Schattenelf - 2 - Das Turnier
Constance fort, mit einer Stimme, die bereits deutlich kraftloser war als bei ihren vorigen Äußerungen. »Und dieses Getuschel –«
»Ist das Werk von Dummköpfen und Unruhestiftern«, erwiderte der König. »Schwätzer, die nur darauf aus sind, ihrem schnöden Dasein um jeden Preis, und sei es um den der Wahrheit, einen gewissen Reiz zu geben. Ich kenne die Identität dieses jungen Mannes nicht, und ich weiß auch nicht, warum er sich als Kämpe der Königin bezeichnet hat, aber lieber will ich annehmen, dass deine Freunde ihn angeworben haben, als dass ich an einen Betrug meiner Gemahlin glaube.«
Constance war entsetzt, doch Danube war noch längst nicht fertig.
»Meine Gemahlin, Constance«, sagte er mit größerem Nachdruck, packte sie bei den Schultern und schob sein wütendes, bärtiges Gesicht dicht vor ihres. »Nicht bloß die Königin. Nicht irgendeine auf Schloss Ursal nicht willkommene Bäuerin, sondern meine Frau, meine Geliebte. Ich würde mein Leben für sie geben, hörst du? Ihretwegen würde ich einen Krieg anfangen, begreifst du das überhaupt?«
Bei jeder Frage schüttelte der König Constance, und das leidenschaftliche Funkeln in seinen Augen wurde heftiger. Doch dann stieß Constance einen kleinen Schrei aus, woraufhin Danube schlagartig ruhiger wurde; er ließ von ihr ab und trat einen Schritt zurück.
»Ich will nichts mehr davon hören«, sagte der König. »Weder von dir noch von sonst jemandem.«
»Danube«, weinte sie und warf sich ihm an die Brust. »Ich tue es doch nur, weil ich Euch liebe …«
Er stieß sie grob von sich, so dass sie mehrere Schritte nach hinten taumelte.
»Dein Verhalten widert mich an«, sagte der König. »Nimm dich in Acht, Lady Pemblebury, dein Tratsch grenzt an Verrat.«
Constance stand zitternd da, und ihre Augen weiteten sich.
»Nimm dich in Acht, Lady Pemblebury«, wiederholte der König leise und drohend, »sonst wirst du eines Tages feststellen, dass man deine Kinder aus der Thronfolge gestrichen hat.«
Mit einem Aufschrei stürmte Constance davon.
Die Wochen nach dem Turnier waren für Jilseponie alles andere als einfach. Wer war dieser junge Kämpe? Er trug einen Elfennamen – einen Namen, der sehr an den elfischen Titel erinnerte, den man Elbryan verliehen hatte. Er bediente sich beim Kampf des Bilnelle dasada – sie hatte diesen Kampfstil eindeutig wiedererkannt! Und er besaß ein Elfenschwert – und dieses Schwert benutzte er im Kampf ebenso wie die Steinmagie!
Und er ritt Symphonie.
Symphonie, das prächtige Pferd, das sie und Elbryan nach dem Kampf gegen den geflügelten Dämon nach Hause getragen hatte, das prachtvolle Ross, das so viel mehr war als bloß ein einfaches Tier. Obwohl es Jilseponie nicht recht gelingen wollte, das Alter dieses Pferdes mit dem Gesundheitszustand von Tai’maqwilloqs Streitross auf dem Turnierplatz in Einklang zu bringen, wusste sie doch, dass es Symphonie gewesen war, den sie dort unten gesehen hatte. Sie hatte ihn gerufen, und er hatte geantwortet; keine andere Stimme war ihr ähnlich vertraut.
Aber wer war sein Reiter, dieser Hüter, der behauptete, in ihrem Namen zu kämpfen?
Natürlich waren auch ihr die Gerüchte zu Ohren gekommen, dieses hässliche Getuschel hinter vorgehaltener Hand, das Tai’maqwilloq als ihren heimlichen Geliebten bezeichnete. Anfangs hatten ihr die Gerüchte noch heftig zu schaffen gemacht, zumal dieser junge Krieger an besagtem Tag auf dem Turnierplatz reichlich unverschämt aufgetreten war und mit keinem Wort und keiner Tat dazu beigetragen hatte, dass dieses Getuschel verstummte; im Gegenteil, er schien ihm sogar noch zusätzliche Nahrung gegeben zu haben.
Am Abend nach dem Turnier hatte Jilseponies Gemahl sie aufgesucht, und sie hatte sofort gewusst, dass er die Gerüchte ebenfalls gehört hatte.
Aber Danube erwähnte es ihr gegenüber mit keinem Wort; in jener Nacht liebten sie sich zärtlich, und dann noch mehrere Male in den darauf folgenden Wochen.
Kein einziges Mal fragte König Danube Jilseponie nach dem jungen Krieger; und nur einmal, unmittelbar nach dem Turnier, hatte sie sich vertrauensvoll an ihn gewandt und gestanden, dass dieser Tai’maqwilloq sie ebenso verwirrte wie ihn und alle anderen.
Das Geschwätz, dieser junge Krieger sei ihr Liebhaber, beeinträchtigte ihre Beziehung zu Danube in keiner Weise, und das wiederum gab Jilseponie die Kraft, die Sticheleien zu ertragen, ohne sich davon sonderlich beunruhigen zu lassen.
Der junge Krieger
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