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Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn

Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn

Titel: Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.A. Salvatore
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sträuben, was damit endete, dass die Hälfte des Becherinhalts auf seiner Hose landete. Er sprang auf, da er die Bestie jetzt ganz deutlich spürte, dann zügelte er sich und riss sich unter Aufbietung seiner ganzen Kraft und Konzentration zusammen, sodass er kaum mitbekam, wie einer ihm den Arm nach oben bog, um den Becher an seine Lippen zu führen, wodurch auch der restliche Inhalt verschüttet wurde.
    De’Unnero registrierte die Bewegung kaum, würgte etwas von der Flüssigkeit hinunter und spürte das scharfe Brennen; erst jetzt wurde ihm bewusst, dass sie sich nicht einmal mehr die Mühe machten so zu tun, als gäben sie ihm Traubensaft.
    Trotzdem konnte er sie in diesem entscheidenden Augenblick nicht anschreien, denn er musste sich ganz auf das Geschehen in seinem Innern konzentrieren. Wieder wurde ihm ein Becher an die Lippen gepresst, dann noch einer; er schlug danach und versuchte sich torkelnd zu befreien, schrie, flehte sie an, ihn in Ruhe zu lassen.
    Zu ihrer Ehre sei gesagt, dass sie ihn tatsächlich gehen ließen, woraufhin er quer durch den Raum wankte, um schließlich krachend gegen eine Wand zu prallen. Sich an ihr abstützend gelang es ihm, sich umzudrehen, etliche Male tief durchzuatmen, den Wertiger mit jedem Atemzug zurückzudrängen und sich mit Gewalt zu innerer Ruhe zu zwingen.
    Er glaubte ihn besiegt zu haben, wenn er nur eine Weile dort stehen bleiben konnte, ohne trinken oder sprechen zu müssen.
    Ohne überhaupt etwas tun zu müssen. Nur Ruhe und Gefasstheit.
    Die Augen fest geschlossen und die Gedanken ganz nach innen gerichtet, bekam Marcalo De’Unnero überhaupt nicht mit, wie der beleibte Micklin, offensichtlich volltrunken, auf ihn zugetorkelt kam und sich vor ihm aufbaute.
    »Wie hast du das gemacht?«, lallte der dicke Kerl und versetzte ihm dabei einen harten Stoß gegen die Schulter.
    Das Gesicht eher wegen des Aufruhrs in seinem Innern als wegen Micklins grobem Schlag zur Grimasse verzerrt, schlug De’Unnero die Augen auf und sah den kräftigen Mann fragend an – wie auch die anderen, die grinsend hinter Micklin standen.
    »He, Meister Bertram Dale?«, hakte Micklin nach und versetzte ihm erneut einen Stoß. »Wie kommt es, dass ein so schmächtiger Kerl wie du diese Banditen fertig machen konnte? Hast du vielleicht Freunde hier, von denen wir nichts wissen?« Es folgte ein weiterer Stoß, und plötzlich wurde De’Unnero klar, dass der Mann in diesem Augenblick den Tiger womöglich unmittelbar attackierte.
    Denn da war sie wieder, die fürchterliche Bestie, für die Micklins Verhalten geradezu ein Leuchtzeichen war, um die gefährlichen Klippen von Marcalo De’Unneros getrübter Selbstbeherrschung zu umschiffen.
    »Wann bist du bloß zu einem so tollen Kämpfer geworden?«, fragte Micklin, schob sein Gesicht ganz nah an De’Unneros heran und bespuckte ihn mit jedem Wort. »Möchtest du uns vielleicht deine fabelhaften Techniken zeigen? Drei Männer fertig machen, dass ich nicht lache!« Micklin wandte sich um und sah grinsend in sein Publikum. »Wo er doch schon Mühe hatte, die Scheite zu treffen, und die haben still gehalten.«
    Das trug ihm einen Lacher ein, der noch mehr Zuschauer anlockte, die das sich anbahnende Spektakel verfolgen wollten. Die Männer unmittelbar hinter Micklin grinsten noch breiter; sie wussten, was gleich kommen würde.
    Zumindest glaubten sie das, wie De’Unnero erkannte. Wie sollten sie auch wissen, was Micklin mit seiner Stichelei tatsächlich anrichtete? Vermochte jemand, der den Wertiger weder gesehen hatte noch ermessen konnte, was es hieß, diese Bestie in sich zu spüren, das Ausmaß an urwüchsiger Wut und Kraft auch nur zu erahnen?
    In diesem Augenblick löste sich De’Unnero entschlossen von der Wand und richtete sich auf.
    »Drei Männer, dass ich nicht lache!«, grölte Micklin, drehte sich um und stieß De’Unnero unsanft zurück gegen die Wand.
    »Vier«, korrigierte ihn der ehemalige Mönch. »Du vergisst den einen auf der Straße. Sein Pferd habe ich übrigens auch getötet.«
    »Und das war der größte Blödsinn!«, tönte Micklin.
    De’Unnero konnte die Aufregung des Mannes durchaus verstehen. Von Anfang an hatte Micklin in dieser kleinen Gemeinde unleugbar und unwidersprochen das Sagen gehabt. Und nun hatte De’Unnero allein durch sein Vorgehen an jenem Tag, und ohne auch nur gegen Micklin selbst oder seine Vorherrschaft das Wort zu erheben, diese Stellung in Gefahr gebracht.
    Er sah deutlich, wie der hünenhafte,

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