Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenelf - 2 - Das Turnier

Schattenelf - 2 - Das Turnier

Titel: Schattenelf - 2 - Das Turnier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.A. Salvatore
Vom Netzwerk:
viel schlichteren Leben, in einem Land, das fraglos anständiger und leichter zu verstehen war?
    Pony wusste in diesem Augenblick nur eins mit Sicherheit, nämlich dass sie überhaupt nichts sicher wusste.
    Die Tore von St. Precious standen offen, daher lenkte sie ihr Pferd bis in den Innenhof und vor das Hauptgebäude. Noch bevor sie absitzen konnte, kam Bischof Braumin bereits aus dem Haus gestürzt und eilte ihr entgegen; die Nachricht von ihrem Eintreffen hatte sich wie ein Lauffeuer in der Abtei verbreitet.
    Braumin, der mindestens zwanzig Pfund mehr auf dem Leib hatte als bei ihrer letzten Begegnung, stürzte auf sie zu und schloss sie so ungestüm in die Arme, dass die beiden beinahe hingefallen wären.
    »Zur Ankunft der Königin«, keuchte Braumin, »hätte ich schmetternde Trompetenfanfaren unten am Hafen erwartet.« Der Bischof hielt sie auf Armeslänge von sich, betrachtete sie bewundernd und schüttelte den Kopf.
    Seine Bemerkung brachte Pony zum Lachen. »Ich bin nicht mit dem Schiff gekommen«, erklärte sie, »sondern den ganzen Weg von Ursal aus geritten.«
    »Dann eben ein Trompetensalut am Südtor!«
    »Und außerdem ganz ohne Gefolge«, fuhr Pony fort. »Nur Roger, Dainsey und ich. Ein unauffälliger Ritt durch ein stilles Land.«
    Braumins Gesicht bekam einen fragenden Ausdruck. »Die Reise über Land dauert sehr viel länger«, sagte er. »Und geht damit auf Kosten unseres Zusammenseins.« Er sah Pony weiter fragend an, so als argwöhnte er bereits, dass ihr Erscheinen hier mehr war als nur ein Besuch.
    »Wir werden so viel Zeit haben, wie wir wollen«, beruhigte ihn Pony. »Versprochen.«
    »Trotzdem, wenn die Königin ohne bewaffnete Eskorte reitet …«
    »Du solltest in mir nicht die Königin sehen«, erwiderte Pony.
    »Und bitte, sorge dafür, dass keiner deiner Ordensbrüder mein Eintreffen außerhalb der Mauern dieser Abtei bekannt macht. Ich bin nicht als Königin Jilseponie hergekommen, sondern einfach als Pony, als deine Freundin aus früheren Zeiten.«
    Braumins Blick bekam einen wissenden Zug; er nickte und schloss sie abermals in die Arme.
    Pony verbrachte den Rest des Tages mit Braumin und Viscenti, der, ganz im Gegensatz zu Braumin, mehr als zwanzig Pfund abgenommen zu haben schien, und das bei einer Figur, die dies eigentlich kaum vertrug. Viscenti machte einen abgemagerten, geradezu ausgezehrten Eindruck, sein Lächeln jedoch war durchaus aufrichtig, und das neugierige Funkeln in den Augen hatte er sich ebenfalls bewahrt.
    Sie unterhielten sich über alte Zeiten und brachten einander über die jüngsten Ereignisse auf den neuesten Stand, wobei Pony ihre derzeitigen Schwierigkeiten an Danubes Hof diplomatisch ausklammerte und die beiden anderen sie in diesem Punkt nicht weiter bedrängten.
    Bei Sonnenuntergang verließ Pony die Abtei St. Precious und lenkte ihr Pferd auf verschlungenen Wegen gemächlich in den Westteil der Stadt. Zu ihrer Erleichterung – obwohl sie bei genauerer Überlegung einsehen musste, dass ihre Befürchtungen unbegründet waren – erkannten sie die Menschen in den Straßen nicht, und sie gelangte ohne Zwischenfall an ihr Ziel.
    Vielleicht würde sie sich hier ein einfacheres Leben einrichten können.
    Den Gedanken immer noch im Kopf, änderte sie ihre Richtung und ritt nicht hinaus nach Chasewind Manor, sondern zu einem Gasthaus, nahm sich dort ein Zimmer und ließ Roger und Dainsey anschließend eine Nachricht zukommen.
    Und so lebte sie, während die Wochen des Sommers ins Land gingen, nicht etwa als Königin oder Adelsfrau, und auch nicht als Oberste Ordensschwester, sondern schlicht als Pony, genau wie vor der Flut jener folgenschweren Ereignisse, die ihre Anonymität und ihr einfaches Leben fortgespült hatten. Sie verbrachte ihre Tage mit Roger und Dainsey und manchmal auch mit Braumin und ihren Freunden in der Abtei St. Precious. Sie planten eine gemeinsame Reise in den Norden, nach Caer Tinella und Dundalis, die gleich nach Ende des Winters beginnen sollte.
    Es war ein ruhiges, stilles und friedliches Dasein.
    Doch als eines Spätsommermorgens schmetternde Trompeten und die Stimmen der Ausrufer Pony, wie nahezu alle anderen Stadtbewohner auch, mit der Neuigkeit weckten, König Danube Brock Ursal sei mit dem Schiff in Palmaris eingetroffen, wusste sie, dass ihr Leben abermals eine neue Wendung nehmen würde.
    Sie spielte mit dem Gedanken, zu den Docks hinunterzuschlendern, entschied sich dann aber dagegen – schließlich wusste sie nicht, wen der

Weitere Kostenlose Bücher