Schattenelf - 4 - Feuerzauber
rasch aufrichtete, kippte er sogleich hintenüber, zu benommen, um sich auf den Beinen zu halten.
Cazzira war sofort bei ihm und nahm ihn schützend in die Arme. »Du armer Narr!«, schimpfte sie. »Du hattest nicht den Hauch einer Chance, dieser Bestie zu entkommen. Ich hätte es dich gar nicht erst versuchen lassen sollen.«
Juraviel sah hoch zu ihr und brachte ein Lächeln zustande, schaffte es sogar, ihr seine Hand auf den Unterarm zu legen. »Du hättest mich nicht aufhalten können. Ich wusste, dass es gefährlich und sinnlos war. Ich musste es trotzdem versuchen.«
Als er den gekränkten Blick in ihren Augen sah, ehe sie seufzend den Kopf abwandte, war er doch ein wenig überrascht.
Unter beträchtlichen Mühen gelang es ihm, sich neben der auf dem Boden hockenden Cazzira auf den Knien aufzurichten und ihr Gesicht mit der Hand zu sich herumzudrehen. »Was ich für dich empfinde, hat nichts damit zu tun«, sagte er.
»Natürlich hat es etwas damit zu tun.« Obwohl er ihr Gesicht in seine Richtung gedreht hielt, wandte die Elfe den Blick ab.
»Nein«, beharrte Juraviel. »Die Pflicht kommt bei mir an erster Stelle, noch vor der Liebe.«
Cazzira sah ihn wieder an.
»Und ich liebe dich«, gestand er sich selbst und ihr zum allerersten Mal. »Wirklich. Und diese Liebe sagt mir, dass ich hier raus muss, dass ich einen Weg finden muss, uns beide hier herauszubringen.«
Er hatte kaum geendet, da verließen ihn die Kräfte. Er sackte leicht zusammen, und Cazzira zog ihn an sich.
Anschließend hockten die beiden da und überlegten, was als Nächstes kommen würde, fragten sich, welche Bestrafung Pherol für Juraviel ausersehen haben mochte.
Am nächsten Morgen wurden Juraviel und Cazzira von der durch die Landung der schweren Bestie hervorgerufenen Erschütterung unsanft aus ihrem Schlummer gerissen. Sofort waren die beiden Elfen auf den Beinen und drehten sich zu dem sichtlich wütenden Drachen um. Pherol stand da, seine Muskeln bebten unter seinem Schuppenpanzer, seine krallenbewehrten Hände griffen ins Leere und ballten sich kraftvoll zur Faust, während er seine Echsenlippen zurückzog und leise Knurrlaute zwischen seinen gezackten, spitzen Zähnen hervorstieß. In einem plötzlichen Wutanfall, so als hätte er seinen Zorn nicht mehr unter Kontrolle, hob er einen Felsbrocken auf, der fast die Größe der beiden Elfen hatte und ein Vielfaches von ihrem Gewicht, und schleuderte ihn quer durch die Grube, bis er an der gegenüberliegenden Wand zerbarst.
Das Maul der Bestie bewegte sich stumm, so als wollte sie die Luft zerbeißen, als sie bedrohlich einen Schritt auf sie zukam.
Cazzira stellte sich sofort schützend vor Juraviel. »Über eins solltest du dir im Klaren sein, wenn du ihn tötest, machst du dir einen Todfeind!«
Der Drache blieb stehen. »Ihn töten?«, fragte Pherol erstaunt, bevor er verächtlich schnaubte.
Juraviel schob Cazzira zur Seite und stellte sich vor sie, um dem Drachen direkt ins Gesicht sehen zu können. Als er Pherol einen Augenblick musterte, um seine Laune abzuschätzen, sah er sich mit einer ganzen Reihe gemischter, teils überraschender Empfindungen konfrontiert. Natürlich war Pherol völlig außer sich, aber hinter diesem Zorn verbarg sich noch etwas anderes. Dann traf die Erkenntnis Juraviel wie ein Schlag – seine Flucht hatte den Drachen zutiefst gekränkt, aber so, wie nur ein Freund den anderen zu kränken vermochte.
»Ich gebe dir zu essen«, begann Pherol. »Du gibst dich herzlich und tust, als wäre dir meine Gesellschaft angenehm. Du erzählst phantastische Geschichten, und ich versuche, dich ebenfalls zu unterhalten. Und zu guter Letzt verrätst du mich!«
»Ich habe dich nicht verraten!«, entgegnete Juraviel in einer Lautstärke, die jedem Drachen zur Ehre gereicht hätte. »Im Übrigen ist es mir nicht leicht gefallen fortzugehen.«
»Du hast mich getäuscht«, konterte Pherol. »Du hast mich Zug um Zug in dein grandioses Schauspiel hineingelockt, das nichts anderes war als ein billiger Trick, um deine Flucht zu vertuschen!«
»Nein!«, erwiderte Juraviel, stockte dann aber, und seine Züge entspannten sich, als er den Drachen betrachtete. »Doch«, gestand er schließlich. »Ich habe dich und Cazzira getäuscht.«
»Dafür sollte ich dir den Kopf abreißen!«, dröhnte Pherol und machte einen weiteren bedrohlichen Schritt nach vorn, bis ihn nur noch ein großer Schritt von Juraviel trennte.
Der Elf zuckte mit den Schultern. »Ich kann dich nicht
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