Schattenelf - 3 - Der Herr der Flammen
sie aus seinen entsetzlich katzenhaften Augen anfunkelte.
Und eines seiner Vorderbeine hob.
Brynn warf sich zur Seite.
Der Drache stampfte mit solcher Wucht auf, dass das Gestein splitterte und die Erschütterung Brynn von den Füßen riss. Der Vorderfuß versank im Höhlenboden, der Lindwurm verlor das Gleichgewicht und taumelte seitlich gegen einen weiteren Schatzhaufen, den er so durcheinander warf, dass er in den offenen Felsspalt zu rieseln begann. Der Strom aus Gold und Geschmeide war bei weitem nicht stark genug, um den Drachen zu Fall zu bringen, aber er riss die arme Brynn mit, die daraufhin von einem Fluss aus Kostbarkeiten aus der Höhle gespült wurde und einen felsigen Abhang hinunterpurzelte, wobei sie sich Kopf und Körper aufschlug und die Kleider zerriss.
Sie ahnte nicht einmal, wie tief sie fiel, denn als sie weit unterhalb der Drachenhöhle aufschlug, hatte sie längst das Bewusstsein verloren.
Cazzira unternahm nicht einmal den Versuch, den Drachen anzugreifen. Kaum hatte sich die Bestie bemerkbar gemacht, nahm die Elfe Reißaus und hätte es auch fast bis in einen Seitengang geschafft. Aber nur fast, denn im selben Augenblick, als sie dort ankam, legte sich ein Echsenschwanz wuchtig vor dessen Öffnung.
Sie stolperte gegen den Schwanz, fand augenblicklich ihr Gleichgewicht wieder und wollte zur Seite ausweichen, als sie von einer wischenden Bewegung des Riesenschwanzes getroffen und fortgeschleudert wurde.
Sie prallte gegen einen Schatzhaufen, dessen mangelnde Stabilität sie vor einer ernsthaften Verletzung bewahrte, denn der Haufen gab erst unter ihr nach, ehe er endgültig über ihr zusammenstürzte, sodass sie von einer Lawine aus Münzen und Schmuck mitgerissen wurde, die sie unter sich begrub, als sie bewusstlos am Boden liegen blieb.
Der Drache beachtete sie nicht einmal. Die Menschenfrau war ins Loch gestürzt, also hatte die Bestie ihren schlängelnden Kopf in die Öffnung geschoben, um der fallenden Frau und dem herabrieselnden Schatz nachzusetzen. Doch der schmale Schacht wurde zu schnell enger, als dass der Drache sie hätte weiter verfolgen oder gar einholen können, weshalb der riesige Kopf unter dem wütenden Gebrüll der Bestie ziemlich rasch wieder zum Vorschein kam.
Fast augenblicklich richtete sich sein Zorn auf ein anderes Opfer, auf Belli’mar Juraviel, der mit hastigen Schritten auf das Loch im Boden zuhielt.
Eine Riesenkralle landete krachend vor dem Elfen und versperrte ihm den Weg – scheinbar zumindest, denn der Elf erhob sich unter heftigem Flügelschlagen in die Luft und konnte so das Hindernis überwinden, ehe er sich wie ein Stein in das Loch fallen ließ.
Ein zweites Mal ließ sich der Drache nicht übertölpeln. Mit beängstigender Geschwindigkeit, schnell wie eine zuschnappende Schlange, verschwand der Kopf im Loch.
Als er wieder zum Vorschein kam, lugten die zappelnden Beine des Elfen zwischen den riesigen Fangzähnen des Drachen hervor.
Brynn Dharielle schlug die Augen, oder besser, ein Auge auf, denn das andere war verklebt mit getrocknetem Blut. Sie lag nicht völlig im Dunkeln, denn ihre Glühlampe war neben sie gefallen; trotzdem war ihr sofort klar, dass die Kugel einen Sprung bekommen haben musste, denn statt des klaren Lichts verströmte sie jetzt nur einen matten Schimmer und war umgeben von einem hellen, phosphoreszierenden Dunst.
Sie musste an Cazziras Bemerkung über die Lampen denken und hatte Angst, schon bald endgültig im Dunkeln zu sitzen.
Der Gedanke war ihr Ansporn genug, sich auf die Seite zu wälzen und sich zu überwinden, eine sitzende Position einzunehmen. Anfangs wanderten ihre Gedanken sofort wieder zurück zur Höhle hoch über ihrem Kopf, zu dem Lindwurm und ihrem tiefen Sturz, zu ihren Freunden und dem unbarmherzigen Schicksal, dass die beiden beim Zusammenstoß mit der Bestie höchstwahrscheinlich ereilt hatte. Nicht lange aber, und Brynn bemerkte die unzähligen funkelnden Gegenstände, von denen sie umgeben war: Edelsteine und Juwelen, sowie ihr eben erst gefundenes Schwert, das Schwert eines Hüters.
Brynn nahm es ehrfürchtig in die Hand und hätte es beinahe gleich darauf verärgert wieder fortgeworfen; sie empfand sein Unvermögen, auch nur die Schuppenhaut des Monsters zu durchdringen, geradezu als Verrat.
Dann besann sie sich jedoch eines Besseren und besah es sich genauer. »Flammentänzer«, wiederholte sie den Namen, den Juraviel gebraucht hatte. Sie untersuchte die unfassbar detailreiche
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