Schattenelf - 4 - Feuerzauber
Euch nur davon unterrichten, dass der Bote Yatol Bardohs bereits wieder unterwegs ist, Stimme Gottes«, stammelte Took. »Er reitet auf dem schnellsten Weg über die Weststraße zur Oase Dahdah und anschließend nach Dharyan.«
»Verschwindet«, befahl Douan und machte eine matte Handbewegung.
Took zog sich unter zahlreichen Verbeugungen zurück.
Yakim Douan machte sich in Gedanken eine Notiz, dass er seinen neuen Leibdiener am Morgen würde hinrichten lassen müssen, weil er ihm nachspioniert hatte.
Ein verzweifeltes Grunzen ausstoßend, fuhr der Chezru-Häuptling sich mit der Hand durch sein lichter werdendes Haar. Der Einfall veranschaulichte einmal mehr, wie absurd seine ganze Situation geworden, wie sehr sie außer Kontrolle geraten war. Wie sehr vermisste er doch Merwan Ma!
Er dachte noch einmal über seinen Befehl nach, den Mann hinrichten zu lassen, und einen winzigen Augenblick lang empfand er so etwas wie Reue bei der Vorstellung, dass sein treuer und tüchtiger Leibdiener tot im Sand bei Dharyan begraben lag. Mittlerweile konnte er nicht mehr umhin, sich die außergewöhnliche Befähigung Merwan Mas einzugestehen.
Und Yakim Douan wusste nur zu gut, dass er es ohne einen durch und durch fähigen und absolut loyalen Leibdiener an seiner Seite nicht riskieren konnte, in die Phase seiner Transzendenz einzutreten.
13. Ein Winter voller Unzufriedenheit
»Ich bin sicher, irgendwann werde ich mit Grausen an diesen Tag zurückdenken und mir Vorwürfe machen, weil ich euch habe gehen lassen«, sagte Brynn zu Juraviel und Cazzira. Die drei befanden sich inzwischen wieder in To-gai, hoch oben im Norden des Landes, am Eingang zum Pfad der sternenlosen Nacht in den Vorbergen des Großen Gürtels. Hinter ihnen streckte Pherol seine mächtigen, ledrigen Schwingen und stieß gelegentlich sein Gebrüll in den eisigen Winterwind.
»Die Entscheidung lag nicht in deiner Hand«, erwiderte Juraviel. »Du hättest gar nichts daran ändern können, selbst wenn du gewollt hättest.«
»Belli’mar Juraviel hätte mir wirklich nicht geholfen, selbst wenn ich ihn darum gebeten hätte?«, fragte Brynn mit keckem Augenaufschlag und im Tonfall tiefster Gekränktheit. Sie klang fast wie das verlorene kleine Mädchen, das damals nach Andur’Blough Inninness gekommen war.
Alle drei mussten herzlich darüber lachen.
»Natürlich hätte er«, sagte Cazzira. »Belli’mar Juraviel, das hat er mir selbst erzählt, steht bei seinem Volk in dem Ruf, alles, was n’Touel’alfar ist, mehr zu mögen als das, was Touel’alfar ist, und den Ruf hat er sich wirklich verdient.«
»Nur, wenn du die Doc’alfar auch als n’Touel’alfar betrachtest!«, antwortete Juraviel seiner Freundin und Geliebten mit einem Augenzwinkern, was die drei zu nur noch ausgelassenerem Gelächter bewog.
Doch diese Heiterkeit war nicht von Dauer, denn eigentlich waren die drei hier, um voneinander Abschied zu nehmen. Juraviel und Cazzira waren im Begriff, sich von Brynn und ihrer Mission zu trennen, um ihren eigenen Zielen nachzugehen, die nun, da Brynns Feldzug in vollem Gange war, für ihre jeweiligen Völker vorrangiger schienen. In diesem Augenblick schien vieles darauf hinzudeuten, dass Brynn Dharielle ihren Freund Belli’mar Juraviel nicht wiedersehen würde.
Sie beide wussten das, doch keiner traute sich, diese Möglichkeit laut auszusprechen. Stattdessen nahmen sie gemeinsam eine letzte Mahlzeit ein und unterhielten sich dabei über alte Zeiten. Meist waren es Juraviel und Brynn, die Cazzira von ihren gemeinsamen Abenteuern in Andur’Blough Inninness erzählten, unter anderem auch jene Episode, als Brynn einen Hirsch mit duftenden Kräutern angelockt hatte, zum Beweis, dass sie das scheue Wild mit der Hand berühren konnte – wodurch die Prüfung ihrer Anschleichkunst und ihres Gespürs für die Natur zu einer Demonstration ihres Charmes geriet. Es war bei weitem nicht die einzige Geschichte, die Juraviel über Brynns Talent zu erzählen wusste, ihn und die übrigen Touel’alfar zur Verzweiflung zu treiben, indem sie ihre Absichten geschickt unterlief und trotzdem die ihr gestellten Aufgaben mit Bravour erfüllte.
Später am selben Nachmittag, das Tageslicht begann bereits zu schwinden, umarmte man sich, vergoss einige Tränen, tauschte ein paar hoffnungsfrohe Worte über ein künftiges Wiedersehen aus und beteuerte einander, dass allen am Ende Erfolg beschieden sein werde. Dann tauchten die beiden Elfen in die noch tiefere Finsternis des
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