Schattenelf - 3 - Der Herr der Flammen
Soldaten, die Nesty in die Enge zu treiben versuchten, rasch zu, sie sollten davon ablassen. »Verschwindet von hier – ich habe nichts mit Euch zu schaffen!«
Brynn starrte ihn verwundert und voller Verachtung an. Der Mann, den man zum Anführer dieses Ortes ernannt hatte, war offenkundig ein Feigling. Und was für einer! Ohne ihr Schwert zu senken, ohne ihm eine Chance zur Flucht zu geben, blickte Brynn zur Seite hinüber und rief ihr Pferd, das daraufhin gemächlich angetrabt kam.
»Da, seht Ihr?«, sagte Yatol Daek. »Ich bin nicht Euer Feind. Ich bin ein To-gai-ru.«
Er kam nicht einmal dazu, zu Ende zu sprechen, als Brynn ihn bereits anschrie: »Nein, das seid Ihr nicht!«
Yatol Daek hielt seine zitternden Hände abwehrend vor seinen Körper. »Ihr könnt mich nicht umbringen und hoffen, dass Ihr das überlebt«, jammerte er. »Bitte, steigt auf Euer Pferd und verschwindet.«
»Nein«, sagte Brynn jetzt etwas beherrschter und senkte die Klinge ein kleines Stück, woraufhin auch Yatol Daek die Hände ein wenig sinken ließ. »Ihr seid kein To-gai-ru.«
»Die Religion Yatols –«
»Es hat nichts mit dem Gewand zu tun, unter dem Ihr Euch versteckt!«, fuhr Brynn ihn an. »Nein, das geht viel tiefer.« In diesem Moment traf Nesty bei ihr ein; sie zog den braunweiß gescheckten Kopf ganz nah zu sich heran und rieb ihre Wange an seinem weichen Fell.
»Nein«, sagte sie an Daek gewandt. »Kein To-gai-ru würde ein Pferd stehlen, niemals.«
»Die Pferde sind Eigentum des –«, wollte er protestieren, aber Brynn hörte gar nicht zu.
»Und erst recht würde kein To-gai-ru den Befehl geben, ein Pferd zu schlachten.« Als sie geendet hatte, schmiegte sie ihre Wange noch immer an den Kopf des Pferdes, wirkte noch immer vollkommen ruhig.
Dann aber erfolgte der explosionsartige Vorstoß des Bi’nelle dasada, mit einer solchen Plötzlichkeit, dass Yatol Daek überhaupt nicht auf die Bewegung reagierte. Seine Miene wirkte ehrlich überrascht, als er an sich hinunterschaute und Brynns prachtvolles Schwert tief in seinem Unterleib stecken sah.
»Zum Teufel mit Euch und Euren neuen Sitten«, stieß Brynn hervor, dann schossen ihre Gedanken in das Schwert und riefen das Feuer auf den Plan.
Yatol Daek brüllte vor Schmerz, als Brynn die Klinge ruckartig bewegte, bis das scharfe, dünne Metall seinen Leib aufschlitzte und die Flammen ihn verzehrten.
Dann erst zog sie das Schwert heraus, drehte sich um und sah die vielen Behreneser und To-gai-ru, die sie fassungslos anstarrten.
Ihre Erstarrung währte jedoch nur einen kurzen Augenblick, dann stürzten sich die ersten behrenesischen Soldaten mit Gebrüll auf sie.
Brynn schwang sich auf Nestys Rücken und lenkte ihn mit ihren kräftigen Schenkeln; sie ballte ihre linke Faust und aktivierte so den Schutzschild ihres magischen Pauri-Armschutzes.
Aber sie ergriff nicht etwa die Flucht, sondern riss ihr Pferd herum und raste in vollem Galopp mitten zwischen die angreifenden Behreneser. Mehrere Soldaten warfen sich zur Seite; einen ritt sie um, gab ihm mit einem vernichtenden Hieb den Rest, ehe sie Nesty einen weiteren in den Staub trampeln ließ.
Dann stürmte Brynn in entgegengesetzter Richtung davon und hielt auf das Haus von Barachuk und Tsolona zu; zu ihrer Erleichterung erwarteten die beiden sie bereits und warfen ihr Bogen und Köcher zu.
Zu diesem Zeitpunkt hatte die Jagd auf sie bereits beträchtlich an Elan verloren, sodass Brynn ihr Pferd ohne große Mühe hätte aus dem Ort herausschaffen können. Doch die junge Hüterin gab sich längst noch nicht zufrieden. Sie klemmte ihr Schwert unter ein Bein, griff zu ihrem Bogen und stürmte ihren behrenesischen Verfolgern erneut entgegen.
Mittlerweile hatten sich zwei der feindlichen Soldaten auf ihre Pferde geschwungen.
Ein boshaftes Grinsen im Gesicht, erinnerte sich Brynn an die erste größere Herausforderung, mit der Lady Dasslerond sie überrascht hatte, und sah ihre Feinde so, wie sie damals, in jener sternenlosen Nacht in Andur’Blough Inninness auf dem von Fackeln beleuchteten Feld, die Zielscheiben gesehen hatte, und ihre Treffgenauigkeit war keine Spur geringer.
Als Brynn und Nesty schließlich aus dem kleinen Dorf hinausgaloppierten, hatte sie alle zwölf Pfeile aus ihrem Köcher verschossen, und zehn Behreneser, darunter Yatol Daek und die Chezhou-Lei Dee’dahk, lagen tot im Staub.
Obwohl noch ein paar Pfeile aus dem Ort in hohem Bogen in ihre ungefähre Richtung schwirrten, kam keiner ihr mehr
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