Schattenelf - 2 - Das Turnier
sagte er. »Also spinnt man Intrigen, um für ein bisschen Aufregung zu sorgen.«
»Die Leute tratschen, um sich wichtig zu machen.«
»Das natürlich auch«, gab ihr Gemahl ihr Recht und wandte sich zu ihr um; sein Gelächter verstummte, als er in ihre blauen Augen sah, und sein Ausdruck wurde ernst.
Er beugte sich zu ihr, gab ihr einen Kuss und zog sie sachte zu sich aufs Bett.
Trotz der gehässigen Gerüchte war Jilseponie in diesem Moment überglücklich, dass sie Danubes Angebot, nach Schloss Ursal zurückzukehren, angenommen hatte.
»Genau«, sagte Constance, und obwohl sie sich an diesem Tag keinen einzigen Schluck Schnaps genehmigt hatte, klang sie sehr betrunken. »Ganz recht«, lallte sie. »Ich werde dieser Hexe etwas weit Schlimmeres antun, als sie bloß umzubringen.«
Ihr entfuhr ein hämisches Lachen, woraufhin sie sich die Hand vor den Mund schlug; dann kicherte sie erneut, bis sie schließlich einen hysterischen Lachanfall bekam.
Aydrians Geist schwebte ganz in der Nähe und beobachtete all dies mit Vergnügen. Er war mit seiner Geduld am Ende, und angesichts des Sinneswandels des Herzogs, oder doch zumindest seiner Unentschlossenheit, sah der ungeduldige junge Hüter keinen Grund mehr, länger zu warten. Er brauchte einen Auslöser, jemanden, der das Königreich ins Chaos stürzte.
Also hatte er Constance unsichtbar aufgesucht und ihr einen Plan eingeflüstert, der das Königreich stürzen und ihm und seinen Gefährten die benötigte Gelegenheit verschaffen würde.
Natürlich hatte Constance nicht die geringste Ahnung, woher dieser durchtriebene Vorschlag stammte, trotzdem hatte sie sich mit Begeisterung darauf gestürzt.
Endlich hatte jemand das Stundenglas herumgedreht, und der Sand verrann schnell.
Als Aydrian in dem Herrschaftshaus vor den Toren Ursals in seinen Körper zurückkehrte, sah er De’Unnero genau vor sich sitzen. Er wartete bereits auf ihn.
»Was treibst du?«, fuhr der ehemalige Mönch ihn mit strenger Miene an. »Von Geisteswanderung war nie die Rede.«
»Brauche ich dazu vielleicht Eure Erlaubnis?«, entgegnete Aydrian. Er starrte De’Unnero bei diesen Worten trotzig in die Augen, sah den Zorn aufblitzen und erwartete fast, geschlagen zu werden.
»Entweder wir machen dies zusammen oder wir lassen es ganz sein«, sagte De’Unnero.
»Ich werde bestimmt nichts tun, was unser Ziel gefährden könnte«, erwiderte Aydrian. »Ein Ziel, das mir übrigens genauso lieb und teuer ist wie Euch, mein Freund.«
»Königin Jilseponie ist im Umgang mit den Edelsteinen überaus geschickt«, sagte De’Unnero. »Wenn du dich ihr in deiner geistigen Gestalt näherst, wird sie dich spüren und möglicherweise sogar verfolgen. Diese Art der Auseinandersetzung können wir im Augenblick nicht gebrauchen.«
»Ich war nicht einmal in Jilseponies Nähe«, versicherte ihm Aydrian. »Jedenfalls nicht unmittelbar. Ich habe mich der Dienste einer Verbündeten versichert, die allerdings noch nichts von ihrem Glück weiß.«
De’Unnero runzelte die Stirn und sah ihm fest in die Augen.
»Ich fürchte, Constance Pemblebury ist innerlich zerbrochen«, sagte Aydrian.
»Und zu nichts mehr zu gebrauchen«, betonte der ehemalige Mönch.
»Das würde ich nicht sagen«, erwiderte Aydrian grinsend. »Was sie an Unruhe zu stiften vermag, wird sich vielleicht noch als ganz nützlich erweisen. Vielleicht aber auch nicht«, fügte er hinzu. »Trotzdem sollte man diese Gelegenheit beim Schopf packen, denn sie birgt für uns kein Risiko.«
»Du hast von Constance Besitz ergriffen?«, fragte De’Unnero ungläubig, der über die Vorstellung nicht allzu glücklich schien.
»Ich habe ihr einen Vorschlag unterbreitet«, erklärte Aydrian. »Ich habe ihr ein paar Bilder aus einer möglichen Zukunft gezeigt, von Jilseponie, die ihre Kinder töten lässt, um sich ihren Platz in der königlichen Erbfolge zu sichern. Es war nicht schwer, sie zu überzeugen.«
»Überzeugen von was?«, wollte De’Unnero wissen.
Aydrian zuckte mit den Schultern; er hatte nicht die Absicht, ins Detail zu gehen. »Was immer sie auch tut, es wird Jilseponie nicht gefallen, da bin ich ganz sicher«, antwortete er. »Und jede Verwirrung wird nützlich für uns sein, oder irre ich mich da?«
De’Unnero starrte ihn einfach nur an.
Aydrian wusste ganz genau, dass der ehemalige Mönch sich nicht einmischen würde. De’Unnero war ebenso frustriert wie er selbst, trotz der offenkundigen Vorteile, die sie sich durch das Turnier
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