Schattendämonen 3 - Nybbas Blut - Benkau, J: Schattendämonen 3 - Nybbas Blut
vollkommen wider wärtig und doch nicht mehr zu ändern.
„Was soll das!“, keifte Marina. Er konnte sich nicht erinnern, dass sie jemals so plötzlich wütend gewor den war. So sah das also aus, wenn der Luzifer seinen Willen nicht bekam. Interessant. Ihr anklagender Blick schoss zwischen ihm und Joana hin und her. „Du hast deine Anweisungen. Warum befolgst du sie nicht?“
Joanas Blick schien dasselbe zu fragen. Nicholas hätte fast mit den Schultern gezuckt, aber nicht ein mal das gelang.
Joana – Jo! Ich brauche eine Anweisung!
Marina sah aus, als würde sie gleich zu Plärren be ginnen und mit den Füßen trampeln wie ein Klein kind. Sie mochte harmlos aussehen, nahezu lächerlich, weil ihr Gesicht langsam die Farbe von Himbeeren annahm, aber er spürte, wie sich in ihr gefährliche Macht zusammenbraute. Zunächst nutzte sie diese nur, um lautlos nach ihren Anhängern zu schreien.
Joana – tu etwas!
Die Tür flog beinah aus den Angeln und zwei mas sige Gestalten, die Nicholas noch nie gesehen hatte, stürmten in den Raum. Joana tat etwas. Sie packte das winzige Messerchen, das sie hineingeschmuggelt hatte , und hielt es sich vors Gesicht, wie um sich dahinter zu verstecken.
Jo! Jo, bitte. Jetzt!
Einer von Marinas Bodyguards hatte sie erreicht und griff nach ihr, sie wich entsetzt zurück. Endlich überwand sie ihr fassungsloses Schweigen. „Nicholas, hilf mir!“
Ihm war, als zerrissen Ketten. Er schnellte vor, er wischte den ersten Angreifer mit einem Tritt gegen die Rippen, während Joana ihm ihr Messerchen von unten ins Kinn jagte. Sie hatte interessante Dinge gelernt. Unter anderem das Töten ohne ein Zögern. Er wusste nicht auf Anhieb, ob er das guthieß .
Marina kreischte wütend auf. Nicholas drehte sich dem zweiten Angreifer zu, packte dessen Arm und beförderte ihn mit seinem eigenen Schwung auf den Boden, wobei das Schultergelenk knirschend und schmatzend brach. Joana musste den Fuß auf dem Kinn des ersten Angreifers absetzen, um ihr Messer wieder freizubekommen. Der zweite Angreifer zog mit links eine Waffe aus dem Gürtelholster, aber anscheinend war er Rechtshänder. Er war den Bruch teil einer Sekunde zu langsam, den Nicholas brauchte, um den Kopf des Bodyguards mit beiden Händen zu umfassen und zunächst dessen Nase an seinem Knie zu zertrümmern und ihm dann das Genick zu bre chen.
Marina heulte einen Befehl, der abrupt abbrach, als Joana die Hände hob – keinesfalls in einer defensiven Geste, sondern drohend.
„Still, Luzifer“, sagte sie, ein wenig schwerer atmend als gewöhnlich, aber mit scharfkantigem Frost in der Stimme. „Ein weiterer Angriff, und ich banne dich.“
Marinas Stimmung schlug nach außen hin im gleichen Moment um. Ein überhebliches Lächeln schmückte ihr schönes Gesicht. „Du kannst nicht bannen, Clerica. Der Parasit in deinem Inneren verhindert es.“
„Ich bin keine Clerica.“ Joana zog die Nase hoch. Sie wirkte wie das Mitglied einer Mädchen-Gang aus der Bronx, das sich der Kraft seiner Fäuste bewusst war.
„Du hast die Kräfte der Clerica“, erwiderte Marina gespielt mitleidig, „demnach wohl auch ihre Schwä chen. Als Weib hast du einen Nachteil. Sobald du ei nen Braten in der Röhre hast, ist Schluss mit Heldin-Spielen.“
Joana trat drei Schritte vor, bis sie zwischen Nicho las und Marina stand. Nun lächelte auch sie. „Wie kommst du auf den Unsinn, ich hätte irgendetwas in meiner Röhre?“
„Nur ein Wort: Späher.“ Marina sang dieses eine Wort. Sie strich in ihr Dekolleté und holte den An hänger einer Kette zwischen ihren Brüsten hervor. Es war ein Schlüssel. „Na? Klingelt es?“
Joana nahm diese Information, mit der Nicholas überhaupt nichts anfangen konnte, gelassen hin. „Du hast in meinem Müll gewühlt wie ein hungriges Tier? Du hast meinen vollgepinkelten Schwangerschaftstest geklaut? Wie erbärmlich ist das denn?“
„Effektiv“, schoss Marina zurück. Der Schlüssel verschwand wieder zwischen ihren Brüsten.
„Du hättest mich besser kennenlernen sollen“, sagte Joana.
„Was willst du mir damit sagen?“
„Nur ein Wort.“ Sie sprach es kaum hörbar aus, formte das Wort beinah nur mit den Lippen. „Abtrei bung.“
Im nächsten Augenblick schoss irgendetwas durch die Luft – vermutlich ein Bann. „Bring uns hier raus, schnell!“, rief Joana und Nicholas packte sie ohne Rücksicht auf geprellte Knochen und zerrte sie aus dem Salon durch den Korridor. Ein Kreischen schwoll hinter ihnen an:
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