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Schattenelf - 3 - Der Herr der Flammen

Schattenelf - 3 - Der Herr der Flammen

Titel: Schattenelf - 3 - Der Herr der Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.A. Salvatore
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er ihn.
    »Ich habe keinen Augenblick gezweifelt.«
    »Hättest du es getan, hättest du nicht überlebt. Es gibt nur Erfolg oder Versagen, nichts dazwischen.«
    Pagonel nickte; das verstand er nur zu gut. Die Ordensmitglieder, die den Pfad Aller Farben in einer Mischung aus Stolz und Entschlossenheit betreten und ihr Chi nie wirklich erkannt und verstanden hatten, waren ausnahmslos gescheitert und in ihr Verderben gelaufen. Hatte ein Mystiker aber den Gipfel der Erleuchtung erklommen, war ein Versagen bei dieser Prüfung ausgeschlossen.
    »Als Erstes musst du natürlich mit dem Ersetzen der Schärpe beginnen«, bemerkte Meister Cheyes. »Hast du dich schon entschieden, wie dein Lebensweg aussehen soll?«
    »To-gai«, erwiderte Pagonel sofort. »Ich habe die Steppen und das Gras in meinen Träumen gesehen und weiß, dass ich dorthin zurückkehren muss.«
    »Ich bin schon alt, mein junger Freund, und Meisterin Dasa auch. Vielleicht wirst du eines Tages in die Wolkenfeste zurückkehren und feststellen, dass du der Einzige bist, der die Schärpe Aller Farben trägt. Das wäre eine sehr große Verantwortung, mein Freund, eine Verantwortung allerdings, die zu schultern dir nicht schwer fallen dürfte.«
    Pagonel nickte herzlich lächelnd. Er wusste natürlich nur zu gut, was Cheyes tatsächlich mit seinen Worten meinte, und die Erkenntnis, dass sein Lebensweg außerhalb des Tempels ihn vielleicht für immer von diesem freundlichen alten Mann und seiner Gemahlin trennen könnte, erfüllte ihn mit Traurigkeit.
    Aber nur für einen kurzen Augenblick, denn Pagonel hatte sein Chi gesehen. Er hatte das Prinzip der Ewigkeit verstanden und fürchtete weder den eigenen Tod noch den seiner Freunde, denn er wusste, dass es so etwas wie einen endgültigen Tod nicht gab, sondern nur Transzendenz.

12. Pragmatismus und Geduld
    Überrascht und sogar ein wenig verängstigt verfolgte Merwan Ma, wie Chezru Douan Meister Mackaront lautstark zur Rede stellte. Er hatte seinen Herrn selten so aufgebracht gesehen, was bei dem normalerweise so beherrschten Chezru-Häuptling bei diesem Anlass besonders deplatziert wirkte.
    »Wie lange muss ich Olin eigentlich noch mit Geschenken überhäufen?«, wetterte Yakim Douan. »Soll ich Euch vielleicht eine Wagenladungen voller Gold und Juwelen losschicken, nur damit Ihr wiederkommt und genau das Gleiche noch einmal verlangt?«
    »Die Reichtümer sind nicht für Abt Olin bestimmt«, erwiderte Meister Mackaront ruhig und versuchte den ganz gegen seine Gewohnheit aufbrausenden Douan mit einer beschwichtigenden Handbewegung zu besänftigen – leider vergeblich. »Sie sollen seine Gefolgsleute davon überzeugen, dass ihre Stimmen im Abtkollegium deutlich Gehör finden.«
    »Das Abtkollegium«, äffte Douan ihn aufbrausend nach. »Bis Euer Kollegium endlich zusammengetreten ist, ist Abt Olin längst tot!« Bei diesen Worten hatte er sich halb aus seinem gepolsterten Sessel erhoben, und Mackaront wich vor seinem vernichtenden Blick und seinen heftigen Worten zurück.
    »Vater Agronguerre hat sich als bemerkenswert kräftig entpuppt«, räumte der Meister von St. Bondabruce ein. »Wir waren nicht davon ausgegangen, dass er den Sommer überleben würde.«
    »Hat er aber, und jetzt kommt Ihr her und erzählt mir, die Vorbereitungen für die Abstimmung würden mehr Zeit in Anspruch nehmen, weil sich Agronguerres Gesundheitszustand überraschend gebessert habe. Eurer neuesten Einschätzung nach wird er sogar den Winter überleben, und danach womöglich auch noch den Frühling und den Sommer, wer weiß? Wann werdet Ihr endlich Euer gottverdammtes Abtkollegium einberufen, Meister Mackaront?«
    »Das lässt sich zurzeit unmöglich sagen.«
    »Könnt Ihr es nicht – sozusagen im Vorgefühl des Unausweichlichen – für nächsten Herbst ansetzen?«
    Die verborgene Andeutung trieb Mackaront die Farbe aus dem Gesicht. »Wir können uns schlecht anmaßen zu wissen, wann Gott den ehrwürdigen Vater zu sich rufen wird.«
    »Gott«, stieß Yakim Douan hervor. »Hier geht es nicht um das Werk Gottes, Idiot, sondern um die Starrheit eines alten Mannes, der Angst hat, sich einfach hinzulegen und ganz friedlich von uns zu gehen. Welches Licht wirft das auf Eure Kirche, wenn ihr oberster Hirte den Tod fürchtet?«
    Mackaront wich noch etwas weiter zurück, besann sich dann aber eines Besseren und funkelte den sitzenden Chezru-Häuptling wütend an.
    Merwan Mas Augen wurden zu schmalen Schlitzen; er war bereit, sich augenblicklich

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