Schattenelf - 4 - Feuerzauber
Verletzungen, und anschließend wird Behren wie eine unbeschriebene Schiefertafel sein, die nur darauf wartet, dass wir unser nächstes Zeichen auf ihr hinterlassen.«
»Die Behreneser werden niemals Ruhe finden, solange du dafür sorgst, dass der Strom aus Geld und Wertgegenständen für die Söldner und Piraten nicht abreißt«, erwiderte Pagonel. »Allerdings könnte der Aufschub dem Chezru-Häuptling Gelegenheit geben, seine durch To-gai irrenden Truppen abzuziehen.«
»Es sei denn, wir machen ihn glauben, wir seien in die Steppe zurückgekehrt«, entgegnete Brynn mit einem boshaften Grinsen. »Ich werde Pherol dorthin mitnehmen und ein paar Vorposten-Siedlungen dem Erdboden gleichmachen. Vielleicht gelingt es uns, weitere Truppen des Chezru-Häuptlings in die offene Steppe hinauszulocken. Wenn sie dort der Winter überrascht, dürfte ihnen das schwer zu schaffen machen.«
Der Mystiker nickte, um gleich darauf zwei winzigen Gestalten zuzuwinken, die sich ihnen zu Fuß näherten.
Brynns Freude war echt, zumal ihr erst in diesem Moment bewusst wurde, dass sie schon seit mehreren Tagen nicht mehr mit Juraviel und Cazzira gesprochen hatte.
»Ein wundervoller Morgen«, begrüßte sie der Elf. »Pherol hat uns allerdings gewarnt, dass sich im Westen ein Sandsturm zusammenbraut.«
»Und wo steckt Pherol?«, fragte Brynn und sah sich nach allen Seiten um.
»Wasser holen«, antwortete Cazzira.
»Wir haben doch bereits mehr Wasser als nötig aus Alzuth mitgebracht«, sagte Brynn. Ein Hauch von Argwohn hatte sich in ihre Stimme eingeschlichen. Sie hatte den Drachen seit dem Fall von Alzuth nicht mehr zu Gesicht bekommen, und auch die Elfen hatte sie in den letzten Tagen kaum gesehen.
»Vielleicht hat er ein paar Nomaden entdeckt, die er fressen kann«, erklärte Juraviel trocken, und als Brynn ihn daraufhin sichtlich bestürzt ansah, zuckte er mit den Schultern. »Das ist halt seine Natur.«
»Er wird sich in seine Höhle zurückziehen, wenn ich es ihm befehle«, sagte Brynn. »Er hat mir sein Wort darauf gegeben.«
»Und auf das Wort eines Drachen ist Verlass«, versicherte ihr Juraviel. »Aber hat er dir auch sein Wort gegeben, sich nicht gleich bei der erstbesten Gelegenheit aus dem Staub zu machen und unsere Feinde anzugreifen?«
Brynn schüttelte den Kopf. »Das ist das nächste Versprechen, das ich mir von ihm holen werde.«
»Du solltest Pherol nicht an eine zu kurze Leine nehmen«, warnte Cazzira. »Seine Neugier und Einsamkeit haben ihn ein paar Zugeständnisse machen lassen, aber im Grunde entspricht das nicht dem Wesen dieser Bestien. Zumal sich Pherol durchaus bewusst ist, dass du ihn ebenso dringend brauchst wie er dich – vielleicht sogar mehr, einmal als entscheidende Kraft in schwierigen Schlachten, aber auch, um deine Armee mit ausreichend Nachschub zu versorgen, damit sie sich ungehindert in der Wüste bewegen kann. Der Drache weiß, wie wertvoll er für dich ist, auch wenn ihm seine Rolle als Nachschublieferant nicht sonderlich behagt. Wenn du den Bogen überspannst, wird er seinen Wert gegen dich ausspielen, davon kannst du ausgehen.«
Es war ein guter Rat, wusste Brynn.
»Es geht das Gerücht, dass wir die Kämpfe eine Zeit lang unterbrechen werden«, sagte Juraviel.
Brynn nickte. »Wir sind alle erschöpft, und die meisten sind verwundet. Es wird Zeit für eine Ruhepause. Einmal unserer Gesundheit zuliebe, aber auch, um unsere Feinde zusätzlich zu verunsichern. Sollen sie sich ruhig durch die Winterstürme und den Schnee in der Steppe kämpfen, während wir uns für eine neue Offensive im Frühjahr rüsten.«
Juraviel und Cazzira wechselten einen Blick, der Brynn ein wenig deplatziert vorkam.
»Was ist?«, fragte sie gereizt.
»Vielleicht wäre die Kampfpause die geeignete Gelegenheit für mich und Cazzira, uns aus Behren zu verabschieden«, antwortete Juraviel. »Wir sind in diesem Krieg inzwischen doch nicht mehr als Beobachter, denn mittlerweile hast du mehr Macht über Pherol als wir. Cazzira sehnt sich nach Tymwyvenne, und, offen gestanden, ich auch. Oben im Norden erwartet uns ein anderes Abenteuer, das für unsere beiden Völker sehr viel dringlicher ist.«
Die unerwartete Ankündigung ließ Brynn innerlich zusammenzucken, und für einen Augenblick überkam sie echte Panik. Wie sollte sie diesen Krieg ohne Belli’mar Juraviels Rat weiterführen? Obwohl sie in letzter Zeit immer seltener mit ihm sprach, hatte sie es stets als überaus beruhigend empfunden, zu wissen, dass
Weitere Kostenlose Bücher