Schattenelf - 4 - Feuerzauber
Ma genau. Er glaubte, die im Raum stehende Frage umgangen zu haben, wusste aber, dass er im Begriff war, zu weit zu gehen. »So zumindest empfindet es Abt Olin«, fügte er hinzu. »Sonst hätte er Euch wohl kaum hierher geschickt.«
Mackaront verlagerte das Gewicht auf seinen anderen Fuß und richtete sich ein wenig auf.
»Das ist bedauerlich«, bemerkte Douan. »Denn Abt Olin gehört zu den klügsten Männern Eures Landes, zu den klügsten, die ich je kennen gelernt habe. Das ist ein trauriger Tag für Olin, aber auch für den Abellikaner-Orden, der unter seiner Führung weit größere Bedeutung hätte erlangen können. Aber was geschehen ist, können wir nicht mehr ändern, deshalb werden wir uns jetzt wohl mit der zweitbesten Lösung zufrieden geben müssen.« Douan war sich im Klaren, dass er sich ein wenig herablassend verhielt, denn offenkundig belastete Abt Olins Niederlage ihn längst nicht so sehr wie Mackaront.
»Die neue Königin des Bärenreiches, Jilseponie, hat ebenfalls gegen Olin gestimmt, Chezru«, erklärte Mackaront. »Dieses Signal von König Danube ist für Euch doch sicher von Interesse.«
Yakim Douan setzte sich und bedeutete den beiden anderen, seinem Beispiel zu folgen. Er ließ sich Mackaronts Worte eine Zeit lang durch den Kopf gehen. Lag hier tatsächlich ein Hinweis vor, etwas, das über die offenkundige Tatsache hinausging, dass König Danube sich in seinem Königreich keinen behrenesischen Einfluss wünschte?
Nicht wirklich, entschied Douan, dem nicht entgangen war, dass Mackaront übertrieben dramatisch auftrat, vielleicht sogar, um sich für Douans zur Schau gestellte Gleichgültigkeit zu rächen.
»Abt Olin ist nach wie vor mein Freund – daran hat sich nichts geändert«, fuhr der Chezru-Häuptling fort, ehe er zu einer Reihe von Geschichten über einige seiner früheren Treffen mit Abt Olin anhob und sogar gestand, einmal inkognito nach Entel gereist zu sein, um mit ihm in St. Bondabruce zu Abend zu speisen.
Meister Mackaront hörte sich dies alles mit wachsendem Behagen an, während Merwan Ma es eher mit wachsender Verwirrung, ja sogar Besorgnis aufnahm.
Als er geendet hatte, erhob sich Yakim Douan abrupt. »Begleitet unseren Freund zu den Docks und zu seinem Schiff, damit er nach Entel und zu Abt Olin zurückkehre«, wies er Merwan Ma an. »Und macht ihm die Tapisserie gleich links an der Wand neben dem Eingang zum Geschenk – sie stellt eine Schlacht dar, die Olin sicher sehr am Herzen liegt!«, schloss er mit einem amüsierten Lachen, das gleichzeitig jede weitere Frage des sichtlich verdutzten Merwan Ma im Keim erstickte. Besagte Tapisserie, eine wunderschöne und kraftvolle Arbeit und eines von Douans Lieblingsstücken, stellte eine große Seeschlacht dar, in der die Armada Jacinthas die Kriegsschiffe des Bärenreiches in den Hafen von Entel zurückjagte.
»Abt Olin wird seine Freude daran haben!«, sagte Douan an den verdutzten Merwan Ma gewandt. »Er und ich haben diese historische Schlacht bis ins Detail diskutiert – er besteht darauf, Entel habe gesiegt, weil es die Flotte aus Jacintha versenkte, bevor sie zurückkehren konnte. Aber natürlich kennen wir die Wahrheit. Unsere stolzen Schiffe haben einen bedeutenden Sieg über die unterlegene Flotte aus Entel errungen, indem sie sie in ihrem Hafen einschlossen und die meisten von ihnen versenkten. Bei ihrer glorreichen Rückkehr nach Jacintha gerieten sie jedoch in einen gewaltigen Sturm, so dass viele untergegangen sind.«
Er hielt inne und lachte abermals amüsiert in sich hinein. »Oh ja, jeder von uns hat seine eigene Wahrheit.«
Nachdem die beiden gegangen waren, stand Yakim Douan noch lange da und starrte auf die Tür, ein Grinsen in sein altes Gesicht gestanzt. Was waren das doch für merkwürdige und ereignisreiche Wochen gewesen. Erst die Nachricht, die Chezhou-Lei wollten nach Süden marschieren, um gegen die Jhesta Tu Krieg zu führen, und nun hatte der Abellikaner-Orden auch noch die Pläne Abt Olins verworfen. Eigentlich hätten ihm die jüngsten Nachrichten aus dem Königreich im Norden Kopfzerbrechen bereiten, ihm abermals einen Strich durch seinen sehnlichsten Wunsch machen sollen, dem nach Transzendenz. Stattdessen hatten ihm die beiden Ereignisse ein Gefühl von Lebendigkeit zurückgegeben, wie er sie schon seit Jahren nicht mehr erlebt hatte.
Kurz darauf kehrte Merwan Ma zurück; seinem Gesicht war die Verblüffung über Douans Reaktion auf Mackaronts Neuigkeiten sowie seinen Entschluss,
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