Schattenelf - 4 - Feuerzauber
Turbane sind allerdings noch mal zurückgekommen, um sie wieder einzufangen.«
Die beiden Alten wechselten einen besorgten Blick.
»Am besten kommt Ihr mit nach drinnen«, sagte die Frau. »Wir haben Brynn nach ihrer Flucht noch ein einziges Mal gesehen und wissen, wohin sie gegangen ist, aber eine schöne Geschichte ist das nicht.«
Juraviel trat hinter dem alten Ehepaar in die bescheidene Hütte und setzte sich auf den ihm angebotenen Platz am Tisch, so dass er Barachuk genau gegenüber saß, während die Frau – Barachuk stellte sie als Tsolona vor – zum Feuer ging, um Wasser für einen Tee aufzusetzen.
Nach ein paar verlegenen Augenblicken, in denen Juraviel den beiden wiederholt versichern musste, dass er kein Spion war und tatsächlich den tu d’elfin faerie angehörte, von denen ihre Legenden erzählten, gelang es ihm schließlich, ihnen die Geschichte zu entlocken. Es war im Wesentlichen Barachuk, der sie erzählte. Er berichtete von Brynns Aufenthalt im Ort und wie sie den Yatol-Priester und die Kriegerin niedergestochen hatte. Dann erzählte er von seinem letzten Zusammentreffen mit ihr, als sie endgültig fortgegangen war, um sich Ashwarawus Rebellentruppe anzuschließen.
Als er bei dem verhängnisvollen Ausgang der Schlacht von Dharyan ankam, wurde Barachuks Stimme sehr ernst.
»Dann ist sie also nicht mehr am Leben?«, fragte der Elf nach, kaum fähig, die Worte an dem Kloß in seinem schlanken Hals vorbeizupressen.
»Das würde ich vermuten«, antwortete der gleichermaßen besorgte Barachuk.
»Uns sind allerdings Gerüchte zu Ohren gekommen, denen zufolge ein Jhesta Tu zur Stelle war, der sie auf seinem Pferd vom Schlachtfeld mitgenommen hat«, beeilte sich Tsolona einzuwerfen. »Angeblich hat er auch noch einen weiteren Chezhou-Lei getötet.«
»Gerüchte«, schnaubte Barachuk verärgert.
»Nicht alle sind vor den Toren Dharyans ums Leben gekommen!«, beharrte Tsolona.
»Warum ist sie dann nicht zu uns zurückgekommen?«, konterte der alte Mann.
»Ihr wisst es also nicht?«, fragte Juraviel.
»Einige To-gai-ru sind vom Schlachtfeld zurückgekehrt und haben sich anschließend über das gesamte Steppengebiet verstreut«, erklärte Barachuk. »Sie dürfen nicht offen darüber sprechen.«
»Das verbietet ihnen ihr Stolz – aber auch praktische Erwägungen«, sagte Tsolona in Anlehnung an eine alte to-gai-rusche Spruchweisheit.
Belli’mar Juraviel hielt einen Augenblick inne, um das alles zu verdauen. »Ein Jhesta Tu?«, fragte er schließlich. Die Bezeichnung hatte er noch nie gehört.
»Ein Sekte von Mystikern, die irgendwo weit unten im Süden leben«, erläuterte Barachuk. »Angeblich soll sich einer von ihnen Ashwarawu angeschlossen haben.«
»Habt Ihr vielleicht eine Idee, wo ich Brynns Fährte aufnehmen könnte, vorausgesetzt, sie führt tatsächlich wieder aus Dharyan heraus?«, fragte der Elf. Die beiden Alten sahen einander an, aber noch ehe ihre Blicke sich wieder ihm zuwandten, wusste Juraviel, dass sie keine Ahnung hatten, was sie darauf antworten sollten.
Wieder draußen vor der Hütte, traf Juraviel Cazzira, die im Dunkeln auf ihn gewartet hatte.
»Eine Legende erwacht zum Leben«, begrüßte sie ihn grinsend.
»Hoffen wir, dass auch jemand anders noch am Leben ist«, erwiderte Juraviel mit einem bitteren Unterton, ehe sie das Dorf verließen, um Pherol abzuholen und sofort nach Südosten aufbrechen zu können.
»Dies hat Yatol mir gezeigt«, sagte Chezru Douan mit ruhiger Stimme, ehe er die Arme in einer theatralischen Geste an den Körper zog, sie vor der Brust kreuzte und die Augen schloss. Um ihn herum bekundete die gesamte anwesende Priesterschaft murmelnd ihr Einverständnis, und sogar einer der beiden anderen Chezhou-Lei-Krieger nickte, das Gesicht erstarrt zu einer billigenden Maske. Kaliit Timig hätte am liebsten laut aufgeschrien! Schließlich war er nicht hergekommen, um die Erlaubnis einzuholen, zu den Feuerbergen marschieren zu dürfen, sondern um den Chezru-Häuptling davon in Kenntnis zu setzen, dass die Chezhou-Lei-Krieger zusammengezogen worden und abmarschbereit waren. Inzwischen war es Monate her, seit er Yakim Douan von der Notwendigkeit eines Rachefeldzugs gegen die verhassten Jhesta Tu unterrichtet hatte, und bis zum heutigen Tag hatte Yakim Douan durch nichts zu erkennen gegeben, dass von ihm etwas anderes als Zustimmung zu erwarten sei.
Und nun war der Chezru-Häuptling mit der überraschenden Ankündigung in die morgendliche Audienz
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