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Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn

Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn

Titel: Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.A. Salvatore
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kostspieliges Getränk.
    Mit einem breiten Grinsen, das die ganze Pracht seiner sechs Zähne offenbarte, füllte der Mann den silbernen Becher zur Hälfte und reichte ihn De’Unnero.
    »Darauf, dass du mir die Mühe erspart hast, diese Narren selber umzubringen«, brachte Micklin mit erhobenem Becher einen Toast aus, woraufhin sämtliche Becher im Raum erhoben wurden – bis auf einen.
    Marcalo De’Unnero starrte in den farblosen, leicht moussierenden Trester, sog das feine Bouquet durch die Nase ein und begann sich mit dem Gedanken abzufinden, dass er dieser Männern diese kleine Feier schuldig war. Er betrachtete den Trester – ausgerechnet! – und wusste nur zu genau, dass allein der Schluck in seinem Becher einen kleinen Beutel Goldstücke wert war.
    Als der frühere Mönch Augenblicke später den Kopf hob, sah er, dass noch immer alle Becher erhoben und aller Augen geduldig wartend auf ihn gerichtet waren.
    »Runter damit, und dann ’ne Rede!«, rief einer der Männer aus dem Hintergrund, woraufhin alle in schallendes Gelächter ausbrachen.
    Selbst Marcalo De’Unnero musste gegen seinen Willen lachen. »Ich hab nur getan, was getan werden musste, mehr nicht«, sagte er.
    »Erst saufen, dann reden«, grölte einer, und der ganze Raum nahm den Zuruf auf, und schließlich tranken alle.
    Auch De’Unnero trank, langsam und vorsichtig, bis er das leichte Brennen spürte, das sich mit dem typischen Kribbeln und dem verräterisch feinen Aroma vermischte. Er wusste um die Stärke des Elfen-Tresters, eines überaus berauschenden Getränks, wenn auch nicht aus eigener Erfahrung. Denn Marcalo De’Unnero hatte sich stets in Disziplin und Selbstbeherrschung geübt und wusste, dass solche Schnäpse beides zunichte machen konnten. Säufer hatte er zur Genüge gesehen; die meisten von ihnen bettelnd vor den Toren von St. Mere-Abelle, und er empfand für diese schwächlichen Kreaturen weder Mitgefühl, noch wollte er irgendetwas mit ihnen zu tun haben.
    Dieses eine Mal aber trank er den Trester und ließ ihn in einem langen, tiefen Zug die Kehle hinunterrinnen. Dann straffte er sich, wischte sich den Mund ab und brauchte anschließend eine Weile, um sich wieder im Raum zurechtzufinden denn schon nach dem kleinen Becher dieser starken Flüssigkeit drehte sich ihm leicht der Kopf.
    »Los, und jetzt die Rede!«, grölten ein paar Männer, wurden aber von anderen mit dem lauten Ruf nach etwas Essbarem übertönt. Zu De’Unneros Erleichterung setzte sich der zweite Schlachtruf rasch durch, und mehrere Männer begaben sich hinter die Tische und schleppten mit Fleisch, Waldbeeren und Pfannkuchen – Unmengen von Pfannkuchen, mehr als De’Unnero je zu Gesicht bekommen hatte – beladene Tabletts herbei.
    Das Festmahl kam ihm überaus gelegen, zum einen, weil dessen schlichte Verlockungen ihn davon befreiten, eine Rede halten zu müssen, aber auch weil er spürte, dass er dringend etwas essen musste, um das Drehen in seinem Kopf zu unterbinden.
    Dann ließen sich alle nieder und nahmen die Unterhaltung wieder auf, während die Tabletts, auf die unweigerlich Flaschen folgten, an den Tischen herumgereicht wurden. De’Unnero wurde von allen Seiten mit Fragen bestürmt; die Männer wollten wissen, wie er es geschafft hatte, erst drei bewaffnete Männer im Dorf auszuschalten und schließlich einen vierten auf der Straße zu verfolgen und ebenfalls zu erschlagen.
    Bertram Dale hielt seine Geschichte so bescheiden wie möglich und schrieb seinen Erfolg eher einer gehörigen Portion Glück denn irgendwelchen bemerkenswerten Fähigkeiten zu; auf keinen Fall wollte De’Unnero die Aufmerksamkeit auf sein überragendes Kampfgeschick lenken, das in diesem unzivilisierten Kaff bestimmt den einen oder anderen provozieren würde, ihn zu einer Prügelei herauszufordern.
    Wie zu erwarten, verstummten die anderen Unterhaltungen schnell, als alle gespannt zuzuhören begannen.
    Nur der Mann gleich neben De’Unnero rührte sich noch und griff zur Tresterflasche, als wollte er dem Erzähler nachschenken.
    Ohne das geringste Stocken in seiner größtenteils erfundenen Geschichte hielt De’Unnero seine Hand über den Becher. Er war klug genug, nicht noch mehr von diesem starken Getränk zu sich zu nehmen.
    »Ach, Unsinn, die Pfannkuchen sind trocken«, widersprach der Mann mit der Flasche. »Wie willst du sie ohne etwas zum Nachspülen runterkriegen?« Als er lachend nach De’Unneros Hand greifen wollte, um sie fortzuschieben, packte De’Unnero

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