Schattenelf - 4 - Feuerzauber
auf den Lippen, zurück in seine Privatgemächer.
Merwan Ma wusste Bescheid, und das war auf keinen Fall hinnehmbar. Er mochte den jungen Geistlichen und würde ihn sehr vermissen.
Chezhou-Lei Shauntil stand in zackiger Habtachtstellung vor dem Chezru-Häuptling, der Stimme Gottes und nun, nach dem Debakel bei den Feuerbergen und dem Versagen und ehrenvollen Freitod des Kaliit, der einzigen noch verbliebenen echten Autorität im Leben dieses stolzen Kriegers.
»Habt Ihr den Zweck Eurer Mission verstanden?«, fragte Yakim Douan.
»Merwan Ma soll zum Gouverneur von Dharyan berufen werden«, deklamierte der Krieger. »Die To-gai-ru sollen aus der Stadt vertrieben werden. Des weiteren sollen die Rebellen bis in das Steppengebiet verfolgt und unter der Führung von Yatol Tohen Bardoh bis auf den letzten Mann vernichtet werden. Schließlich soll Euch der Kopf dieses widerlichen Weibsstücks, des Drachens von To-gai, überbracht werden.«
»Seid Ihr Euch auch über den tieferen Sinn Eurer Mission im Klaren?«
»Wie soeben aufgeführt«, erwiderte der Krieger und straffte die breiten Schultern. »Außer, dass es Carwan Pestle sein wird, der die Rolle des Gouverneurs übernimmt, bis ein Yatol eingesetzt werden kann.«
»Weil …?«
»Weil Merwan Ma im Kampf fallen wird.«
Yakim Douan nickte und wandte sich ab. Es erfüllte ihn mit Bitterkeit, einen solchen Befehl gegen jenen Geistlichen erlassen zu müssen, der in den letzten Jahren zu seinem Freund geworden war. Ihm war schon länger klar, dass sich zwischen ihm und Merwan Ma eine zu große Vertrautheit entwickelt hatte, und nun hatte der Zwischenfall am heiligen Kelch das Schicksal des jungen Mannes endgültig besiegelt. Yakim Douan durfte unter keinen Umständen riskieren, dass Merwan Ma etwas ausplauderte, denn in den Augen vieler Yatols genügte allein die Existenz des Hämatits, um ihn zu verdammen. In diesem Punkt war ihre Religion rigoros – Edelsteine waren das Werkzeug von Dämonen, waren die Utensilien einer perversen Religion, wie die heidnischen Abellikaner im Norden sie bevorzugten.
Merwan Ma wusste von dem im Kelch verborgenen Hämatit und könnte demnach leicht Douans Verbindung zu diesem Stein erkennen. Diese Entdeckung wiederum könnte zu Mutmaßungen über den eigentlichen Zweck der Transzendenz führen, und so weit durfte es der Chezru-Häuptling selbstverständlich niemals kommen lassen.
Dennoch machte es ihm nicht wenig zu schaffen, einfach so Merwan Mas Tod anzuordnen. Nun, wenigstens gestattete er dem Mann, eines ehrenvollen Todes zu sterben. Sobald die Nachricht seines tragischen Todes in Jacintha eintraf, würde er Merwan Mas Leben in einer großen Feierstunde würdigen.
»Ihr brecht auf, sobald die Kriegsmaschinen sowie die zur Vernichtung des Drachen entwickelten Waffen bereit stehen«, wies er den Chezhou-Lei an. »Unterwegs ist Euer Wort Gesetz, was es übrigens, in allen militärischen Belangen, auch bleibt, nachdem Yatol Tohen Bardoh sich Euch nach der Rückeroberung Dharyans angeschlossen hat. Seid versichert, Yatol Tohen Bardoh ist sich des Wertes der Chezhou-Lei vollauf bewusst. Er kennt seinen Platz in diesem hässlichen Geschäft.« Bei den letzten Worten lief ein kalter Schauer über Yakim Douans Rücken. Yatol Tohen Bardoh war mit den Methoden zur Terrorisierung und Einschüchterung eines eroberten Volkes bestens vertraut. Douan hatte den Mann nicht aus To-gai zurückbeordert, weil er schlechte Arbeit geleistet hätte, sondern weil er offenkundig ein bisschen zu viel Freude daran hatte. In Anbetracht der unerwarteten Wende und des entschlossenen Widerstands der To-gai-ru musste Douan sich jetzt allerdings fragen, ob ihm mit der Amtsenthebung des brutalen Mannes nicht ein Fehler unterlaufen war.
Eigentlich spielte es keine Rolle, sagte er sich und bedeutete dem Chezhou-Lei Shauntil mit einem Wink, seine Privatgemächer zu verlassen. Er hatte sich anderen Dingen zu widmen – in erster Linie der Wahl eines neuen Leibdieners, eines Mannes, der über ihn wachte, während er in seinem neuen Körper zur Reife gelangte. Welch großen Fehler er mit seinem über die Jahre entstandenen innigen Verhältnis zu Merwan Ma gemacht hatte, war ihm so recht erst zu Bewusstsein gekommen, als ihm dämmerte, dass der Mann beseitigt werden musste. Deshalb hatte er noch gar nicht über einen möglichen Nachfolger nachgedacht.
Aber auch das spielte keine Rolle, sagte er sich. Seine Phase der Transzendenz war noch mindestens ein, zwei Jahre
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