie gen.
Joana fühlte sich brutal in einen Traum gestoßen, den sie als Teenager häufiger geträumt hatte: Sie be fand sich inmitten von Menschen, H underte von Menschen, die sie kannte, doch keiner nahm sie wahr. Sie war unsichtbar, unfähig, etwas zu berühren und stumm, so sehr sie auch zu schreien versuchte.
Ganz langsam zog Marina ihren perfekt manikürten Finger aus dem Glas und zeichnete damit Nicholas Lippen nach. Er schloss die Augen, spielte mit der Zunge an ihrem Finger.
Joana kippte ihr Glas aus, ließ das Wasser über den Marmorboden fließen, warf schließlich das Glas hin terher, sodass es in winzige Scherben zersprang. Nie mand zuckte auch nur zusammen oder sah in ihre Richtung.
Ganz vage hatte sie das Gefühl, die Erde würde schwanken. Ein weiteres Erdbeben? Vielleicht wankte auch nur ihre eigene Welt.
Was hatte sie denn erwartet? Sie wusste, dass es schlimm werden könnte. Sie wusste, dass es hier und heute enden konnte. Für immer enden.
Nein. Sie durfte jetzt nicht einknicken.
Gerade wollte sie entschieden dazwischengehen und den Kuss zwischen dem Luzifer und Nicholas verhin dern, der bereits wie eine ausgesprochene Warnung im Raum hing, da öffnete sich die Tür und eine hüb sche junge Frau mit asiatischen Zügen trat ein. Joana wusste sofort, dass sich dahinter ein Dämon verbarg, und der hasserfüllte Blick, den sie sich einfing, machte ihr klar, dass sie diesen Dämon bereits einmal gesehen hatte. Sie trat vorsichtshalber ein wenig zurück und bewegte die Finger, wie um sie für einen Einsatz auf zuwärmen. Die Asiatin rauschte jedoch schnurstracks zu Marina und raunte ihr etwas ins Ohr. Joana ver stand: Riesenkrake – Angriff – Küste – Tote – Walan griffe auf Schiffe – Panik und Leviathan. Genug für Joana, um eigene Schlüsse zu ziehen. Offenbar war der Fürst des Neides keineswegs beeindruckt von Luzifers Drohung und fuhr nun beeindruckende Ge schütze auf. Sie war fast erleichtert, dass niemand den Fernseher einschaltete und sie die Bilder nicht sehen musste.
Im Kreise ihrer Gastgeber schien man sich nicht einig, ob und wie man auf die neuen Provokationen reagieren sollte. Die Asiatin schien unruhig und drängte darauf, etwas zu tun, während Marina alles mit einer beiläufigen Handbewegung abwinkte. Ni cholas nahm einen Schluck Champagner und schien nicht zu bemerken, dass es hier um einen möglichen Weltkrieg ging, in dessen Zentrum er selbst stand.
„Wie schade“, sagte Joana laut, „dass meine Zeit drängt.“ Während der paar Schritte zu Nicholas muss te sie sich größte Mühe geben, niemanden das Zittern ihrer Knie bemerken zu lassen. In ihrem Bauch flat terte etwas. Die Unruhe? Es fühlte sich an , als platz ten kleine Bläschen und streiften an ihrer Bauchinnen seite entlang.
Kurz spielte sie mit dem Gedanken, Nicholas zu be rühren, doch er sah sie an, als wären sie allenfalls ent fernt bekannt und ihre Angst, auch eine Berührung würde daran nichts ändern, war zu groß.
„Es wird Zeit für mich, ich möchte deine Gast freundschaft nicht länger strapazieren“, sagte sie an Marina gewandt. „Ich wäre dir sehr verbunden, wenn du die Zombifizierung meines Freundes nun für einen Moment aufheben könntest, damit er sich entscheiden kann. Ich bin wirklich sehr beeindruckt, wie wortkarg du ihn bekommen hast, aber ich hätte ihn doch gern
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