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Schattenelf - 2 - Das Turnier

Schattenelf - 2 - Das Turnier

Titel: Schattenelf - 2 - Das Turnier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.A. Salvatore
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schneidenden Kommandoton: »Fort mit ihr; schafft sie in den Kerker!« Sie spürte, wie die Wachen an ihr zerrten.
    Dann, endlich, schritt König Danube ein und dirigierte die Wachen zu Jilseponies Privatgemächern um, allerdings nicht ohne ihnen den Befehl zu geben, sie dort einzuschließen und unter Bewachung zu halten.
    Sie sah zu ihrem Gemahl hinüber, fand aber keine passenden Worte für eine Erwiderung, denn der Ausdruck schierer Verzweiflung auf seinem Gesicht verletzte sie zutiefst.
    Es war ein einziger Wahnsinn.

16. Am Galgen
    Von den sich überschlagenden Ereignissen mitgerissen, landete sie schließlich, die Hände hinter dem Rücken gefesselt, in ihren Privatgemächern. Wachen durchstöberten auf der Suche nach magischen Steinen oder Waffen hektisch das Zimmer. Sie nahmen Beschützer mit, ihr Schwert, ein Diadem, das Jilseponie aufbewahrt hatte, sowie ein Katzenauge, das seinem Benutzer das Sehen im Dunkeln ermöglichte.
    »Werdet Ihr uns auch keinen Ärger machen, Mylady?«, fragte einer der Männer, als er hinter sie trat und nach den Stricken griff, mit denen man ihre Handgelenke gefesselt hatte.
    Jilseponie, viel zu bestürzt, um auf den Irrsinn, der plötzlich auf Schloss Ursal um sich griff, auch nur zu reagieren, schüttelte bloß den Kopf. Was war nur geschehen? Wer hatte Constance ermordet und aus welchem Grund?
    Und wieso hatte die Frau so steif und fest behauptet, Jilseponie habe sie getötet? Und wie war das angebrochene Briefchen unter Jilseponies Schärpe gelangt?
    Das alles ergab für sie keinen Sinn.
    Nahezu reglos registrierte sie, wie die Wachen an ihr vorbei und aus dem Zimmer gingen. Derjenige, der sie losgebunden hatte, blieb kurz stehen, machte eine angedeutete Verbeugung, dann verließ auch er das Zimmer und schloss hinter sich die Tür.
    Wie hatte es nur so weit kommen können?
    Dann fiel es ihr wie Schuppen von den Augen; es war so sonnenklar und andererseits doch vollkommen absurd.
    Hatte Constance sich am Ende selbst umgebracht? War sie mit dem ausdrücklichen Vorsatz zum Tee erschienen, Jilseponie zu belasten, selbst auf Kosten ihres eigenen Lebens? Das war verrückt. Außerdem: Wer würde eine solche Geschichte glauben?
    Aber das war ja gerade das Fantastische daran. Aus Jilseponies Sicht fügte sich plötzlich eins zum anderen: Constances gehobene Stimmung und ihre Bitte um eine Einladung zum Tee. Und schließlich das bittere Ende, Constances Weigerung, sich von Jilseponie helfen zu lassen, einer Frau, der, was ihre Heilkraft mit den Steinen anbelangte, niemand das Wasser reichen konnte. Doch von jeder anderen Warte aus betrachtet würde die Geschichte völlig unglaubwürdig, ja geradezu unfassbar erscheinen. Wenn Jilseponie tatsächlich bemerkt hatte, dass Constances Stimmung sich gebessert hatte, wäre es dann nicht viel wahrscheinlicher, dass sie beschlossen hatte, etwas gegen diese Frau, gegen ihre erklärte Feindin, zu unternehmen, gerade weil sie sich offenbar aus ihrem Elend befreit hatte?
    Jilseponie ging hinüber zum Bett und ließ sich darauf nieder. Dort blieb sie für den Rest des Tages alleine sitzen, bis ein unruhiger Schlaf sie übermannte.
     
    Wie, zumindest für Herzog Kalas, vorauszusehen, suchte Marcalo De’Unnero ihn noch am selben Abend in seiner Maskerade als Brutus von Oredale auf.
    »Das alles hat mich nicht sonderlich überrascht«, bemerkte De’Unnero gleich zu Beginn und setzte sich in den bequemen Sessel unmittelbar gegenüber dem Herzog, der erneut in ein Buch vertieft war, diesmal in einen Band über das Rechtswesen des Königreichs. »Sie war immer schon eine rachsüchtige Hexe. Offenbar ist ihr die arme Lady Pemblebury zu sehr auf den Leib gerückt.«
    »Was wisst Ihr darüber?«, fragte Kalas.
    De’Unnero lehnte sich zurück, verschränkte die Hände ineinander und führte sie ans Kinn. Richtig, was wusste er schon wirklich darüber? Hatte Jilseponie Constance wirklich umgebracht? Nach allem, was er über Jilseponie und Constance wusste, ergab das einfach keinen Sinn. Aber was sonst mochte zu diesem schauerlichen und unerwarteten Vorfall geführt haben? De’Unnero fielen darauf nur zwei mögliche Antworten ein. Zum einen konnte es sich um einen unglücklichen Zufall handeln. Vermutlich enthielten die Gerüchte, Jilseponie habe alles abgestritten und behauptet, Constance habe sich selbst entleibt, mehr als nur ein Fünkchen Wahrheit. Hatte es die Frau aus freien Stücken getan, gewissermaßen als tragisches Ende einer tragischen und

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