Schattenelf - 2 - Das Turnier
Prinz Midalis«, sagte De’Unnero.
»Nicht ohne einen Krieg!«, brüllte der Herzog.
De’Unnero lachte amüsiert und lenkte den Blick des Herzogs wieder auf den offenen Beutel voller Edelsteine. »Davon besitze ich noch viele tausende«, wiederholte De’Unnero. »Glaubt Ihr, ich würde hierher kommen und Aydrian auch nur in die Nähe von Ursal lassen, wenn ich nicht auf die möglichen Folgen vorbereitet wäre? Ihr solltet mich wirklich besser kennen, alter Weggefährte.«
Herzog Kalas starrte auf den Beutel; allmählich schien ihm zu dämmern, dass dies weit mehr war als ein Bluff.
»Was behagt Euch eigentlich nicht an diesen Neuigkeiten?«, erkundigte sich De’Unnero, woraufhin ihn Kalas fassungslos ansah.
»Gefällt Euch die Stimmung am Hof in letzter Zeit so sehr?«, hakte De’Unnero nach. »Wir stimmen wohl beide darin überein, dass Danube, trotz seiner Wahl der Königin, der einzige Lichtblick ist; solange er lebt, ist das Königreich in sicheren Händen.«
»Er hat einen jüngeren Bruder«, erwiderte Kalas. »Ein vorzüglicher Mann.«
»Ja, das ist eine interessante Sachlage, denn nach allem, was ich gehört habe, ist Midalis tatsächlich ein hervorragender Mann«, bestätigte De’Unnero. »Aber er hat keine Frau, und es ist allgemein bekannt, dass er und Jilseponie sich in der Vergangenheit schon einmal recht nahe gekommen sind.«
»Was redet Ihr da?«, fragte der Herzog fassungslos.
»Begründete Gerüchte, und nicht etwa das typische Getratsche bei Hof, deuten darauf hin, dass die beiden früher einander recht zugetan waren«, antwortete De’Unnero. »Überfordert Euch die Vorstellung tatsächlich so sehr, der Prinz könnte die Frau seines toten Bruders heiraten? Das wäre am Hof von Ursal gewiss nicht ohne Beispiel!«
Der Herzog lehnte sich zurück und wirkte wie versteinert.
»Ihr wisst doch, wer ich bin«, sagte De’Unnero, und Kalas, unsicher, worauf er hinauswollte, sah ihn fragend an.
»Ich bin Marcalo De’Unnero«, erklärte der ehemalige Mönch. »Und als dieser bin ich der festen Überzeugung, dass ein grundlegender Unterschied besteht zwischen denen, die dazu geboren sind, zu herrschen, und denen, die dazu geboren sind, beherrscht zu werden. Ich bin es meinem Namen schuldig, an die Größe des Staates und der Kirche zu glauben. Die alberne Vorstellung der gegenwärtigen Königin und der derzeitigen Kirche, dass alle Menschen gleich sind, lehne ich rundweg ab.«
»Und doch wollt Ihr dem Sohn einer Bäuerin auf den Thron verhelfen«, erinnerte ihn Kalas.
»Aydrians Ausbildung hat ihn nicht dazu bestimmt, die Welt mit den Augen eines Bauern zu sehen«, erwiderte De’Unnero. »Ganz im Gegenteil, er wurde vom erhabensten aller Völker ausgebildet, den Touel’alfar. Er kennt den Unterschied zwischen Adelsstand und gemeinem Pöbel ganz genau, dessen könnt Ihr sicher sein. Und genauso sicher dürft Ihr sein, dass er den Wert von Beratern kennt«, schloss De’Unnero. »Für das Bärenreich wäre es zweifellos besser, wenn Ihr, Herzog Targon Bree Kalas, die Rolle eines dieser engen Berater übernähmt.«
»Ihr redet, als sei der König bereits tot«, bemerkte der Herzog in unverkennbar vorwurfsvollem Ton.
»Möge Danube uns alle überleben«, erwiderte De’Unnero schlagfertig. »Aber davon gehe ich nicht aus, und Ihr ebenso wenig. Die Anzeichen seiner Ermüdung, die Sorgenfalten über seinen Irrtum mit Königin Jilseponie, dürften Euch nicht entgangen sein. Tagein, tagaus bekommt der Mann seine fehlerhafte Wahl zu spüren, und nach allem, was ich bei Hofe über die Rückkehr der verhassten Königin gehört habe, ist es unwahrscheinlich, dass es für ihn jemals wieder leichter wird.«
Herzog Kalas lehnte sich zurück und ließ sich die Worte sorgfältig durch den Kopf gehen. »Und wenn er uns doch alle überlebt?«, wandte er ein. »Was werdet Ihr und dieser junge Retter der Menschheit dann tun?«
»Aydrian wird seinen Weg machen, wenn nicht als König, dann als Ritter der Allhearts, vielleicht aber auch als Prinz des Bärenreiches.«
Herzog Kalas schüttelte lächelnd den Kopf. »Ihr seid Euch über die Bedeutung dieser Bemerkung nicht im Klaren«, erwiderte er. »Man fügt nicht einfach jemanden in die königliche Erbfolge ein, ohne sich Feinde zu machen.«
»Seid Ihr etwa der Ansicht, ich, beziehungsweise wir, müssten irgendwelche Feinde fürchten?«
Herzog Kalas’ Lächeln erlosch auf der Stelle, und sein Gesichtsausdruck wurde grimmig.
»Es ist bereits alles
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