Schattenelf - 3 - Der Herr der Flammen
Gefahren ihres Vorgehens bewusst, aber es war auch eine vortreffliche Gelegenheit, um zu verstehen, wie es in Wahrheit um das derzeitige To-gai stand.
Sie beschloss, die Dinge so zu nehmen, wie sie kamen.
In mehrere Fellschichten gehüllt, vom zottigen, schweren Fell des braunen Ochsen bis hin zum silbergrau melierten Wolfspelz, mit seiner hoch gewachsenen und kräftigen Statur und den sich bei jeder Bewegung deutlich abzeichnenden Muskeln, entsprach Ashwarawus wildes Erscheinungsbild dem ihm vorauseilenden Ruf bis ins Detail. Seine langen Beine reichten bis weit unter den Bauch seines gescheckten Ponys und sahen aus, als hätte er das Tier damit in jeder Situation mühelos in der Gewalt.
Was durchaus zutraf.
Sein Kinn war kantig und verhieß Stärke, seine kräftigen dunklen Augenbrauen wurden vom dichten Schopf seiner schwarzen Haare noch betont. Die markante Stirnpartie tat ein Übriges, um den rätselhaft stechenden Blick seiner dunklen Augen zu unterstreichen.
Es hieß, dass sich viele seiner Feinde Ashwarawu gleich auf dem Schlachtfeld ergaben und ihn um einen schnellen und barmherzigen Tod anbettelten. Wer den zornigen Krieger der To-gai-ru vor sich sah, zweifelte nicht an diesen Gerüchten.
»Sie haben den Bau des Schutzwalls noch nicht abgeschlossen«, erstattete einer seiner Kundschafter dem großen Anführer Bericht.
Ashwarawu nickte grimmig, drehte sich um und betrachtete den einzelnen, in den grasbewachsenen Boden über dem Ufer eines ausgetrockneten Flussbetts eingelassenen Gedenkstein, die Stelle, an der man einem jungen To-gai-ru mit Namen Jocyn Tho aufgelauert hatte, um ihn kaltblütig zu ermorden.
Ashwarawu hatte seine Gründe, seine Truppe ausgerechnet hierher, an diesen Ort, zu führen. Er wollte, dass sie den Gedenkstein sahen – ein weiterer Beweis für das brutale Vorgehen Yatol Gryshs und seiner Mörderbande. Viele Krieger Ashwarawus stammten aus dem überfallenen Clan; viele hatten Jocyn Tho persönlich gekannt.
Es war einfach eine weitere Kränkung der To-gai-ru, eine weitere Erinnerung daran, dass die Behreneser und sie sehr verschieden und erst recht keine Verbündeten waren und dass sie die Eroberer um jeden Preis von ihrem heiligen Boden vertreiben mussten.
Ashwarawu lenkte sein Pferd unmittelbar an dem Gedenkstein vorbei, klopfte mit der Spitze seiner großen Lanze dreimal gegen das steinerne Mal, die traditionelle Geste eines Kriegers der To-gai-ru an den Verstorbenen, dass sein Tod bald gerächt werde. Anschließend ritten Ashwarawus Krieger einer nach dem anderen an dem Gedenkstein vorbei und klopften in ähnlicher Weise mit ihren Waffen dagegen.
Der Anführer betrachtete die Mitglieder seines Clans, seine Krieger und Freunde, und wusste, dass sie an diesem Tag bereit waren.
»Sind die Arbeiter im Bilde?«, fragte Ashwarawu seinen Kundschafter.
»Sie sind ziemlich sicher, dass sie einen Trupp einschleusen und anschließend irgendwo verstecken können«, antwortete der Mann.
Ein Lächeln huschte über das Gesicht des Anführers. Welch eine Dummheit der Eroberer, bei einem so entscheidenden Vorhaben wie dem Bau von Befestigungsanlagen Eroberte einzusetzen! Hatte es ihn schon keine sonderliche Mühe gekostet, mit den zum Bau des Schutzwalls abkommandierten To-gai-ru-Sklaven Verbindung aufzunehmen, so war es noch viel einfacher gewesen, sie zur Mithilfe bei dem Angriff zu überreden.
Er erteilte einem seiner Unterkommandeure den Befehl, die Gruppe der Infiltranten zusammenzustellen, und dank der in monatelangen Kämpfen erworbenen Präzision war der Unterkommandeur schon kurz darauf unterwegs und trabte, neunzehn ungeduldige Krieger im Schlepptau, durch die Steppe. Sie würden sich vor der Ortschaft Douan Cal bis zum Anbruch der Dämmerung im hohen Gras verstecken, um dann, während die Sklaven für Ablenkung sorgten, einer nach dem anderen in die Stadt und die verabredeten Verstecke zu schleichen. Das Ganze war fast zu einfach.
Unmittelbar vor dem nächsten Sonnenaufgang gab Ashwarawu das Zeichen zum Angriff, und kurz darauf attackierte der geächtete große Anführer mit einhundert Kriegern im Rücken die noch schlafende Ortschaft Douan Cal.
Überall auf den Umgrenzungsmauern wurden Rufe laut, mit denen die Posten die behrenesischen Siedler zu den Waffen riefen, um ihre Häuser zu verteidigen. Dutzende Männer und Frauen eilten zu den Schutzmauern, mitten unter ihnen zwanzig getarnte Krieger der To-gai-ru.
Kraftvoll und auf direktem Weg hielt Ashwarawu auf die
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