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Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn

Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn

Titel: Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.A. Salvatore
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Roger dagegen sah sie prüfend an.
    »Königin Jilseponie«, sagte er kopfschüttelnd und musste lächeln. »Ich glaube, ich werde dich nie so nennen können.«
    »Ich fürchte, dann werde ich dich enthaupten müssen!«, erwiderte Jilseponie, woraufhin sie und Roger aufeinander zustürzten und sich in die Arme fielen.
    »Wirst du dort sein?«, fragte sie ihn.
    »In der allerersten Reihe«, versicherte Roger ihr. »Und Schande über jeden Adligen, der dem Baron von Palmaris die Möglichkeit verwehren möchte, dabei zu sein, wenn seine beste Freundin den Thron besteigt.«
    Das zauberte abermals ein Lächeln auf Jilseponies Gesicht, denn natürlich zweifelte sie nicht einen Augenblick an Rogers Worten. »Unterstütze Abt Braumin«, bat sie ihn. »Sei ihm ein Freund, so wie du mir einer warst.«
    »Natürlich«, erwiderte Roger vollkommen ernst. »Und vergiss deine Freunde hier im Norden nicht, wenn du es dir auf dem Thron in Ursal erst bequem gemacht hast.«
    Jilseponie gab ihm einen Kuss auf die Wange; von draußen rief Herzog Bretherfords Bote abermals nach ihr, diesmal mit noch mehr Nachdruck.
    Kurz darauf glitt die Flusspalast gemächlich aus dem Hafenbecken von Palmaris; Jilseponie stand an der Heckreling, von wo aus sie Roger und Dainsey, Braumin, Viscenti und Castinagis zuwinkte und sich von Palmaris verabschiedete, jener Stadt, die ihr während des größten Teils ihres Erwachsenenlebens so viel bedeutet hatte.
    Noch lange blieb sie an der Reling stehen und dachte über die Geschehnisse der letzten Zeit nach; sie wusste, dass sie ihren Frieden mit ihrer Vergangenheit und ihren Verlusten machen musste, wenn sie Danube eine gute Gemahlin und dem Bärenreich eine gute Königin sein wollte. Die Silhouette der Stadt fiel hinter ihr zurück und verlor sich im Dunst, der über dem Wasser aufstieg und sich ebenso verflüchtigte wie all die Jahre, die Jilseponie nun hinter sich zurückließ. Sie musste den Blick nach vorne richten, nicht zurück, auf die vielleicht wichtigste Aufgabe, die sie je zu bewältigen hatte.
    Zumal in der Vergangenheit der Geist Elbryans lauerte; und diese Erinnerungen weckten bei Jilseponie bestenfalls starke Zweifel an ihrem Entschluss, König Danube oder überhaupt einen anderen als Elbryan zu heiraten.
    »Eure Abendmahlzeit wird bei Sonnenuntergang serviert werden, Mylady«, ertönte eine Stimme, die sie aus ihren entrückten Gedanken riss.
    Sie drehte sich um, sah den jungen Matrosen an und lächelte ihm freundlich zu. Dabei fiel ihr Blick hinter ihn, auf Herzog Bretherford, der, den Blick starr über Backbord gerichtet, an Deck stand und es offenbar ganz bewusst vermied, sie anzusehen. Wieso hatte er den Matrosen vorgeschickt, um ihr dies auszurichten, wo er doch nur wenige Schritte entfernt stand? Vielleicht war es eine Frage des Protokolls, von der sie nichts wusste, vielleicht auch ein gewisser Respekt vor ihr und ihrer Privatheit. Möglicherweise aber, überlegte Jilseponie, und diese Möglichkeit erschien ihr am wahrscheinlichsten, war es durchaus Bretherfords Absicht, ihr gegenüber nicht übermäßig freundlich aufzutreten. Seit seiner Ankunft in Palmaris vergangene Woche, als er ihr mitteilte, das Wetter sei nach wie vor ruhig und es sei nun an der Zeit, wie mit König Danube abgesprochen nach Ursal aufzubrechen, hatte er sich ihr gegenüber stets leicht abweisend verhalten. Jilseponie wurde das Gefühl nicht los, dass der alte Bretherford nur widerwillig den Boten und Fuhrmann spielte.
    Gerade drehte er ihr den Rücken zu und machte Anstalten, sich zu entfernen; offenbar wollte er unbedingt jeder direkten Begegnung mit ihr aus dem Weg gehen. Aber Jilseponie hatte nicht die Absicht, nach denselben Regeln des Takts zu spielen. Weder würde sie die Verbindung mit König Danube blind eingehen, noch würde sie zulassen, dass unausgesprochene Verstimmungen weiter unausgesprochen blieben.
    »Herzog Bretherford«, rief sie leise, aber sicher laut genug, dass er es verstehen konnte, und ging auf den Mann zu.
    Er gab vor, sie nicht zu hören.
    »Herzog Bretherford!«, wiederholte sie, etwas nachdrücklicher diesmal, woraufhin er tatsächlich stehen blieb, ohne sich jedoch umzudrehen. »Ich würde gerne mit Euch sprechen, bitte.«
    Bretherford drehte sich langsam um und sah ihr ins Gesicht, als sie zu ihm herüberkam. »Mylady«, sagte er mit einer leichten Verbeugung, die in Anbetracht der Leibesfülle des untersetzten Mannes ein wenig unbeholfen wirkte.
    »Unter vier Augen?« Es war eher

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