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Schattenelf - 3 - Der Herr der Flammen

Schattenelf - 3 - Der Herr der Flammen

Titel: Schattenelf - 3 - Der Herr der Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.A. Salvatore
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dem Gesicht zum Tresen und stellte sein Glas ab.
    »Wie heißt du?«, fragte jemand hinter seinem Rücken. Die Frage war auf To-gai-ru gestellt worden, wenn auch in einem etwas gekünstelt wirkenden Dialekt.
    Pagonel nippte an seinem Wasser und machte keine Anstalten, darauf zu antworten.
    »He, Jhesta Tu!«, fauchte dieselbe Stimme. »Wie lautet dein Name?«
    Pagonel drehte sich langsam zu dem Mann und der aus etwa einem Dutzend Soldaten bestehenden Gruppe um, von denen die meisten ziemlich nervös wirkten.
    »Wie lautet dein Name?«, wiederholte der Anführer seine Frage.
    »Man nennt mich Pagonel. Und wie ist Euer Name?«
    »Die Fragen stelle ich, du beantwortest sie.«
    »Das habe ich bereits getan.«
    »Mund halten!« Die Augen des Mannes funkelten, so als wollte er den Ordensbruder mit seinem Blick durchbohren. »Willst du mich etwa auf den Arm nehmen?«
    »Kaum.«
    »Ich bin Kommandant des Karrees«, erklärte der Soldat mit unverkennbarem Hochmut in der Stimme.
    »Und das ist ein Grund, stolz zu sein?«
    »Gibt es einen Grund, warum es das nicht sein sollte?«
    »Gibt es einen?« Pagonel wusste nur zu gut, dass er im Begriff war, zu weit zu gehen, dabei war er die ganze Zeit um einen neutralen und sachlichen Ton bemüht gewesen. Im Übrigen waren seine Bemerkungen ausschließlich Beobachtungen und keine persönlichen Ansichten gewesen. Oder etwa doch? Die Frage musste er sich stellen, wenn er ehrlich war. Er ließ seine letzten Äußerungen noch einmal Revue passieren – sorgfältig darauf bedacht, dem Kommandanten dabei nicht in die Augen zu sehen – und musste sich eingestehen, dass alle seine Äußerungen leicht provozierend geklungen hatten, auch wenn sie durchweg der Wahrheit entsprachen.
    »Ich bin Pagonel, ein Mystiker des Ordens der Jhesta Tu«, erwiderte er ruhig. »Ich bin aus meiner Heimat ausgezogen, um mich auf die Suche nach Weisheit und Erleuchtung zu begeben; ich kann Euch versichern, mir steht der Sinn nicht nach Ärger.« Als er geendet hatte, schlug er die Augen nieder, eine Geste, die der etwas hochmütige Kommandant gewiss als Zeichen der Friedfertigkeit und Unterwürfigkeit deuten würde.
    Stattdessen aber reagierte er wie ein Hai, der Blut gewittert hat; seine Hand schnellte vor; er packte Pagonel am Kinn und bog ihm den Kopf in den Nacken, um den linkisch wirkenden Ordensbruder mit seinem Blick niederzuringen. Pagonels Reaktion erfolgte rein instinktiv; seine Hand zuckte hoch, schlug die des Kommandanten zur Seite, dann packte er den Daumen seiner anderen Hand und bog ihn kraftvoll nach hinten, womit er den Mann aus dem Gleichgewicht brachte und ihn in die Knie zwang.
    Nun schaute ihm der Mystiker doch ins Gesicht, das jetzt allerdings vor Schmerz und Wut verzerrt war.
    »Dafür könnte ich dich hinrichten lassen!«, zischte der Kommandant zwischen den zusammengebissenen Zähnen hervor.
    »Wie gesagt, ich bin auf der Suche nach Weisheit und Erleuchtung, nicht nach Ärger«, wiederholte Pagonel seelenruhig. »Aber ich gehöre der Gemeinschaft der Jhesta Tu an und habe geschworen, diese Gemeinschaft zu schützen.« Während der Erklärung ließ er die Hand wieder los; der Kommandant trat einen Schritt zurück, richtete sich auf und rieb sich, den wütend funkelnden Blick auf den Mystiker gerichtet, seinen schmerzenden Daumen.
    »Ich bin in dieser Provinz die Stimme des Chezru-Häuptlings«, knurrte der Kommandant, für viele seiner Soldaten offenbar das Zeichen, zu den Waffen zu greifen. Pagonel hatte keine Angst vor ihnen, zumindest fürchtete er nicht um seine persönliche Sicherheit; die möglichen Folgen einer Auseinandersetzung dagegen bereiteten ihm erheblich mehr Kopfzerbrechen, schließlich hatte er noch nicht einmal angefangen, To-gai und seine Vision zu erkunden.
    »Ich habe keinesfalls die Absicht, Eure Machtbefugnis anzuzweifeln, Kommandant«, erwiderte Pagonel bescheiden.
    Der Kommandant hob die Hand, das Zeichen an seine Soldaten, sich zurückzuhalten. »Trotzdem hast du dich eines Vergehens gegen die Stimme Gottes schuldig gemacht«, sagte er.
    Pagonel verkniff sich eine passende Erwiderung und hörte schweigend zu.
    »Es ist dir nicht erlaubt, mich zu berühren, und deshalb werde ich mit dir machen, was immer ich für richtig halte. Hast du das begriffen?«
    Pagonel ließ sich noch immer keine Regung anmerken. Er musste sich zusammenreißen, als der Kommandant abermals die Hand nach seinem Gesicht ausstreckte. Sein Griff war fest und kraftvoll, als er den Ordensbruder

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