Schattenelf - 3 - Der Herr der Flammen
solches Manöver erfolgte der Angriff viel zu schnell.
Brynn, auf dem Rücken ihres Pferdes, setzte sich an die Spitze der Reiter in ihrer unmittelbaren Umgebung und ließ die Übrigen weit hinter sich. Die junge Hüterin konnte es kaum erwarten, sich in den Kampf zu stürzen, und schwenkte hinüber zur Mitte, wo sie sogar das kräftige schwarz-weiß gescheckte Pferd Ashwarawus abhängen konnte.
Sie traf als Erste bei der Karawane ein; mit einem Seitenhieb ihres lodernden Schwertes holte sie den am nächsten reitenden behrenesischen Soldaten von seinem Pferd. Unmittelbar nach dem Zusammenprall schwenkte sie nach links, um einen zweiten Soldaten in Empfang zu nehmen, dessen hoch gezielten Speerstoß sie mit ihrem pulsierenden Schild abwehrte.
Brynn zog weiter nach links hinüber; Nesty begriff sofort, was sie vorhatte und drängte mit voller Wucht gegen das größere Pferd des behrenesischen Soldaten. Das Pferd machte einen Sprung zur Seite, woraufhin der Mann seinen Halt im Sattel verlor. Brynn vergeudete keine Zeit, ihm ihren Schild quer durchs Gesicht zu ziehen. Anschließend riss sie Nesty auf den Hinterbeinen herum, um ihr Werk mit einem Schwerthieb zu vollenden.
Der Kopf des Soldaten rollte in den Schnee.
Nesty schoss nach vorn, setzte über die Deichsel zwischen Pferdegespann und dem dahinter eingespannten Wagen hinweg und wurde gleich darauf nach links hinübergerissen, sodass Brynn jetzt an der ungesicherten Innenseite der Karawane entlangflog. Dabei stach sie auf jeden Kutscher des Trecks ein, erzielte eine Reihe von Treffern, einer davon tödlich, und drängte drei weitere Fahrer zur Seite ab.
Schließlich brach auch der letzte Anschein einer geordneten Verteidigung zusammen, als die völlig verängstigten Tiere dieser vier Wagen, einige zusätzlich angespornt von Brynns Schlag auf ihr Hinterteil, aus dem Verband ausbrachen.
Die daraufhin einsetzende Panik entsprach genau dem Chaos, auf das es Ashwarawu und seine Männer abgesehen hatten. Rasch wurde jeder einzelne Behreneser, Soldat wie Wagenlenker, von seinen Artgenossen abgesondert und ebenso rasch erschlagen, erstochen oder umgeritten.
Nach wenigen Augenblicken war alles vorbei, so schnell, als wäre eine Lawine über sie hinweggefegt. Nur wenige Behreneser waren noch nicht endgültig tot, sie lagen blutend und vor Schmerzen schreiend im Schnee und wimmerten um Gnade. Brynn sah, dass Pagonel versuchte, zwei der ausgebrochenen Gespanne einzufangen, und eilte ihm zu Hilfe, während sie sich größte Mühe gab, die Schreie der Verwundeten zu überhören.
»Keine angenehme Aufgabe«, rief ihr der Ordensbruder zu, als er den gequälten Ausdruck im Gesicht der jungen Hüterin bemerkte.
»Das Morden macht mir wirklich keinen Spaß«, gab Brynn zu. Sie packte die lose baumelnden Zügel eines Pferdegespanns und machte Anstalten, es herumzuziehen, hielt dann aber inne, als sie merkte, dass Pagonel sie mit einem wortlosen Seitenblick auf etwas aufmerksam machen wollte.
Brynn drehte sich um und sah, dass die Formation der To-gai-ru neben dem Hauptteil der Karawane Aufstellung genommen hatte und Ashwarawu sein Pferd gemächlichen Schrittes zu ihr herüberlenkte.
»Du hast dich heute tapfer geschlagen«, bemerkte der Rebellenführer. »Wie übrigens auch schon bei früheren Gefechten sowie an dem Morgen, als du in meine Truppe aufgenommen wurdest.«
»Ich hatte eine sehr gute Ausbildung«, erwiderte Brynn. »Und ich bin eine To-gai-ru.« Sie schaffte es zu lächeln. »Außerdem hatte noch nie jemand ein besseres Pferd …« Sie unterbrach sich, als sie merkte, dass der stolze Rebellenführer ihr überhaupt nicht zuhörte.
»Du wirst sieben Plätze in der Kolonne aufrücken«, sagte Ashwarawu. »Näher zu mir.«
Eigentlich hätte sie sich freuen sollen, aber irgendetwas an seinem Tonfall und Verhalten stimmte sie ziemlich besorgt.
»Sobald du deine Pflicht getan hast.« Damit drehte er seinen Kopf und betrachtete einen der am Boden liegenden und sich vor Schmerzen krümmenden behrenesischen Soldaten.
Als sie den Mann ansah, wusste Brynn sofort, was von ihr erwartet wurde; trotzdem traf die Forderung sie wie ein Schlag, der einem Angriff auf ihr innerstes Empfinden gleichkam. Es war eine Sache, gegen einen Feind zu kämpfen, noch dazu einen, den sie von ganzem Herzen hasste, aber wie sollte sie so für einen hilflos am Boden liegenden Mann empfinden?
Sie schaute hinüber zu Ashwarawu und sah, dass er sie mit seinem Blick fixierte, hart und
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