Schattenelf - 4 - Feuerzauber
gesichtet.
Einer der Chezhou-Lei ritt unter einer Waffenstillstandsfahne bis in die Nähe des Stadttors und rief eine Grußbotschaft auf behrenesisch und in der To-gai-ru-Sprache, doch wie erwartet erfolgte aus der verlassenen Stadt Dharielle keine Antwort.
Dies schien den Kommandanten der Chezhou-Lei noch zorniger zu machen. Wutentbrannt stapfte er hinüber zu der Stelle, wo man die To-gai-ru-Sklaven zusammengetrieben hatte, griff sich einen x-beliebigen Mann aus der Gruppe heraus, ehe er sich, den armen Kerl im Schlepptau, mit energischen Schritten wieder entfernte.
Wenige Minuten später schleuderte eines der Katapulte ein lebendiges, schreiendes Geschoss über die Stadtmauer.
Die einzige Reaktion war das aufgeschreckte Kreischen der Aasgeier drinnen in der Stadt.
Pagonel musterte den Kommandanten durchdringend, ehe er sich zu seinen To-gai-ru-Kameraden umdrehte, deren düstere Mienen Bände sprachen.
Schließlich ging der Kommandant der Chezhou-Lei dazu über, einige Befehle zu bellen, worauf seine Armee sich auf ihre vorgeschriebenen Positionen begab. Kurz darauf begannen die Katapulte ein Bombardement mit herkömmlicheren Geschossen aus brennendem Pech und großen Steinen, wohingegen die Wurfgeschütze, deren Speere in den Himmel zeigten, als ob sie jeden Augenblick den Drachen von To-gai erwarteten, sich zunächst noch zurückhielten.
Die Bogenschützen jagten einen Pfeilhagel über die Mauer, doch dann hielten auch sie ihre Pfeile zurück und suchten den Himmel über ihren Köpfen mit den Augen ab.
Schließlich erfolgte der eigentliche Sturmangriff. Hunderte von Reitern jagten unter ohrenbetäubendem Donnern auf die Tore zu, dicht gefolgt von Fußsoldaten, die sich zu geordneten Sicherungsformationen gruppierten. Pagonel wusste, dass es sich um eine Finte handelte, denn die Behreneser würden niemals zuerst mit ihrer Kavallerie angreifen. Und tatsächlich, kaum waren die Reiter unter wüstem Geschrei und Gebrüll in die Nähe der Mauer gelangt, schwenkten sie auch schon nach Süden ab und preschten an der Mauer entlang, so als wollten sie woanders ihren Gegner suchen.
Unterdessen strömten die Fußtruppen, allen voran ein mächtiger Rammbock, vor dem Osttor zusammen.
Es bereitete Pagonel einen Heidenspaß, den wütenden Ausdruck auf dem Gesicht des Chezhou-Lei-Kommandanten zu sehen, als dieser feststellen musste, dass die nun wieder zu Dharyan gewordene Stadt verlassen war.
Schließlich hielt die gesamte Armee, mit Ausnahme der nach Westen entsandten Kundschafter, feierlich in Dharyan Einzug. Sofort wurde damit begonnen, die Stadt zu befestigen und die Sklaven mit Reparaturarbeiten an den ausgebrannten Dächern und dem Beseitigen von Trümmerteilen und Leichen zu beauftragen.
Kurz danach wurde der unbekannte Geistliche mit Namen Merwan Ma, der Pagonel bereits aufgefallen war, vom Kommandanten der Chezhou-Lei zum Gouverneur der Stadt ernannt.
Mehrere Tage verstrichen vollkommen ereignislos, und für Pagonel wurde immer offenkundiger, dass die behrenesische Armee – jedenfalls ihr Hauptteil – nicht lange in Dharyan stationiert bleiben würde. Voller Spannung erwartete der Mystiker die Rückkehr der vorausgeschickten Kundschafter, denn noch immer war unklar, ob Brynns Vorbereitungen für das große Täuschungsmanöver sich ausgezahlt hatten. Sie hatte kurz nach ihrem Abzug aus der Stadt in Richtung Süden eine größere Gruppe von Reitern mit dem Auftrag nach To-gai zurückgeschickt, so viele Landsleute wie möglich zusammenzutrommeln und sie in weitem Bogen, aber in Sichtweite, an mehreren Vorposten-Siedlungen vorbeimarschieren zu lassen, um so den Eindruck zu erwecken, Brynns Armee befände sich auf dem Rückweg nach Westen, um dort in der endlosen Weite der grasbewachsenen Steppe unterzutauchen.
Dabei vertraute sie wieder einmal auf die grenzenlose Überheblichkeit der Behreneser, die zweifellos überzeugt sein würden, die minderwertigen To-gai-ru hielten einen wie auch immer gearteten Krieg gegen die Behreneser niemals durch.
In diesen Tagen des Wartens achtete Pagonel stets darauf, in der Nähe jenes Gebäudes zu arbeiten, das man zur Kommandozentrale Dharyans erkoren hatte und wo sowohl Gouverneur Merwan Ma als auch der Chezhou-Lei-Kommandant Shauntil ihre Audienzen abhielten. Das Gebäude selbst durfte er nicht betreten, jedenfalls nicht offiziell, denn der Zutritt war nur ausgewählten Sklavinnen gestattet. Er freundete sich jedoch mit einigen von ihnen an und stellte auf diese
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