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Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn

Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn

Titel: Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.A. Salvatore
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eine Frage als eine Bitte, denn Jilseponie war durchaus bereit, dies an Deck auszutragen, sofern Bretherford es wünschte.
    Der Herzog blieb stehen, dachte kurz über ihr Ansinnen nach, sagte dann: »Ganz wie Ihr wollt«, und führte Jilseponie über das Deck zu seinem Privatquartier unterhalb der Brücke.
    »Also, raus mit der Sprache«, verlangte Jilseponie gebieterisch, als sie alleine waren und Bretherford die Tür geschlossen hatte.
    »Was betreffend?«, fragte Bretherford mit gespielter Unschuld.
    Jilseponie bedachte ihn mit einem säuerlichen Blick.
    »Mylady?«, fragte er höflich nach und gab vor, ihre Verärgerung nicht zu bemerken.
    »Euer Verhalten hat sich verändert«, stellte Jilseponie fest.
    »In Bezug auf was?«, fragte der Edelmann ausweichend.
    »In Bezug auf mich«, erwiderte Jilseponie ohne Umschweife. »Seit Eurer Ankunft in Palmaris bemerke ich eine fast schon greifbare Distanziertheit, eine gewisse Kühle, die Euch überkommt, sobald wir gezwungen sind, einander zu begegnen.«
    »Ich bin ein Bote und an meinen Auftrag gebunden«, setzte Bretherford zu einer Rechtfertigung an, doch so leicht wollte es Jilseponie ihm nicht machen, dem Gegenstand ihrer Frage auszuweichen. Was sie in Ursal erwartete, machte ihr bereits genug zu schaffen; Ärger mit dem Mann, der sie zu Danube bringen sollte, konnte sie also gewiss nicht gebrauchen.
    »Ihr habt Euch verändert«, sagte sie. »Oder zumindest hat sich Eure Einstellung mir gegenüber geändert. Ich will nicht so tun, als wären wir jemals Freunde gewesen, trotzdem scheint mir unverkennbar, dass Ihr mich früher herzlicher begrüßt habt als jetzt. Was habe ich also verbrochen, Herzog Bretherford, das Euch so verstimmt hat?«
    »Gar nichts, Mylady«, antwortete er, doch sein säuerlicher Unterton bei der Nennung ihres Titels verriet ihr, was sie wissen musste.
    »Nichts, außer dass ich König Danubes Antrag angenommen habe«, beeilte sich Jilseponie hinzuzufügen.
    Das ließ Herzog Bretherford stutzen; er fuhr sich mit der Hand über seinen ungepflegten, grauen Schnauzer, ein untrügliches Zeichen, dass sie mit ihrer Bemerkung ins Schwarze getroffen hatte. Anschließend ging er zu einer kleinen Bar an der Kajütenwand, bückte sich und holte eine Flasche und zwei Gläser heraus. »Elfen-Trester?«, fragte er.
    Normalerweise hätte Jilseponie abgelehnt, denn sie war nie eine große Trinkerin gewesen. Trotzdem verstand sie Bretherfords Absicht hinter dieser Geste; er wollte ihr die Möglichkeit geben, unter vier Augen mit ihm zu sprechen, ganz persönlich und nicht als Königin zu Herzog.
    Nickend nahm sie das Getränk entgegen, führte das Glas an die Lippen und nahm einen winzigen Schluck, ohne Bretherford aus den Augen zu lassen, der sein Glas fast in einem Zug leerte.
    »Ich weiß, ich sollte ihn eigentlich genießen«, sagte er entschuldigend.
    »Ihr habt keinen Grund, nervös zu sein, Herzog Bretherford«, begann Jilseponie. »Ihr fühlt Euch in meiner Gegenwart unwohl, und das schon seit Eurer Ankunft in Palmaris. Ich wüsste gern, warum.«
    »Nein, Mylady, das ist es ganz und gar nicht.«
    Jilseponie sah ihn stirnrunzelnd an. »Haltet mich nicht zum Narren«, erwiderte sie. »Eure Einstellung mir gegenüber hat sich unzweifelhaft verändert, und zwar zum Schlechteren. Habe ich kein Recht, den Grund dafür zu erfahren? Oder soll ich vielleicht raten?«
    Bretherford leerte sein Glas und schenkte sich erneut ein.
    »Was immer Ihr jetzt sagt, bleibt unter uns«, versicherte ihm Jilseponie, denn sie konnte sehen, dass er ihr etwas sagen wollte.
    »Nicht viele in Ursal beneiden mich um diese Reise«, erwiderte Bretherford ruhig.
    »Es könnte eine lange und beschwerliche Reise werden«, sagte Jilseponie.
    »Und der Grund dafür seid Ihr«, beendete Bretherford seinen Gedanken. »Nicht gerade viele waren begeistert über meine Reise in den Norden, um Lady Jilseponie abzuholen. Es wurden sogar Andeutungen gemacht, ich solle Euch, lange bevor wir auch nur in Sichtweite der Docks von Ursal kommen, in den Masur Delaval werfen.«
    Das verblüffende Geständnis verschlug Jilseponie die Sprache.
    »Ihr sagtet, diese Unterredung bleibe unter uns, und unter diesen Umständen kann ich offen sprechen«, fuhr der Herzog fort.
    »Ich bitte darum.«
    »Es erfüllt nur wenige am Hof von Ursal mit Freude, dass König Danube eine Bäuerin heiraten wird«, erklärte Bretherford. »Ich will Eure Heldentaten keinesfalls schmälern«, beeilte er sich hinzuzufügen und hob

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