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Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn

Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn

Titel: Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.A. Salvatore
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Mensch, der entschieden hatte, dass seine Pflichten Vorrang hatten vor seinen persönlichen Träumen und Wünschen.
    Möglicherweise verbarg sich hinter den Ereignissen in St. Mere-Abelle tatsächlich eine ruchlose Intrige – allerdings war Abt Braumin gewiss nicht daran beteiligt, dafür kannte Jilseponie ihren Freund viel zu gut. Doch selbst wenn, konnte sie das Angebot, sollte es tatsächlich erfolgen, nicht ausschlagen. Es wäre nur zum Wohl des Volkes, wenn sie es annahm und König Danube anschließend erklärte, er würde dem Volk von Palmaris mit Braumins Ernennung zu ihrem Nachfolger einen guten Dienst erweisen – vorausgesetzt, es kam überhaupt dazu.
    »Noch hat er nicht um meine Hand angehalten«, gab Jilseponie ruhig zu bedenken.
    Abt Braumin lächelte breit. »Dann wird Eure Amtszeit als Bischöfin möglicherweise doch recht lang werden«, antwortete er.
    Jilseponie erwiderte sein Lächeln nicht, sondern bedachte den Mann mit einem strengen Blick. »Wie lange wollt Ihr die Stadt verlassen?«, fragte sie. »Für ein paar Monate, wenn ich nach Ursal gehe? Oder für immer, wenn ich hier bleibe?«
    Abt Braumin musste laut lachen. »Wenn Ihr in der Funktion der Bischöfin hier bliebet, würde ich im Norden bleiben, das ist wahr«, antwortete er. »Aber nur, weil ich in meinem Herzen wüsste, dass dem Volk von Palmaris damit besser gedient wäre. Und nur, weil ich mich dazu berufen fühle, die Heiligsprechung Avelyns zu überwachen.«
    Jilseponie konnte die strenge Miene ihrem lieben Freund gegenüber nicht aufrechterhalten. Kopfschüttelnd fing sie hilflos an zu lachen, schließlich beugte sie sich vor, nahm Abt Braumin in die Arme und küsste ihn auf die Wange. »Was immer es der Welt nützen mag, meine private Welt wird ohne Euch an meiner Seite ärmer sein.«
    »So weit weg ist Caer Tinella nicht«, erwiderte Braumin, obwohl beide ganz genau wussten, dass Jilseponie die Entfernung meinte, die sie im Falle einer Hochzeit mit König Danube trennen würde. Bis nach Ursal war es von Palmaris weit, über Land und über Wasser.
    Jilseponies Gedanken wirbelten wild durcheinander, nachdem Braumin sich von ihr verabschiedet hatte. Natürlich kannte sie die Gerüchte, denen zufolge König Danube in diesem Sommer um ihre Hand anhalten würde, aber sie so offen und nüchtern ausgesprochen zu hören, machte sie viel greifbarer und realer.
    Die junge Frau lehnte sich zurück und überlegte zum allerersten Mal ernsthaft, was sie auf einen solchen Antrag des Königs des Bärenreiches antworten würde. Einer Ernennung zur Bischöfin zuzustimmen war eine Sache, und im Grunde gar keine so schwierige Entscheidung, wenn sie aber Königin würde, hatte das sehr viel weitreichendere Auswirkungen auf ihr Privatleben.
    Während sie alleine dasaß und ihr immer wieder dieselben Gedanken durch den Kopf gingen, atmete sie ein Dutzend Mal tief durch, doch keiner dieser Atemzüge vermochte sie auch nur annähernd zu beruhigen.
     
    König Danube Brock Ursal saß einfach da, musterte seine beiden Gäste und hielt es für eine glückliche Fügung, dass Herzog Targon Bree Kalas sich in diesem Jahr gegen einen Besuch der Stadt Palmaris entschieden hatte. Denn wäre der launische Kriegerherzog in den Norden gekommen, säße er jetzt zweifellos neben König Danube, und wenn er hier säße, würde er zweifellos vor Zorn über den Vorschlag dieser beiden Abellikaner-Mönche erbeben, König Danube solle einen weiteren Bischof von Palmaris ernennen.
    »Ihr zweifelt nicht an Jilseponies Eignung«, stellte Abt Braumin ziemlich unverblümt fest. »Und zweifellos habt Ihr Recht, wenn Ihr vermutet, dass die Kirche sie dem Staat ein wenig stehlen möchte. Warum auch nicht? War es nicht Jilseponie selbst, die den Bund von Avelyn begründet und diese Kunde bis vor die Tore von St. Mere-Abelle getragen hat? War es nicht Jilseponie, die Bruder Avelyn Desbris, den man vermutlich bald heilig sprechen wird, zum Berg Aida begleitet hat, um dort gegen den Geflügelten zu kämpfen und ihn zu vernichten? Die Kirche wünscht sie sich schon seit vielen Jahren als Sprecherin, mein König.« Er endete mit einem lauten Lachen, obwohl ihm keinesfalls entgangen war, dass Meister Bou-raiy ihn mit einer Mischung aus Zorn und ungläubigem Staunen musterte.
    Nachdem er ihn einige Augenblicke fassungslos angestarrt hatte, brachte auch König Danube ein amüsiertes Lachen zu Stande.
    »Diese Aufrichtigkeit bin ich von Eurer Kirche nicht gewöhnt, Abt Braumin«, bemerkte

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