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Schattenelf - 3 - Der Herr der Flammen

Schattenelf - 3 - Der Herr der Flammen

Titel: Schattenelf - 3 - Der Herr der Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.A. Salvatore
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weißen Gürtel der Luft, die erste der Schärpen, deren Bedeutung weniger auf bereits erlangtes Wissen verwies als vielmehr auf die Bereitschaft zur Öffnung des eigenen Geistes, die wahre Erkenntnis überhaupt erst möglich machte. Es gab aber auch einige Träger des zweiten, gelben Gürtels, der den Übergang vom Stadium der Luft zum braunen Gürtel der Erde versinnbildlichte.
    Pagonel entdeckte sogar eine Person im blauen Gürtel des Wassers, ein wirklich hoher Rang; diese Ordensschwester, eine Frau von ungefähr dreißig Jahren, war es auch, die für die prächtige Darbietung aus Licht und Blitzen verantwortlich war.
    Wieder zuckte ein Blitz aus ihrer Hand hervor und zerteilte den nebligen Dunst, bis er schließlich knisternd in ein gewaltiges Krachen überging und die anderen auf der Brücke vor lauter Begeisterung in Jubelrufe und Applaus ausbrachen.
    Pagonel teilte ihre Freude durchaus; sie wurde jedoch durch die plötzliche Erkenntnis, ja die sichere Gewissheit getrübt, dass er an den abendlichen Festlichkeiten nicht teilnehmen würde.
    Die Erkenntnis verstörte den Mystiker so sehr, dass er vom Fenster zurücktrat.
    Er würde nicht daran teilnehmen.
    Er konnte und würde dieses Zimmer nicht verlassen, weder während des Tages noch am Abend.
    Immer wieder sah er die Blitze und verfolgte ihre eigentümliche Spur in der nebelverhangenen Luft. Ein Strang reinster Energie.
    Sein Atem ging in kurzen, flachen Stößen – eine Atmung, die von den Trägern des weißen Gürtels der Luft, die sich mit den Eigenschaften der verschiedenen Arten des Atmens befassten, korrigiert worden wäre –, als Pagonel sich ins Zimmerinnere und die Tiefen seiner Gedankenwelt zurückzog. Wieder sah er den Blitz vor sich, doch diesmal befand er sich in seinem Innern, ein Energiestrang, der vom Kopf bis in die Lenden reichte, ein Energieaustausch über eine Leitung im Innern seines Körpers.
    Pagonel holte seinen Meditationsteppich hervor, eine prachtvolle Webarbeit aus Schafwolle, die er im Laufe zweier Jahre eigenhändig angefertigt hatte. Er setzte sich darauf, kreuzte die Beine, legte die Hände vor seiner schlanken, kräftigen Brust aneinander, bevor er sie langsam, mit den Innenflächen nach oben, auf seine Oberschenkel sinken ließ. Schließlich trat Pagonel ein in die Phase bewusster Entspannung, indem er sich jedes Körperteil einzeln vorstellte und es auf diese Weise veranlasste, in einen immer tieferen Zustand der Ruhe und Entspannung überzugehen. Ein Gefühl der Leere überkam ihn, als er schließlich alles Durcheinander aus Körper und Geist verbannt hatte.
    Als Körper und Geist endlich ihre Ruhe gefunden hatten, rief er das Bild des Blitzes erneut vor sein geistiges Auge. Aber statt sich einfach vorzustellen, wie der Blitz erneut den Dunst zerteilte, ließ er ihn parallel zu einem Gefühl der Kraft in seinem Innern anwachsen, dem Strang seiner eigenen Lebensenergie, die für seine Person viel entscheidender war, als sein vergängliches Aussehen dies jemals sein konnte.
    Er verlor jedes Gefühl für Raum und Zeit, verfiel in einen Zustand innerer Versenkung, vollkommener, als er es jemals für möglich gehalten hätte, und berührte zum allerersten Mal seine Lebensenergie mit seinem Bewusstsein.
    Dort verweilte er. Zum ersten Mal überhaupt machte er die Erfahrung vollkommener Harmonie.
    Pagonel schlug die Augen auf und starrte blinzelnd in die Dunkelheit seines Zimmers. Allmählich, ganz langsam, breitete der Ordensbruder die Hände zu den Seiten aus, ehe er sie vor seiner Brust aneinander legte. Ruhig und tief atmend bediente er sich jener Techniken, die er in den vielen Jahren der weißen Schärpe zu beherrschen gelernt hatte, bis er den Atem schließlich in seine Muskeln, in seine Arme und Beine strömen ließ.
    Schließlich erhob sich Pagonel mit perfekt ausgewogenen Bewegungen, ohne seine Hände auch nur für einen winzigen Augenblick aus ihrer Position vor der Brust zu lösen.
    Der Ordensbruder blinzelte erneut, sah sich um und versuchte, irgendeinen Hinweis darauf zu entdecken, wie viel Zeit verstrichen war. Er trat hinaus in den Flur und fand ihn menschenleer und alle Türen verschlossen vor. Schließlich ging er hinunter in den Lichtersaal, einen kreisrunden, von mehreren Kerzenreihen gesäumten Raum, in dem zahlreiche versetzte Spiegel und Felsenspringbrunnen so geschickt platziert waren, dass sich das eingefangene Licht in ihnen brach.
    Als Pagonel in einem dieser Spiegel sein Ebenbild erblickte, reagierte

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