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Schattenelf - 3 - Der Herr der Flammen

Schattenelf - 3 - Der Herr der Flammen

Titel: Schattenelf - 3 - Der Herr der Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.A. Salvatore
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Beweglichkeit einschränkt. Viele charakteristische Eigenschaften, die diese beiden Völker, die To-gai-ru und die Behreneser, ausmachen, lassen sich auf diese unterschiedlichen Lebensweisen zurückführen. Die To-gai-ru sind Reiter, die besten der Welt, die auf ihren kräftigen und schnellen Ponys auf die Jagd gehen; unterwegs sind sie für uns wie liebe Reisegefährten. Die To-gai-ru sind Bogenschützen, die besten der Welt, die mit ihren großen Bogen aus dem Sattel heraus die Tiere erlegen, die uns mit Obdach und Nahrung versorgen. Weil unsere Lebensweise so eng mit den Früchten der Steppe verflochten ist, stehen diese Tiere bei uns in höchstem Ansehen; wir sind ihnen dankbar für das, was sie uns geben. Wir sind mit den Feinheiten des Landes bestens vertraut, auf dem wir leben, mit dem Gleichgewicht, das nicht gestört werden darf, wenn unsere Kultur und unser Volk überleben sollen.
    Die Behreneser dagegen bevorzugen in der Regel schwerfällige Kamele, die sie über die endlosen Dünen der Sandwüsten tragen. Sie sind eher Bauern als Jäger, da ihr Land nur wenig Wild hervorbringt. Die Waffen, die sie herstellen, sind für den Krieg gemacht, nicht für die Jagd. Ich denke, eine auf Landwirtschaft basierende Kultur erfordert eine völlig andere Denkweise. Die Behreneser betreiben eine Ernte- und Vorratswirtschaft, sie leben nicht, wie mein Volk, von der Hand in den Mund. Sie sind auf eine Mehrung ihrer Erträge und ihres Reichtums bedacht, statt sich an den einfachen Dingen des Lebens zu erfreuen. Je enger sie sich in ihren Städten und auf ihren Farmen zusammendrängen, je umfassender sie das Land ihren Bedürfnissen entsprechend umgestalten, desto mehr geht ihnen der Blick für die Welt als Ganzes verloren, in der vor allem Vielfalt zählt.
    Mit ihrer Vorratshaltung wecken sie neue Begehrlichkeiten, und Habgier entwickelt eine ganz eigene Dynamik. Sie entfernen sich zusehends von der Schönheit und den Annehmlichkeiten der Natur und ersetzen diese natürlichen Freuden durch selbst geschaffene Bedürfnisse: dem Streben nach Reichtum und Macht. Die einzige Selbstrechtfertigung der behrenesischen Oberen, Yatols zumeist, besteht im Anhäufen nutzloser Reichtümer. Sie versuchen ihre Stellung im Jenseits allein mit dem Bau monumentaler Grabhügel voller Juwelen und Skulpturen zu sichern, errichtet auf dem Rücken geschundener und gebrochener Sklaven.
    Dieser Weg führt in die Irre! Ein hochrangiger Yatol kann durchaus einen wahren Schatz an goldenen Kelchen besitzen, zu viele, um sie jemals auch nur anzuschauen oder in die Hand zu nehmen, während sein Volk vor den von Menschenhand geschaffenen Mauern seines Hauses in Not und Elend lebt – Mauern, die er wegen der übergroßen Armut seines Volkes zu seinem eigenen Schutz errichten muss.
    Ein Häuptling der To-gai-ru dagegen, der solchen Reichtum hortete, würde von seinem Stamm vertrieben werden wenn er Glück hat. Ein Nomade könnte einen solchen Schutzwall gar nicht errichten.
    Die Hierarchie der behrenesischen Gesellschaft, vom Yatol bis zum einfachen Bauern, ist von alters her festgelegt, und der Reichtum des Landes wurde bereits vor langer Zeit unter seinen Oberen aufgeteilt, auch wenn der Versuch, die betreffenden Gesetze neu zu ordnen, ständig für Unfrieden sorgt. Insgesamt jedoch ist die Summe dieses Reichtums endlich, weshalb die Behreneser, als sie diesen mehren und sich einen besseren Stand verschaffen wollten, den Blick über ihre Grenzen richten mussten. Jetzt, da ihnen die To-gai-ru als Sklaven dienen, erhalten selbst die behrenesischen Bauern Auftrieb, und mit dem Verkauf der To-gai-Ponys kann das Königreich seinen Reichtum noch vergrößern.
    Und damit wachsen auch ihre nutzlosen Schätze.
    Und damit werden auch ihre Grabmäler immer größer und aufwendiger werden, werden mit immer mehr sinnlosem Geschmeide gefüllt und auf dem Rücken von immer mehr geschundenen Sklaven errichtet.
    Für mich ist es eine schlichte Tatsache, dass ich die Behreneser hasse. Aber wie bereits gesagt, ich darf nicht dem Irrtum erliegen, die Gesellschaft mit ihren einzelnen Mitgliedern zu verwechseln. Ich verabscheue diese Kultur, die in dem Wüstenreich entstanden ist, die Kultur, der es offenbar ein Bedürfnis war, in mein Land einzufallen und mein Volk zu versklaven. Ich verabscheue die Yatols, die nicht von diesem mörderischen und fürchterlichen Weg ablassen konnten und ihn stattdessen als ihr religiöses Recht ansahen, als den einzig wahren Weg zu ihrem Gott.

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