Schattenelf - 4 - Feuerzauber
gekommen. Die Lage hatte sich derart beruhigt, dass Yatol Grysh sogar die beiden Zwanzigerkarrees aus Jacintha zurückgeschickt hatte. Selbst um die allgegenwärtigen Piraten entlang der Küste war es jetzt, da das behrenesische Militär ihnen seine ganze Aufmerksamkeit widmen konnte, erstaunlich ruhig geworden.
»Einberufen, um wohin genau zu marschieren?«, fragte Douan, der große Mühe hatte, seine Überraschung angesichts dieser Neuigkeiten zu verbergen. »Nach Westen, nach Norden? Habt Ihr etwa vor, in den Mirianischen Ozean hinauszuschwimmen, um diesem Piratenpack den Garaus zu machen?«
»Nach Süden«, antwortete Kaliit Timig.
»Nach Süden? In die tropischen Dschungelgebiete und zur großen Schlangenbucht?«
»Zu den Feuerbergen und den Mystikern der Jhesta Tu«, erwiderte der Kaliit.
»Den Jhesta Tu?« Wachsender Unmut mischte sich unter Douans Überraschung. Wieso sollten die Chezhou-Lei den Wunsch verspüren, ausgerechnet jetzt den schlafenden Tiger der Jhesta Tu zu wecken? Der alte Mystikerorden saß dort oben, aller Welt entrückt, auf seinem Berg, genau wie Yakim Douan es sich wünschte.
»Chezhou-Lei Dahmed Blie ist nicht mit Euren Soldaten aus Dharyan zurückgekehrt«, gab Kaliit Timig zu bedenken.
»Richtig«, räumte Douan ein. »Er war einer der Gefallenen, einer der wenigen Gefallenen. Im Übrigen gebe ich zu, ich war überrascht und entsetzt, als ich hörte, dass ein Krieger der Chezhou-Lei vor Dharyan getötet worden sei. Ich hätte es nie für möglich gehalten, dass diese erbärmlichen Rebellen zu einem solchen Schlag fähig sind.«
»Chezhou-Lei Dahmed Blie wurde nicht von einem Rebellen, sondern von einem Mystiker der Jhesta Tu getötet, Stimme Gottes«, erklärte Kaliit Timig. »Unsere alten Feinde sind von ihrem Berg herabgestiegen und haben einen Krieg vom Zaun gebrochen.«
»Das könnt Ihr nicht mit Sicherheit wissen.«
»Die Jhesta Tu wurden auch schon vorher im Süden To-gais gesehen«, krächzte Kaliit Timig, und zum ersten Mal, seit er den Raum betreten hatte, hob der sonst so leidenschaftslose Mann die Stimme. »Seine Verletzung war ziemlich aussagekräftig«, fuhr er fort und streckte dabei seine gichtigen Finger so gerade wie nur möglich vor, stieß zu und machte eine reißende Bewegung, eine ziemlich genaue Nachahmung des Stoßes, mit dem Pagonel Dahmed Blie getötet hatte. »Wir sehen darin eine Bestätigung dessen, was uns die Augenzeugen von Dahmed Blies Tod berichtet haben. Ein Jhesta Tu hat einen Chezhou-Lei getötet. Es besteht kein Zweifel.«
»Offenbar die Tat eines verbrecherischen Einzelgängers«, bemerkte Douan hoffnungsvoll.
»Selbst wenn dem so wäre, Stimme Gottes, so standen die Kampfhandlungen dieses Tages dennoch ganz im Zeichen eines tödlichen Schlages Orden gegen Orden. Eine solche Provokation können wir unmöglich ignorieren.«
Yakim Douan blies die Wangen auf, Ausdruck seiner völligen Verzweiflung. Würde ihm das Geflecht politischer Intrigen denn nie den nötigen Freiraum lassen, damit er endlich diesen alten und geschundenen Körper in Frieden verlassen konnte?
»Provokation?«, wiederholte Douan mit einem unüberhörbaren Anflug von Skepsis in der Stimme. »Irgendein Abtrünniger der Jhesta Tu verbündet sich mit diesen törichten Rus und gewinnt im Kampf gegen einen Chezhou-Lei. Und das müsst Ihr unbedingt als Provokation auffassen? Womöglich irrt dieser Jhesta Tu ja noch immer durch die Steppe im Norden To-gais. Schickt Yatol Gryshs obersten Befehlshaber, Wan Atenn, mit einigen seiner Soldaten hin, die das Gebiet durchkämmen sollen.«
»Das haben wir bereits getan, Stimme Gottes.«
Diese Offenbarung ließ Yakim Douan stutzen. Die Chezhou-Lei waren keineswegs ein unabhängiger Orden. Sie waren ihm unterstellt, und zwar ihm allein – zumindest war es so vorgesehen.
»Wir haben uns in dem gesamten Gebiet nach diesem Jhesta Tu erkundigt«, erklärte Kaliit Timig.
»Und, war seine Anwesenheit nun Teil einer umfassenderen Verschwörung seitens dieser Mystiker aus den Feuerbergen?«
Der Kaliit zuckte mit den Schultern. »Wir haben nur wenig in Erfahrung bringen können, Stimme Gottes«, gestand er. »Es geht allerdings das Gerücht, Dahmed Blies Mörder habe sich in den Süden, in seine Festung in den Feuerbergen zurückgezogen.«
»Und dorthin wollt Ihr die Chezhou-Lei marschieren lassen?«
»Das werden wir wohl müssen, Stimme Gottes«, erwiderte der Kaliit. »Diese Provokation muss mit dem Schwert beantwortet werden.«
Yakim
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