Schattenelf - 2 - Das Turnier
gelang, den Griff zu lösen, versuchte er De’Unnero ins Gesicht zu schlagen. Doch De’Unnero war viel zu gewandt; er brachte seine freie Hand nach oben und lenkte den Schlag zur Seite ab. Schließlich ließ er die Luftröhre los, stieß Castinagis mit gestreckter Hand gegen den Kehlkopf und rammte ihm mit voller Wucht das Knie in den Unterleib.
Als sich der Pastor daraufhin vor Schmerzen krümmte, griff ihm De’Unnero ins Haar und riss seinen Kopf wieder hoch. »Die Verhandlung ist eröffnet«, verkündete er, packte Castinagis’ Kinn mit der freien Hand, machte ein, zwei schnelle Schritte, wirbelte den Mann herum und schleuderte ihn mit mächtigem Schwung gegen das Geländer, so dass er hart mit dem Rücken dagegen schlug und mit dem Genick auf dem Geländer liegen blieb.
»Schuldig«, verkündete De’Unnero.
Obwohl Aydrian den Kopf wegdrehte, als De’Unnero dem Pastor mit einem wuchtigen Unterarmhieb gegen die Stirn schlug, vernahm er deutlich das entsetzliche Knacken, als dessen Nackenwirbel brach.
Der junge Krieger brauchte lange, sehr lange, um seine Fassung wiederzuerlangen. »Was habt Ihr getan?«, brachte er schließlich mühsam heraus, als er auf unsicheren Beinen hinter der Säule hervorkam. Der Anblick des toten Mannes erschreckte ihn.
»Was ich schon damals vor vielen Jahren in Palmaris hätte tun sollen«, erwiderte De’Unnero. Wenn ihn Aydrians Anblick überraschte oder irgendwie aus dem Konzept brachte, so wusste er dies gut zu verbergen.
»Müssen wir jetzt wieder fliehen?«, fragte Aydrian verwirrt.
De’Unnero schnaubte verächtlich und grinste, als sei dies nun wirklich vollkommen nebensächlich. Mit einem Seitenblick auf Aydrian verließ er die Kapelle.
Aydrian schaute ihm nach, beobachtete jeden seiner Schritte, bemerkte die Leichtigkeit, den Frieden, der über ihn gekommen war, und wusste nicht, was er von alldem halten sollte. Auch er hatte schon getötet, aber das hier … das war völlig anders und bei weitem schlimmer.
Dennoch tat sich Aydrian schwer, Marcalo De’Unnero zu verurteilen, der von diesen heuchlerischen Priestern so schändlich behandelt worden war. Er betrachtete den toten Castinagis, der an der Altareinfassung lehnte, und überlegte, wie er verhindern konnte, dass dieser Zwischenfall De’Unnero zwang, sich wieder in der Wildnis zu verstecken.
Er holte seinen Rubin hervor.
Kurze Zeit darauf stieß Sadye zu De’Unnero und Aydrian, als diese den hoch in den Nachthimmel züngelnden Flammen der brennenden Kapelle Avelyns zusahen, während die völlig verwirrten und verängstigten Bewohner der Stadt, unfähig, die lodernden Flammen unter Kontrolle zu bekommen, ziellos durcheinander liefen.
Den sichtlich zufriedenen De’Unnero zog es als Ersten fort; er entfernte sich zum Wald und schlug eine nördliche Richtung ein.
Wie sich herausstellte, entsprach die Information, die Sadye in Dundalis erhalten hatte, genau den Tatsachen, daher übernahm sie im Wald die Führung bis zu jenem Gehölz, in dem sich die Hügelgräber Elbryans und Mathers befanden.
Dort angekommen, machte sich De’Unnero sofort an die Arbeit, entfernte einen Stein nach dem anderen, warf sie geradezu verbissen zur Seite. Doch einige Würfe später dämmerte ihm, dass etwas nicht stimmte, denn er schien kein Stück voranzukommen. Er nahm den nächsten Stein in die Hand, trat einen Schritt zurück und betrachtete das offenkundig noch immer unberührte Hügelgrab.
»Magie«, sagte Sadye, und De’Unnero nickte. Als er sich daraufhin zu Aydrian umwandte, schien der junge Krieger abgelenkt zu sein und gedankenverloren in die Bäume zu starren.
»Das Hügelgrab wurde mit Hilfe von Magie versiegelt«, sagte De’Unnero ziemlich laut, so dass Aydrian auf ihn aufmerksam wurde. »Aber womit genau?«, fuhr er fort, als er den verdutzten Gesichtsausdruck des Jungen sah.
Aydrian wirkte unschlüssig. Achselzuckend sagte er: »Vielleicht ein Bann. Vielleicht auch nicht.« Er schüttelte den Kopf.
»Das Hügelgrab wurde mit Magie versiegelt«, wiederholte De’Unnero. »Ich kann die Steine nicht entfernen.« Bei diesen Worten wanderte sein Blick zurück zu dem scheinbar unberührten Grab.
Jetzt sah auch Aydrian zum Grab hinüber, schwieg aber weiterhin.
»Mir war klar, dass es unmöglich so einfach sein konnte!«, schäumte De’Unnero nach einer Weile. »Das alles passte viel zu gut zusammen.«
»Es ist gut, dass es nicht zu einfach ist«, überlegte Sadye. »Sonst wären die Grabbeigaben
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