Schattenelf - 4 - Feuerzauber
geplatzt, er werde Kaliit Timig lediglich erlauben, die Hälfte seiner Truppen in den Süden mitzunehmen, die obendrein von einer Abteilung von Soldaten aus Jacintha begleitet werden würden. Die Enttäuschung des Kaliit war umso bitterer, als Douan dies als Vision Yatols ausgegeben hatte. Da die Chezhou-Lei Douan, wie alle Chezru, als Stimme Gottes betrachteten, die unmittelbar mit Yatol kommunizierte, stand es ihnen nicht zu, seine Äußerungen in Zweifel zu ziehen.
Jedenfalls nicht öffentlich.
Kaliit Timig neigte sein Haupt. »In welcher Funktion sollen die Soldaten aus Jacintha zum Einsatz kommen?«, erkundigte er sich.
»In jeder Funktion, die der Kommandant der Chezhou-Lei für richtig hält«, erwiderte Douan, die Augen noch immer geschlossen, als stünde er in unmittelbarem persönlichem Kontakt zu Yatol.
Kaliit Timig neigte den Kopf überrascht ein wenig zur Seite. Der »Kommandant« der Chezhou-Lei? Wen konnte Yakim Douan damit meinen? Schließlich war er selbst, Kaliit Timig, offensichtlich ihr Oberbefehlshaber, und ebenso offensichtlich hatte er die Absicht, trotz seines fortgeschrittenen Alters, selbst zu den Feuerbergen zu reisen. Hatte der Chezru-Häuptling damit hinterlistig zum Ausdruck bringen wollen, er werde nicht dorthin gehen?
»Ich möchte Eure Worte keinesfalls in Zweifel ziehen, Stimme Gottes«, setzte Timig an, seine alte Stimme ruhig und gefasst, »aber …«
»Es ist gut, dass Ihr Yatol nicht in Zweifel ziehen wollt«, fiel Douan ihm ins Wort und erstickte damit jeden Versuch, ihn weiter zu diesem Thema zu befragen. »Mir wurde bewiesen, dass die Ehre Eures Ordens auf dem Spiel steht, daher gebietet mir Yatol, unabhängig von meinen persönlichen Befürchtungen, den Chezhou-Lei diesen Feldzug zu bewilligen. Aber mir wurde auch zu verstehen gegeben, dass der Fortbestand Behrens in nicht geringem Maße auf den hochgeschätzten Kampfkünsten der Chezhou-Lei beruht, und das Königreich kann für die Dauer dieses mehrere Monate währenden Feldzugs schlecht ohne Schutz bleiben. Benennt Euren Kommandanten – Yatol Gryshs Mann, Wan Atenn, ist ein kampferprobter Soldat, der höchste Wertschätzung genießt – und wählt die Krieger aus, die den Tod des Chezhou-Lei Dahmed Blie rächen sollen. Setzt sie in Marsch, und danach werden wir gemeinsam entscheiden, wie die mir noch verbleibenden Krieger am besten umzuverteilen sind. Ihr seid damit nicht einverstanden?«, fragte Yakim Douan einen Moment später, und Kaliit Timig musste erkennen, dass sein Gesichtsausdruck verriet, wie es in seinem Innersten tatsächlich aussah. »Fürchtet Ihr die Jhesta Tu so sehr? Sie zählen weniger als zweihundert Mann, eher gut einhundert, nach allem, was man so hört. Im Übrigen sind viele dieser Mystiker bloße Novizen, junge Schüler, die noch nicht über die geringste Kampferfahrung verfügen. Wahrscheinlich ist dieser eine Mystiker der Einzige aus dem Orden, der jemals sein Schwert oder seine Faust gegen einen echten Feind erhoben hat. Ihr werdet also eine Anzahl erprobter Veteranen in einen Kampf gegen bloße Kinder schicken, und außerdem werde ich Eure Truppen um das Vierfache ihrer ursprünglichen Zahl aufstocken. Aber seid unbesorgt, Kaliit Timig, ist das Gemetzel erst vorüber, werden die Chezhou-Lei den Ruhm für den Sieg über die Jhesta Tu für sich allein beanspruchen können.«
Kaliit Timig begriff, dass er von allen Seiten in die Zange genommen wurde, und da Douan die Autorität Yatols hinter sich wusste, waren die Mauern der Logik unüberwindbar, die er rings um den Kaliit errichtet hatte. Der alte Mann machte eine ehrerbietige Verbeugung, ehe er, ein wenig steif, Haltung annahm. »Wan Atenn ist eine ausgezeichnete Wahl, Stimme Gottes.«
»Dieser Rat stammt von mir, nicht von Yatol«, erwiderte der Chezru-Häuptling mit einem amüsierten Schmunzeln, worauf alle Umstehenden die plötzliche Auflösung der Spannung mit einem Lächeln oder gar Kichern quittierten.
»Ich werde den Rat ernsthaft in Betracht ziehen«, versicherte ihm Kaliit Timig, ehe er mit einer weiteren Verbeugung das Audienzzimmer verließ und schließlich auch den Tempel. Er verfügte über nahezu dreihundert der weltweit besten Krieger, die bereits damit begonnen hatten, sich auf den langen Marsch zu den Feuerbergen vorzubereiten. Jetzt musste er vor sie hintreten und ihnen erklären, dass nur jeder Zweite von ihnen an dem Feldzug teilnehmen würde.
Er erwartete als Reaktion auf seine Ankündigung nicht gerade
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