Schattenelf - 3 - Der Herr der Flammen
Tritt beobachtet wurde, schließlich wollten die Oberen des Ortes so viel als möglich über diese fremde, ungewöhnlich gekleidete Frau in Erfahrung bringen. Brynn beobachtete die beiden aus dem Augenwinkel, als sie, laut genug, dass sie es hören konnten, hinzufügte: »Und auch darunter.«
Die beiden Alten wechselten einen überraschten Blick, eine Reaktion, die sie mit mehreren anderen teilten, die in dem großen Raum in der Nähe saßen. Fast augenblicklich setzte Getuschel ein, und bereits wenige Momente später sah sich Brynn von Dorfbewohnern umringt, größtenteils To-gai-ru, obschon auch ein paar Behreneser darunter waren, die ihre Geschichte hören wollten.
Also begann sie zu erzählen – jedenfalls den Teil unterhalb des Gebirges, ohne Juraviel und Cazzira auch nur mit einem Wort zu erwähnen. Sie erntete allenthalben verwirrte Blicke, als sie von der Zwergenstadt erzählte, denn Pauris waren sowohl den To-gai-ru als auch den Behrenesern nahezu unbekannt. Besonders große Augen machten sie, als Brynn ihnen die Geschichte von dem Drachen und seinem sagenhaften Schatz erzählte.
Sie machte sich ihr Staunen nach besten Kräften zunutze und schmückte ihre Erzählung aus, indem sie sich von ihrem Platz erhob und die Beschreibung ihres Zweikampfes sogar in einigen Szenen nachstellte. Als sie an einer Stelle rief: »Da schlug ich mit meinem neuen Schwert gegen das Bein der riesigen Bestie«, sich aber dabei zur Seite drehte und die Bewegung mit der bloßen Hand nachahmte, hatte sie, wie die meisten anderen auch, einen Riesenspaß, als einige ihrer Zuhörer mit einem erschrockenen Aufschrei zurückwichen.
Währenddessen hielt sie ständig ein Auge auf die beiden Behreneser, die nach wie vor an ihrem Tisch saßen und ziemlich erfolglos so taten, als sei ihnen die Fremde mitsamt ihrer Geschichte mehr oder weniger gleichgültig. Sie wusste, dass sie auf jedes ihrer Worte lauschten, sich alles genau merkten und Yatol Daek Gin Gin Yan wahrscheinlich noch vor ihrem für den nächsten Morgen anberaumten Treffen mit dem Mann Bericht erstatten würden.
»Es geht das Gerücht, du seist von den Kayleen Kek«, sagte ein etwas abseits stehender Mann.
»Das ist lange her«, erwiderte Brynn, die sich allein schon durch die Nennung des Stammesnamens an die sorglosen Tage ihrer Kindheit erinnert fühlte.
»Ein außerordentlicher Stamm«, sagte ein anderer, und von diesem Augenblick an, als viele der Umstehenden anerkennend nickten und ihm beipflichteten, wusste Brynn, dass sie wieder zu Hause war. Denn trotz der häufigen Zerwürfnisse und Kriege herrschte unter den Stämmen der To-gai-ru ein gegenseitiger Respekt sowie Übereinstimmung darüber, dass sie im größeren Zusammenhang des Weltgefüges eine Einheit bildeten, das stolze Volk der To-gai-ru.
Brynn sah nur ein einziges Gesicht, das sie ein wenig aus der Fassung brachte, und das gehörte Barachuk, der einen leicht verdutzten, geradezu misstrauischen Eindruck machte. Daher war sie auch nicht übermäßig verwundert, als der alte Mann sich – nachdem man sich noch lange gegenseitig Geschichten erzählt hatte – auf dem Nachhauseweg zu ihr umdrehte und sagte: »Ich kenne den Stamm der Kayleen Kek. Ich hab früher Handel mit ihnen getrieben und bin mit ihnen auf die Jagd gegangen. Aber eine Familie namens Dharielle ist mir dort nicht bekannt.«
Brynn war die Art Tsolonas, ihrem Mann sachte und doch bestimmt die Hand auf den Unterarm zu legen, so als wollte sie ihn daran erinnern, dass sie eine von ihnen war, nicht entgangen, trotzdem vermochte sie durchaus Verständnis für Barachuks Sorge aufzubringen. Mit dreihundert Personen aus gerade mal zwanzig verschiedenen Familien waren die Kayleen Kek damals zahlenmäßig kein großer Stamm gewesen. Abgesehen davon war heutzutage, unter der strengen Herrschaft Behrens, Misstrauen sehr wohl angebracht.
Brynn blieb, wie ihre beiden Begleiter auch, stehen und sah fest in Barachuks wache Augen. »Kennt Ihr die Familie Tsochuk?«
Einen Augenblick lang machte er ein nachdenkliches Gesicht, dann riss er erstaunt die Augen auf. »Keregu und Dha’lana«, begann er zögernd.
»Und ihre Tochter Dharielle, die man an jenem grauenhaften Morgen, als sie umgebracht wurden, verschonte, damit sie dieses Bild nie vergesse«, erklärte sie.
»Brynn Dharielle«, entfuhr es Tsolona leise.
»Und dieses kleine Mädchen bist du?«, fragte Barachuk und musterte sie genau. Dann nickte er. »Das Alter könnte stimmen.«
»Armes Mädchen«,
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