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Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn

Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn

Titel: Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.A. Salvatore
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voller Blumenbouquets vorgefunden. Es war der offenkundigste Liebesbeweis, den Danube ihr seit seiner Ankunft hatte zuteil werden lassen, ein Liebesbeweis, der sie auf nicht eben subtile Weise bat, ihre Freundschaft auf eine höhere und emotionalere Ebene zu heben, eine Ebene, von der Jilseponie noch nicht wusste, ob sie mit ihr würde umgehen können.
    Eine Ebene, nach der die Witwe Nachtvogels nie wieder geglaubt hatte, ein Verlangen zu verspüren.
    Als sie die Treppe hinunterstieg, erwartete er sie bereits – ein wenig nervös in seinem Sessel im Gemeinschaftsraum herumrutschend, wie Jilseponie bemerkte. Er war ein unverkennbares Wagnis eingegangen, ein gewaltiges Risiko für seinen Stolz.
    Und sie wusste nicht recht, wie sie auf dieses Wagnis reagieren sollte. Diese Erkenntnis kam ein wenig überraschend, aber das Letzte, was sie wollte, war König Danube zu kränken. All die Jahre, die er in Nachtvogels Schatten gestanden hatte, hatte er so viel Geduld mit ihr bewiesen und sie, von den Blumen einmal abgesehen, auch nie übermäßig unter Druck gesetzt. Wie sollte sie sich jetzt also verhalten?
    Sie ging zu ihm und blieb stehen, und als er sich darauf erhob, trat sie noch näher an ihn heran und gab ihm einen Kuss auf die Wange – was bei der rings um den Saal postierten Leibwache des Königs erstaunte Blicke und sogar überraschtes Keuchen hervorrief.
    Danube, offensichtlich völlig verblüfft, fing an zu stottern und zu stammeln und hatte große Mühe, wenigstens nach außen hin Haltung zu bewahren.
    »Sie sind wunderschön«, sagte Jilseponie. »Es geschieht nicht oft, dass ein Mann von Eurer Macht und Stellung sich so viel Mühe macht, und das trotz eines so großen persönlichen Risikos.«
    Der letzte Teil ihrer Bemerkung ließ Danube erstaunt stutzen; er sah sie fragend an. »Persönliches Risiko?«, wiederholte er und musste dann kopfschüttelnd lachen. »Was seid Ihr doch unverblümt, Baroness. Vielleicht ist das die Eigenschaft, die ich am meisten an Euch bewundere.«
    Auch Jilseponie strahlte übers ganze Gesicht. »Ich habe schon zu viel erlebt«, erläuterte sie, »als dass die Schwächen der menschlichen Natur mich noch übermäßig verwirren könnten. Nehmt meine Worte als großes Kompliment und als aufrichtigen Dank.«
    »Weil es mir gelungen ist, Euch den Morgen heiterer zu gestalten?«, fragte Danube. Als ihr Lächeln daraufhin noch strahlender wurde, genügte ihm das als Antwort.
    »Es ist ein prachtvoller Morgen; eine laue Brise weht durch die goldenen Strahlen der warmen Sonne«, fuhr der König fort. »Würdet Ihr mit mir ausreiten?«
    Es war eine Einladung, die auszuschlagen ihr nicht einmal in den Sinn kam, und so galoppierten Jilseponie und König Danube schon wenig später über die hinter Chasewind Manor gelegenen Felder, fühlten den Wind in den Haaren und die Sonne im Gesicht.
    Sie ritten fast den ganzen Vormittag und waren gerade dabei, auf der rückwärtigen Terrasse des Herrenhauses gemeinsam ein wunderbares Mittagessen zu sich zu nehmen, als Danube Jilseponie fragte, ob sie ihn auf einen Ausflug in den Golf von Korona begleiten wolle, eine kurze Bootstour, um sich die wunderbaren Delfine anzusehen, von deren Eintreffen zu Beginn der Woche Herzog Bretherford ihn unterrichtet hatte.
    Im Grunde hätte Jilseponie nichts lieber getan, als Danube bei diesem aufregenden Abenteuer zu begleiten, denn sie hatte gehört, wie sich ein paar seiner Soldaten über die Delfine unterhalten hatten, die elegant und mit vollendeter Körperbeherrschung zwanzig Fuß weit aus dem Wasser sprangen.
    »Ich fürchte, heute muss ich ablehnen«, war sie jedoch gezwungen zu antworten, »denn ich bin bereits vorher eine wichtige Verpflichtung eingegangen und habe nicht mehr genug Zeit.«
    Sie hatte den Eindruck, dass Danube sie nach den näheren Einzelheiten dieser Verpflichtung ausfragen wollte, vielleicht sogar, dass ein Funken Eifersucht in seinen grauen Augen aufblitzte. Zu seiner Ehre sei jedoch gesagt, dass er nicht weiter nachhakte. »Aber vielleicht reicht es noch für einen weiteren Ritt?«, fragte er stattdessen. »Einen kurzen Ausritt über die Felder hinterm Haus?«
    Jilseponie willigte lächelnd ein, und kurz darauf waren die beiden abermals unterwegs und ritten in lockerem Trab über das wunderschöne Gelände hinter Chasewind Manor, umhüllt vom schweren Duft der sommerlichen Felder, während das Gezwitscher unzähliger Vögel die geschmeidigen Bewegungen der Pferde mit einem natürlichen Lied

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