Schattenelf - 4 - Feuerzauber
Bardoh die Neuigkeit zum Anlass, sich damit zu brüsten, er und seine Soldaten hätten den Drachen von To-gai vertrieben; immer wieder spickte er seine langatmigen Ansprachen mit dem Versprechen, er werde seine Truppen im Frühjahr erneut in Marsch setzen und dem Drachen von To-gai ein für alle Mal ein Ende bereiten.
Viele Sklaven in Avaru Eesa schnappten diese Prahlereien auf und verbreiteten sie auch außerhalb der Stadt, so dass sie schließlich auch Pagonel und der to-gai-ruschen Armee zu Ohren kamen, die sicher und geborgen auf den mitten in den Feuerbergen liegenden Feldern überwinterten.
14. Blitzschnell angreifen
»Ihm steht eine gewaltige Armee zur Verfügung«, erinnerte Pagonel Brynn. Weiter oben im Norden entließen die winterlichen Schneefälle das Land allmählich aus ihrem unbarmherzigen Griff, während hier unten, in der Nähe der Feuerberge, tagsüber eine fast schon unangenehme Hitze herrschte. »Yatol Bardoh prahlt, weil er sich in Sicherheit wähnt.«
Brynn ließ den Blick über ihre mittlerweile sechstausend Mann starke Armee wandern. Die Männer waren voller Ungeduld, das wusste sie; sie konnten es kaum erwarten, wieder aufzubrechen und gegen die nächste behrenesische Stadt zu marschieren, die ihrem Ansturm nicht gewachsen sein würde. Selbst Brynn, die den gesamten Winter über an zahllosen Gefechten beteiligt gewesen war, sehnte sich nach einer großen Schlacht Mann gegen Mann, Armee gegen Armee.
»Glaubst du, dieser Schurke Bardoh wird tatsächlich ausrücken und sich, wie angekündigt, an unsere Verfolgung machen?«, fragte sie.
Pagonel zuckte nichts sagend mit den Schultern.
»Was meinst du, sollten wir ihn vielleicht aus seiner Stadt herauslocken?«
Wieder zuckte Pagonel mit den Schultern, dann musterte er Brynn mit durchdringendem Blick. »Selbst wenn es dir gelänge, wäre es Wahnsinn, gegen eine solche Armee zu kämpfen, die ebenso gewaltig ist wie das Heer, das derzeit in To-gai steht. Und was diesen Yatol Bardoh betrifft …«
Er unterbrach sich, als Brynn angewidert auf den Boden spuckte.
»… so soll es sich angeblich um einen hervorragenden militärischen Anführer handeln«, beendete der Mystiker den Satz.
»Er ist ein mörderischer Bastard und sonst gar nichts«, sagte Brynn. »Und noch bevor diese Geschichte zu Ende ist, werde ich mir seinen Kopf holen.«
Pagonels Verwirrung nahm noch zu. »Du willst alles aufs Spiel setzen, nur um gegen diesen Mann zu kämpfen?«
Brynns unerbittlicher Gesichtsausdruck war keine Antwort auf seine Frage, und einen Moment lang befürchtete der Mystiker, Brynn hätte tatsächlich genau das vor.
»Ich werde dafür sorgen, dass er aus Avaru Eesa abzieht, und ihn anschließend in die behrenesische Wüste locken«, erklärte Brynn. »Aber nicht zu weit; ich will, dass er den Rauch der Flammen sieht, wenn ich seine Stadt niederbrenne.«
So entschlossen und grimmig hatte Pagonel die junge Hüterin nie erlebt.
Brynn enthielt sich jeder weiteren Bemerkung, stattdessen verließ sie das Lager und begab sich durch einen langen und steinigen Hohlweg zu der Stelle, wo Pherol wartete. Während der Wintermonate waren der Drache und sie bereits mehrere Male an diesen Ort zurückgekehrt, doch dies war ihr kürzester Aufenthalt, denn noch in derselben Nacht, nach einem Aufenthalt von nur wenigen Stunden bei ihren Streitkräften, war der Drache von To-gai wieder in der Luft und im Eiltempo unterwegs nach Norden.
Lange Zeit hielten sie sich entlang des Landbruchs, wobei Brynn sich sorgfältig das Gelände einprägte, während bereits ein Plan Gestalt annahm.
Ja, sie würde Yatol Tohen Bardoh aus seinem Domizil locken und dafür sorgen, dass er hier oben festsaß und hilflos zusehen musste, wie sein Wohnsitz niederbrannte.
Sie traf Tanalk Grenk und ihre to-gai-ruschen Streitkräfte noch genau an derselben Stelle an, wo sie sie zurückgelassen hatte. Diese waren nicht wenig überrascht, als sie ihnen den Befehl gab, sich aufzuteilen; eine Gruppe der kampfstärksten Krieger sollte nach Südosten reiten, während die übrigen, als Eskorte für all jene, die mittlerweile kampfuntauglich waren, sich auf schnellstem Weg in die Südlande zurückziehen sollten.
»Jetzt, da das Wetter endlich umschlägt, werdet ihr Gelegenheit bekommen zu kämpfen«, erklärte Brynn den Truppen, die sie begleiten würden, und erntete damit zu gleichen Teilen besorgtes Gemurmel und erwartungsfroh strahlende Gesichter. Schließlich wussten die To-gai-ru um die
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