Schattenelf - 3 - Der Herr der Flammen
bester Dinge, als er von hier fortging.«
»Das war auch meine Absicht.«
»Selbstverständlich.«
»Was gibt es dann nicht zu verstehen?«
»Alles, was …«, begann Merwan Ma, hielt dann aber inne und schüttelte nur verwirrt den Kopf.
»Ihr seid überrascht, dass ich bereit bin, Abt Olins Aufstieg finanziell zu unterstützen?«
»Das ist Sache der Abellikaner und sollte in seinen Auswirkungen an den Bergen enden, Stimme Gottes. Ich verstehe nicht, warum Ihr Euch überhaupt einmischt. Ich weiß, Abt Olin ist Euer Freund …«
»Mein Freund?« Yakims Gelächter kam aus tiefstem Herzen. »Nein, er ist nicht mein Freund. Zumindest würde ich ihn nicht als solchen bezeichnen – außer, natürlich, gegenüber denen, die auf derartige Beteuerungen angewiesen sind. Abt Olin und ich haben eine Vereinbarung getroffen.«
»Und die basiert auf gegenseitigem Respekt?«
»Er respektiert mich, wie es sich für ihn geziemt. Wir wissen um die Vorteile, die aus unserer Verbindung entstehen können. Er besitzt Dinge, die für Behren vorteilhaft sind, und ich besitze Dinge, die für das Bärenreich von Vorteil sind. Mein Reichtum, zum Beispiel, wenn Ihr versteht?«
»Ja, Stimme Gottes«, antwortete Merwan Ma wenig überzeugend.
Yakim Douan musste abermals lachen. »Ihr begreift doch sicherlich, wie vorteilhaft es für uns ist, einen Mann wie Abt Olin auf dem mächtigsten Posten des Abellikaner-Ordens sitzen zu haben? Entel ist eine bedeutende Schwesterstadt Jacinthas und bietet die Möglichkeit, mit Waren zu handeln, die südlich des Gebirges nur schwer erhältlich sind. Das meiste in Jacintha verwendete Bauholz, darunter die großen Masten unserer Flotte, wurde auf Schiffen aus Entel hierher transportiert, wie übrigens auch zahlreiche Köstlichkeiten, derer wir uns regelmäßig bei Tisch erfreuen.«
»Verstehe.« Wieder klang Merwan Ma nicht wirklich überzeugt und wirkte ein wenig verstört.
»Aber Ihr wisst auch, dass es nicht unsere Aufgabe ist, den abellikanischen Heiden zu helfen, und genau das beschäftigt Euch«, fügte der Chezru-Häuptling hinzu. Merwan Mas Gesichtsausdruck verriet, dass Yakim Douan mit seiner Vermutung genau ins Schwarze getroffen hatte.
»Wir werden Yatols Wort in aller Freundschaft und mit den Mitteln des Handels im Königreich des Nordens verbreiten«, erläuterte Yakim Douan. »Wir wissen, dass wir im Recht sind; wir wissen, dass unser Glaube stark und die Verehrung der Abellikaner für ihre Steine ein Irrtum ist. Und wir sind sicher, dass auch sie sich letztendlich von Yatol bekehren lassen werden. Je mehr sie von uns sehen, desto nachhaltiger wird unser aufrichtiger Glaube ihre erbärmliche Religion in den Augen der abellikanischen Gemeinde der Lächerlichkeit preisgeben.«
Merwan Ma hatte unterdessen eine aufrechtere Haltung angenommen und nickte eifrig; Yakim Douan wusste, dass damit die Angelegenheit ein für alle Mal erledigt war. Er selbst glaubte selbstverständlich kaum etwas von dem, was er da predigte; er wusste, dass jeder, der die Verwandlung vom Chezru-Häuptling zum nächsten auserwählten Knaben beobachtete, angesichts des »Wunders« bestürzt auf die Knie sinken würde. Aber er wusste auch, dass die gerissenen Abellikaner selbst recht gut im Erwirken von Wundern waren, und in Anbetracht der ganzen Aufregung um die himmelwärts gereckte Faust des toten Avelyn und der ihr zugeschriebenen Wunderheilung der Rotfleckenpest war Yakim Douan sich darüber im Klaren, dass es sehr, sehr lange dauern würde, bis ein Großteil der Abellikaner auch nur daran dachte, ihren spirituellen Kurs zu ändern.
Trotzdem wollte er Olins Aufstieg, wollte er Verbündete innerhalb des Königreichs im Norden, Männer, die Behren während der Phase der Transzendenz nicht unter Druck setzen würden, Männer, die ihm das Leben mit Hilfe von Geschenken und guten Handelsbeziehungen während seiner nächsten Inkarnation ein wenig angenehmer machen würden.
»Unsere Beziehungen zu den Abellikanern werden sich in der schon bald bevorstehenden entscheidenden Phase als überaus wichtig erweisen«, fuhr Yakim Douan fort, und als sich Merwan Mas Augen daraufhin leicht weiteten, merkte der Chezru-Häuptling, dass sich eine gewisse Dringlichkeit in seine Stimme eingeschlichen hatte.
Der verängstigte Gesichtsausdruck seines Leibdieners verleitete ihn zu einem spöttischen Lachanfall. »Ihr kennt Eure Pflichten, und im Übrigen ist alles so, wie es sein sollte.«
»Habt Ihr keine Angst?«
Yakim Douan tat
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