Schattenelf - 2 - Das Turnier
König mitgebracht hatte. Stattdessen begab sie sich nach Chasewind Manor, da sie wusste, dass der König sie dort anzutreffen erwartete, und weil sie dort zumindest das Gefolge, das der König womöglich aus Ursal mitgebracht hatte, würde begrenzen können.
Ihre Erleichterung war riesengroß, als Danube kurz darauf auf Chasewind Manor eintraf – ohne Herzog Kalas, Constance Pemblebury oder einen der anderen Adligen, die zu sehen Pony nicht die geringste Lust verspürte.
Noch bevor man ihn ankündigen konnte, kam er ins Zimmer gestürzt, lief an Roger und Dainsey vorbei, ohne sie auch nur eines Blickes zu würdigen, ließ sich vor der sitzenden Pony auf ein Knie fallen, ergriff ihre Hand und führte sie zu einem zarten Kuss an seine Lippen.
Er blickte aus seinen grauen, von Traurigkeit und Müdigkeit erfüllten Augen zu ihr hoch. »Ich musste einfach kommen«, sagte er. »Ich halte es keinen Tag länger ohne dich aus. Nichts anderes zählt für mich – ich kann nicht einmal meinen Staatsgeschäften nachgehen, weil sie mir ohne dich an meiner Seite vollkommen bedeutungslos erscheinen.«
Pony wusste nicht, was sie sagen sollte. Sie erhob sich und benutzte die Hand, die er noch immer festhielt, um Danube zum Aufstehen zu bewegen – woraufhin er keinen Augenblick zögerte, sie in seine Arme zu schließen. Gefangen in seiner Umarmung, fiel Ponys Blick über die Schulter des Königs, und sie sah die missbilligenden Blicke von Roger und Dainsey.
Ihre Mienen erinnerten sie an etwas, und sie schob Danube auf Armeslänge von sich.
»Muss ich dich daran erinnern, was alles vorgefallen ist?«, fragte sie.
»Tu es nicht, ich bitte dich. Es wäre für mich zu schmerzlich«, erwiderte Danube im Tonfall tiefer Zerknirschung. »Ich möchte mir nicht noch einmal anhören müssen, wie ich dich als Mann und Ehemann enttäuscht habe.«
Ponys Gesicht bekam einen deutlich sanfteren Ausdruck; sie umklammerte die Hand ihres Mannes, führte sie an ihre Lippen und küsste sie. »Du hast nichts dergleichen getan«, beteuerte sie. »Du konntest nicht vorhersehen, wie deine Freunde in Ursal reagieren würden; das allein, und nichts, was du getan hast, war der Grund, dass ich in den Norden zurückkehren musste.«
»Nur, um ein wenig auszuspannen«, warf Danube ein, woraufhin Pony unschlüssig lächelte.
»Begleite mich zurück!«, bedrängte er sie. »Jetzt gleich, bevor die winterlichen Stürme den Fluss unpassierbar machen. Meine angeblichen Freunde und ihre Ansichten kümmern mich wenig – ich weiß nur eins, ich halte es keinen Tag länger ohne dich an meiner Seite aus.«
Pony sah abermals zu Roger und Dainsey hinüber, und es war nicht zu übersehen, dass die beiden dagegen waren.
Im Grunde aber war sie selbst in diesem Augenblick unschlüssig. Sicher, sie wollte nicht zurück nach Ursal, aber ebenso wenig verspürte sie den Wunsch, auch ihre dritte Ehe scheitern zu lassen. Sie hatte guten Glaubens gemeinsam mit Danube das Ehegelübde abgelegt, und wenn sie ihm nicht wirklich etwas vorzuwerfen hatte – was sie nicht glaubte –, wie durfte sie sich dann den Pflichten dieses Gelübdes entziehen? War sie Danube nicht wenigstens den Versuch schuldig, die Dinge zum Besseren zu wenden?
»Constance lebt wieder auf Schloss Ursal«, beichtete ihr Danube in diesem Augenblick, und Ponys Misstrauen kehrte schlagartig zurück.
»Und ich möchte, dass sie bleibt«, fuhr er fort. »Es ist ebenso ihr Zuhause wie deins.«
Roger schickte sich an, etwas zu sagen, etwas zweifellos wenig Schmeichelhaftes, doch Pony stoppte ihn mit einer raschen Handbewegung.
»Sie weiß, wo ihre Grenzen liegen und wird sich nicht in unsere Beziehung einmischen«, erklärte Danube.
Fast wäre Pony mit dem Vergiftungsversuch herausgeplatzt, hielt sich dann aber zurück. Es gab keinen Grund, warum er davon erfahren sollte. Es wäre für ihn nur schmerzlich, und Schmerzen, das wusste sie, hatte sie ihm schon genug zugefügt.
»Ich kann eine solche Entscheidung nicht so überhastet treffen«, sagte sie.
»Die Zeit wird knapp«, drängte der König. »Der Winter steht bereits vor der Tür.«
Ponys Miene verdüsterte sich.
»Du befürchtest doch nicht etwa, Constance könnte –«, begann Danube.
»Aber nein«, erwiderte Pony, ohne zu zögern; jetzt, da sie wusste, wie tief der Hass dieser Frau auf sie war, hatte sie keine Angst mehr vor Constance Pemblebury. Es war nicht weiter schwierig, ein Auge auf Constance zu halten.
Ihr Einwurf veranlasste Danube,
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