Schattenelf - 4 - Feuerzauber
entschieden. »Wenn du auf den Weiden in der Nähe irgendwelchen Lärm veranstaltest, wirst du noch das ganze Dorf aufwecken.«
Pherols Grinsen erlosch. »Ich werde hier bleiben«, erklärte er. »Wollt ihr euch heranschleichen und sie belauschen?«
»Es wäre großartig, wenn wir einen Hinweis bekommen könnten, wohin wir uns überhaupt wenden sollen«, erwiderte der Elf.
Später, die Sonne war bereits untergegangen und die ersten Sterne funkelten hell am Himmel, trafen sich zahlreiche Dorfbewohner im Schankraum des Ortes, wo sie sofort in angeregte Unterhaltungen verfielen. Juraviel und Cazzira hockten unterdessen lautlos wie die sie umgebenden Schatten unmittelbar draußen neben einem geöffneten Fenster und lauschten.
Es wurde viel und über alles Mögliche geredet, die meisten Gespräche standen aber in keinerlei Beziehung zu irgendwelchen für sie nützlichen Informationen. Allerdings hörten sie einige behrenesische Soldaten sich in recht prahlerischem Tonfall über eine große Schlacht unterhalten.
»Ihr Rus werdet schon noch lernen, was sich für euch geziemt, jeder Einzelne von euch!«, tönte einer von ihnen. Der Mann war offenbar leicht angetrunken.
»Na klar, euch den Mist von den Schuhen zu kratzen!«, entgegnete einer der to-gai-ruschen Dorfbewohner und erntete damit Gelächter bei den Umstehenden.
»Besser Mist als Blut, wie nach der Schlacht bei Dharyan!«, konterte der behrenesische Soldat, und schlagartig wurde es totenstill im Raum.
Um das Geschehen drinnen besser beurteilen zu können, richteten Juraviel und Cazzira sich ein kleines Stück auf und riskierten einen Blick über das Fensterbrett. Soeben sprang ein anderer Soldat von seinem Stuhl auf, packte den Sprecher, hielt ihn fest und befahl ihm, den Mund zu halten.
»Sie wissen doch sowieso, was in Dharyan passiert ist«, protestierte der Angetrunkene. »Oder etwa nicht?«, fragte er leicht vornübergebeugt in die Runde, ein boshaftes Grinsen im Gesicht. »Als eure großen Helden von der Macht Yatol Gryshs in Grund und Boden gestampft wurden. Und der tapfere Ashwarawu plötzlich seinen Kopf verlor!«
Mehrere To-gai-ru-Männer sprangen so schwungvoll auf, dass die Stühle hinter ihnen wegrutschten, während andere sie zurückzuhalten versuchten.
»Die Schlacht liegt offenbar noch nicht lange zurück«, raunte Juraviel Cazzira zu. Die Wogen der Gefühle schlugen viel zu hoch, als dass sie noch aus der Zeit der Eroberung To-gais durch die Behreneser hätten stammen können.
»Ja, wir erinnern uns durchaus«, rief ein To-gai-ru aus der hintersten Ecke. »Sogar noch ziemlich gut; fast so gut wie an Yatol Daek Gin Gin Yan und Dee’dahk und die prächtige junge To-gai-ru, die beide niedergemetzelt hat!«
Juraviel verschlug es fast den Atem; er hatte das Gefühl, als würde er hintenüberkippen.
»Kein Wort mehr über diesen Vorfall!«, befahl der Soldat mit dem angetrunkenen Kameraden im Arm dem To-gai-ru, und als sein Kumpan Anstalten machte, etwas zu erwidern, versetzte er ihm einen deftigen Schlag auf den Hinterkopf.
Mittlerweile waren sämtliche behrenesischen Soldaten aufgesprungen, und einige hatten sogar ihre Waffen gezückt.
Aber das Ganze hatte eher mit Prahlerei zu tun, zumal niemand sie wirklich bedrohte. Kurz darauf legte sich das Durcheinander, und der Raum füllte sich wieder mit den Geräuschen zahlreicher ebenso zwang- wie zusammenhangloser Unterhaltungen.
Immerhin konnte Juraviel während der nächsten beiden Stunden beobachten, dass viele To-gai-ru auf dem Weg zur Tür des Schankraums einen kleinen Umweg machten, am Tisch eines schweigend dasitzenden älteren Paares vorbeigingen und dem alten Mann auf die Schulter klopften, nicht selten mit einem Blick nach hinten auf den betrunkenen, großmäuligen behrenesischen Soldaten.
Später, als der alte Mann und seine Frau den Schankraum verließen, folgten ihnen zwei zierliche Gestalten lautlos durch den Ort zu ihrer kleinen, bescheidenen Hütte. Als sie sich drinnen an ihrem Tisch niederließen, konnten sie nicht wissen, dass sie nicht alleine waren.
»Mir wird es jedes Mal ganz warm ums Herz, wenn die Leute auf sie zu sprechen kommen«, sagte der alte Mann, als seine Lebensgefährtin hinter ihn trat, sich vorbeugte und ihm die Arme um den Hals schlang.
»Glaubst du, sie meinen Brynn?«,, raunte Cazzira Juraviel zu.
Der Elf nickte; mit angehaltenem Atem legte er sein Ohr wieder an den Spalt in der Hüttenwand.
»Komm mit, alter Mann, wir sollten zusehen, dass wir
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