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Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn

Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn

Titel: Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.A. Salvatore
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die Hand des Mannes mit einer blitzschnellen Bewegung und drückte sie geräuschvoll auf den Tisch.
    Die Bewegung selbst war eigentlich nicht weiter bemerkenswert, ihre Ausführung dagegen so perfekt, dass einige große Augen machten. De’Unnero spürte, dass einigen von ihnen in diesem Augenblick dämmerte, wie dieser an sich so stille und zurückhaltende Mann den Überfall auf ihr Dorf abgewehrt haben mochte.
    »Ich hab genug, danke«, erklärte er dem Mann ruhig, ließ seine Hand los und hielt sie wieder über seinen Becher.
    Kurz darauf wurde ein Weinschlauch durchgereicht, und man füllte De’Unneros Becher mit Traubensaft.
    Gleich nach dem Essen versuchte der frühere Mönch sich zu entschuldigen, doch davon wollten die Jäger nichts hören und bestanden darauf, dass die Feier doch gerade erst anfange. Mittlerweile ging es hoch her, und De’Unnero wurde bedrängt, seine Geschichte immer wieder von vorne zu erzählen.
    Der ehemalige Mönch spielte mit und musste sich schon bald eingestehen, dass er die Aufmerksamkeit genoss. Vielleicht lag es am Trester, vielleicht auch nur an der schlichten Tatsache, dass er so lange gezwungen gewesen war, seine wahre Identität und seine Heldentaten zu verschweigen. Vor langer Zeit – ihm kam es wie eine Ewigkeit vor – hatte er sich gerne unterhalten, vor allem, wenn er selbst Gegenstand des Gespräches war. Während seiner Zeit in St. Mere-Abelle hatte De’Unnero in dem Ruf gestanden, sich selbst ziemlich wichtig zu nehmen, ja, manchmal sogar aufzuschneiden, aber nie, niemals, hatte er etwas zu können behauptet, was sich nicht auch beweisen ließ.
    Daher genoss er jetzt diesen Abend mit seinen … nun, vermutlich seinen Freunden, denn er konnte nicht davon ausgehen, jemals wieder engere Freunde zu finden als diese Männer aus Micklins Dorf.
    Nicht lange, und De’Unnero gab den Versuch auf, sich zu verabschieden.
     
    »Für meinen Geschmack ist er ein bisschen zu verkniffen«, sagte Mickael wenig später zu Joellus. Mickael, dreckig und verlottert, warf sich das lange, strähnige Haar aus dem Gesicht, zwinkerte ihm zu, schlich sich von hinten an Bertram Dale heran, wo er geduldig wartete, bis der Held des Tages einen Schluck von seinem Traubensaft nahm, den Becher auf dem kleinen Tisch abstellte und anschließend seine Unterhaltung wieder aufnahm.
    Mickael schenkte ihm ein wenig aus seinem eigenen Becher nach und setzte sich wieder zu Joellus.
    »Ich werd dafür sorgen, dass die anderen sich dabei abwechseln«, erklärte Joellus breit grinsend. »Immer nur einen winzigen Schluck«, erklärte Mickael. »Ich will nicht, dass er es schmeckt und womöglich vor Wut über uns herfällt.«
    Joellus begab sich hinüber auf die andere Seite des Raumes und stellte sich auf denselben Platz in Bertram Dales Rücken, wo eben noch Mickael gestanden hatte. Nachdem er Bertram in gleicher Weise nachgeschenkt und sein Getränk mit normalem Traubensaft aufgefüllt hatte, schlich Joellus davon, um den nächsten Verschwörer anzustiften.
    Mit jedem Nachfüllen wurde die Bande zuversichtlicher, Bertram Dale unbemerkt immer mehr des starken Schnapses in sein Getränk mischen zu können, und bald war für keinen der Anwesenden zu übersehen, dass der sonst so in sich gekehrte Mann tatsächlich lockerer zu werden begann. Er lachte und redete drauflos, und einmal machte er sogar eine Bemerkung, die vermuten ließ, dass er einige Zeit in der abellikanischen Kirche gedient hatte – und das ausgerechnet in der berühmten Abtei St. Mere-Abelle!
    Mickael verfolgte dies alles mit wachsendem Vergnügen, ohne sich auch nur das Geringste dabei zu denken.
     
    »Du warst in der Kirche?«, wandte sich Jedidie an Bertram Dale.
    Der überraschte Unterton in der Stimme des Mannes ermahnte Marcalo De’Unnero, sich seine Antwort genau zu überlegen – eigentlich konnte er kaum glauben, dass er überhaupt eine Andeutung über seine Verbindung zur abellikanischen Kirche hatte fallen lassen.
    »Nein«, erwiderte er und durchforstete sein erstaunlich verschwommenes Erinnerungsvermögen nach einer Möglichkeit, das drohende Unheil abzuwenden.
    »Gerade hast du doch noch erzählt, du hättest drüben im Osten, in St. Mere-Abelle, gearbeitet, und wenn das kein Mönchsorden ist …«, mischte sich ein anderer Jäger ein, dessen etwas gewandtere Ausdrucksweise und Dialekt De’Unnero verrieten, dass er ein wenig gebildeter war als seine Gefährten. Die Art, wie er von St. Mere-Abelle sprach, deutete darauf hin,

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