Schattenelf - 4 - Feuerzauber
Chezru-Häuptling in aller Schärfe ermahnte, auch weiterhin Vorsicht walten zu lassen.
Trotzdem konnte Douan nicht anders, er fühlte sich erfrischt.
Gewiss, seine Transzendenz war ihm abermals verwehrt worden, aber ebenso traf zu, dass ihm der im heiligen Kelch verborgene Edelstein Kraft und Vitalität verlieh. Aber die eigentliche Veränderung, der wahre Grund für das Lächeln, das man jetzt so oft auf seinem Gesicht sah, war exakt der, den er Merwan Ma genannt hatte. Monate-, jahrelang hatte er sein Augenmerk allein darauf gerichtet, geordnete Verhältnisse zu schaffen, um den Wechsel in einen jüngeren Körper vollziehen zu können. Selbst als das Tagesgeschehen schon beharrlich etwas anderes gebot, hatte Yakim Douan noch stur an der Hoffnung auf eine baldige Transzendenz festgehalten.
Jetzt hatte er diesen Traum – zumindest auf absehbare Zeit erst einmal aufgegeben. Die beiden Vorfälle mit dem Kaliit und Abt Olin hatten diese Tür geschlossen und verriegelt. Jetzt konnte Douan sich ganz den anstehenden Ereignissen widmen.
Vielleicht war es an der Zeit, seinen derzeitigen Ruhm zu genießen.
4. Frischer Wind auf alten Flügeln
Im Fallen spürte er die sengende Hitze der Lava und glaubte schon, er würde schlicht in Flammen aufgehen, doch dann war es plötzlich, als wäre er in einer dunklen und feuchten Höhle gelandet. Es dauerte ein paar Atemzüge, bis Belli’mar Juraviel begriff, dass der Drache ihn in seinem Maul aufgefangen, nur wenige Fuß über der tödlichen Lava aus der Luft geschnappt hatte.
Als der Drache mit einem lauten Knurren zusammenzuckte und um ein Haar sein Maul geöffnet hätte, dämmerte Juraviel, dass er bei seinem Schwenk nach oben vermutlich die glühende Lava gestreift hatte. Es folgten die typischen ruckartigen Stöße, als der Drache mit ein paar wankenden Schritten wieder auf festem Boden landete.
Von der Bestie ausgespien, landete Juraviel hart auf der Erde, wo er sich mehrmals überschlug.
Er richtete sich in eine sitzende Position auf und drehte sich um, musste den Blick aber sofort wieder abwenden, als Pherols Knochen brechende, die gesamte Muskulatur entstellende Rückwandlung in seine zweibeinige Gestalt als Echsenmann einsetzte.
Der Elf spähte hinüber zu dem unterirdischen Gang, mit dem Hintergedanken, die Gelegenheit auszunutzen und sich aus dem Staub zu machen. Aber was hätte das genutzt? Er wusste schließlich, dass Pherol ihn mühelos wieder einholen würde.
Dann kam ihm der Gedanke, er sollte die Gelegenheit nutzen, den Drachen anzugreifen, ihn zu besiegen und vielleicht sogar über die Kante des Felsvorsprungs in die Lava zu stürzen.
Er verwarf den Einfall achselzuckend mit einem hilflosen Lachen. Wie hätte er diese gewaltige Bestie, selbst im Augenblick ihrer scheinbar größten Verwundbarkeit während der Umwandlung, auch nur verletzen können? Aber wenn er doch eine Möglichkeit fände, den Drachen über den Abgrund zu stoßen …
Er wollte es gar nicht. Er wollte Pherol nicht angreifen, er hatte kein Recht, dieser Bestie etwas anzutun, die sich ihm gegenüber so unerwartet freundlich gezeigt hatte.
Er setzte sich auf den Boden, schloss die Augen und wartete ab, bis der Drache seine Verwandlung abgeschlossen hatte.
Plötzlich packte ihn eine kräftige Hand am Kragen, hob ihn mit beängstigender Leichtigkeit hoch und schleppte ihn davon. Der Elf machte keinerlei Anstalten, sich zu wehren, und fügte sich, die Augen fest geschlossen, willenlos in sein Schicksal, wie immer dieses aussehen mochte.
Pherol lief in raschem Tempo durch die unterirdischen Gänge, während sich die Minuten erst zu einer vollen Stunde, dann zu deren zwei addierten, ohne dass ein Ende absehbar gewesen wäre. Begleitet vom schweren Stampfen seiner Füße rannte der Drache unermüdlich weiter. Juraviel wurde hin und her gestoßen und mitgeschleift, ohne sich auch nur ein einziges Mal zu beklagen. Er fand die Ausdauer der Bestie schier unglaublich. Dann aber machte der Drache doch Halt und rüttelte ihn, bis er die Augen aufschlug und sah, dass er sich wieder in der Schatzhöhle des Drachen befand, von wo aus man in die Grube hinuntersehen konnte, aus der Cazzira ihm entgegenblickte.
Pherol schleuderte ihn mit einem wütenden Knurren nach unten. Juraviel hatte es allein dem wilden Flattern seiner Elfenflügel zu verdanken, dass er auf dem harten Steinfußboden nicht zerschmettert wurde. Trotzdem war seine Landung hart; er rollte sich ab, und als er sich unmittelbar danach zu
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