Schattenelf - 3 - Der Herr der Flammen
irgendwelche Worte oder Hilferufe auszustoßen. Was er auch tat, nur hatte er jede Kontrolle über seinen Körper verloren, da Yakim Douan ihm diesen streitig machte und mittlerweile zwei Seelen und zwei Willen um die Kontrolle über seinen Körper rangen. Muskeln verhärteten und verdrehten sich aufgrund der widersprüchlichen Impulse. Seine Lippen quollen hervor, sein verzerrter Mund biss wahllos auf Lippen und Zunge.
Weißt du, wer ich bin, Yatol Thei’a’hu?, herrschte ihn Yakim Douans Geist telepathisch an.
Der Körper stellte sein Hin- und Hergewerfe ein und verharrte vollkommen reglos in den Resten des Badewassers.
Sieh mich an!, fuhr Yakim Douan fort. Frag dein Gewissen, wer dir einen Besuch abstattet!
Chezru-Häuptling Douan?, erkundigte sich Yatol Thei’a’hus Verstand stumm.
Das ist nur eine von unzähligen Inkarnationen, kam die quälend dunkle Antwort.
Die anderen im Raum Anwesenden, einige hatten gerade wieder genug Mut gefasst, um sich dem Mann erneut zu nähern, fuhren erschrocken zurück, als Yatol Thei’a’hus Körper vor Überraschung zuckte.
Yatol! Yatol! Yatol!, kreischte Yatol Thei’a’hus Verstand.
Ihr seid ein Ungläubiger!, beschuldigte ihn Yakim Douan. Ihr enttäuscht mich, Yatol Thei’a’hu. Ihr macht gemeinsame Sache mit Ketzern, die die Existenz Yatols in Abrede stellen!
Als Yatol Thei’a’hu daraufhin, physisch wie auch telepathisch, unablässig um Gnade zu flehen begann, war sein Gewinsel unterlegt von einem leisen Wimmern.
Nehmt Euren Frevel zurück, Yatol Thei’a’hu. Noch heute Abend! Sofort! Ihr bekommt nur diese eine Chance, wenn Ihr jemals wieder den Weg ins Paradies betreten wollt! Zu guter Letzt führte er ihm noch einmal in aller Deutlichkeit vor Augen, was er zu tun hatte, dann verließ Yakim Douan Thei’a’hus leibliche Hülle und schwebte als Geist unter die Decke, um das weitere Geschehen zu verfolgen. Trotz seiner Unsichtbarkeit und obwohl er keinen Laut von sich gab, schienen die anderen im Raum Anwesenden den Geist oder doch zumindest irgendetwas zu spüren. Der Anblick ihrer verwirrten und verängstigten Mienen amüsierte ihn, es machte ihm Spaß zu sehen, wie sich ihre Nackenhaare sträubten und die Frauen die Arme um den Körper schlangen, als sei ihnen auf einmal kalt. Der Chezru-Häuptling machte sich einen Spaß daraus, noch einmal mitten unter sie zu fahren, ein eisiger, gespenstischer Hauch, der ihre Angst noch vergrößerte. Mehr als ein Bediensteter stürzte schreiend aus dem Raum.
Dabei hatte das eigentliche Schauspiel noch nicht einmal begonnen, also schaute er weiter zu und amüsierte sich köstlich, als Yatol Thei’a’hu dem Bad entstieg und jeden zur Seite stieß, der ihm zu Hilfe eilen oder ihm wenigstens einen Bademantel um seine nackten Schultern zu legen versuchte.
Als er schließlich das Haus verließ, hatte er sich, mehr als Schutz gegen die Kälte denn aus Schamgefühl, zumindest in eine Decke gehüllt. Keiner, der ihn sah, Yakim Douans Geist eingeschlossen, hatte auch nur den geringsten Zweifel, dass ihn plötzlich eine Besessenheit ergriffen hatte und er nur noch einen einzigen Gedanken kannte.
Praktischerweise verhüllte die Decke auch jenen Gegenstand, den Yatol Thei’a’hu benötigen würde, um wieder auf den Pfad ins Paradies zurückzufinden.
Man hatte sämtliche Yatols, die auf Besuch in der Stadt weilten, im selben Viertel untergebracht, sodass Thei’a’hu nicht weit zu gehen brauchte, um bis zu Yatol Bohls Haus zu gelangen; dort angekommen, stieß er die beiden Soldaten, die vor der Tür Wache standen, brüsk zur Seite und hämmerte geräuschvoll an die Tür. Als sie von einem weiteren Soldaten geöffnet wurde, vergeudete Yatol Thei’a’hu keine Zeit mit umständlichen Erklärungen, sondern bahnte sich, lautstark nach Yatol Bohl verlangend, gewaltsam einen Weg ins Haus.
Als dieser wenige Augenblicke später die geschwungene Treppe im hinteren Bereich der Eingangshalle herunterkam, war er noch immer exakt so gekleidet wie drei Stunden zuvor, als Yatol Thei’a’hu ihn verlassen hatte.
»Thei’a’hu«, rief er, sichtlich verblüfft über das Erscheinen des Mannes. »Was gibt es denn?«
Thei’a’hu stürmte auf Bohl zu, der die Arme ausbreitete, einen ungläubigen Ausdruck im Gesicht.
Ungläubigkeit schlug um in fassungsloses Entsetzen, als Thei’a’hu ihm sein Messer in den Leib rammte.
»Ketzer! Ungläubiger!«, kreischte Thei’a’hu, während er ein ums andere Mal mit der unbändigen Kraft
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