Schattenelf - 4 - Feuerzauber
Streitmacht im Auge behalten und mit Hilfe deiner Schnelligkeit sicherstellen, dass meine in To-gai stehenden Truppen laufend über ihre Bewegungen unterrichtet werden.«
»Ich soll als Kundschafter eingesetzt werden?«, fragte der Drache empört. »Ich könnte ganz allein eine Stadt dem Erdboden gleichmachen! Ich könnte –«
»Das sollst du auch!«, versprach Brynn. »Sobald die Zeit reif dafür ist. Heute Abend aber benötige ich erst einmal deine Schnelligkeit. Fliege mich nach To-gai, Pherol. Suchen wir Shauntils Armee.«
Einen Moment lang stand Pherol schweigend da und starrte sie an. Schließlich erklärte er sich, fürs Erste scheinbar besänftigt, mit einem Nicken einverstanden.
Kurz nach Einbruch der Dunkelheit spürte Brynn den Wind auf ihrem Gesicht, als sie und der Drache schnell und in großer Höhe über den Landbruch hinweg nach To-gai hineinsegelten, über Entfernungen und Gebiete hinweg, für deren Bewältigung ihre Armee ein bis zwei Wochen gebraucht hätte.
Der Drache stieg so hoch in den Himmel hinauf, dass man die Lichter zahlreicher Dörfer sehen konnte, während weit entfernt im Norden die unzähligen Lagerfeuer eines riesigen Feldlagers sich als gewaltiger Lichtschein abzeichneten.
In diese Richtung lenkte Brynn den Drachen. Je näher sie kamen, desto gewaltigere Ausmaße nahm der Lichtschein an, und erst jetzt, aus dieser großen Höhe, wurde Brynn wirklich bewusst, welch ungeheure Streitmacht man gegen To-gai aufgeboten hatte. Das plötzliche Zögern des Drachen – sein offenkundiges Bedürfnis, noch höher zu steigen – verriet ihr, dass auch Pherol endlich begriffen hatte.
Der Drache drehte seinen Kopf nach hinten und schob sein Gesicht ganz nah an Brynns. »Willst du angreifen?«, fragte er, und zum allerersten Mal glaubte Brynn ein leichtes Beben in seiner sonst so vollen Stimme zu verspüren.
Brynn schüttelte den Kopf; sie versuchte nicht einmal, so laut zu schreien, dass der Drache sie im ohrenbetäubenden Getöse des Windes verstehen konnte.
Kurz darauf erspähte sie etwas weiter nördlich einen zweiten Lichtschein. Sie stieß Pherol an, und als er sich zu ihr umdrehte, zeigte sie mit dem Finger darauf.
Lange bevor der Drache darüber hinwegflog, wusste Brynn, um was es sich bei diesem zweiten Feldlager handelte. Es war eine Gruppe von To-gai-ru-Kriegern, vermutlich eine größere Unterabteilung jener Armee, die sie in dieser Gegend zurückgelassen hatte. Schlagartig wurde Brynn die Situation dort unten klar. Die Behreneser waren den To-gai-ru auf den Fersen und hatten eine heiße Fährte aufgenommen, von der sie nicht mehr ablassen würden.
Brynn ließ den Blick auf der Suche nach einem möglichen Ausweg über die endlose Steppe wandern.
Schließlich erspähte sie eine dritte Gruppe von Lichtern, nicht der Widerschein der Feuer eines Feldlagers, sondern die viel kleineren Lichtpunkte, wie sie für Siedlungen typisch waren, und hatte eine Idee. Sie lenkte Pherol in einer steilen Kurve hinunter zu der ein paar Meilen südwestlich der behrenesischen Armee gelegenen Stelle und setzte zu einem Vorbeiflug an.
Eine Vorposten-Siedlung, erkannte sie jetzt. Vielleicht war sie ursprünglich, bevor die behrenesischen Krieger auf der Bildfläche erschienen waren, das Ziel ihrer Truppen gewesen.
Auf Brynns Drängen landete der Drache ein gutes Stück entfernt. Sie ließ sich von seinem Rücken gleiten und betrachtete starren Blicks die Lichter der kleinen Siedlung. Welche Möglichkeiten sich ihr in diesem Augenblick boten, wusste sie nur zu gut, und sie brauchte sich nicht einmal zu dem Drachen umzudrehen, um zu wissen, wie schauderhaft sie waren.
»Du warst doch verärgert, weil du nicht an der letzten Schlacht teilnehmen durftest«, sagte sie schließlich.
Pherols Kopf schwenkte am Ende seines langen Halses herum und schob sich ganz nah vor ihr Gesicht. Seine Augen wurden zu gefährlich schmalen Schlitzen.
»Das Dorf dort vorne«, erklärte Brynn. »Zerstöre es. Und achte darauf, dass die Flammen so hoch lodern, dass man sie von der behrenesischen Armee aus sehen kann.« Sie spürte, dass ihr Atem in kurzen Stößen ging, als sie geendet hatte. Sie konnte selbst kaum glauben, welchen Befehl – nein, welchen Freibrief – sie der fürchterlichsten aller Waffen soeben erteilt hatte.
Der Drache drehte langsam den Kopf, um die Siedlung in Augenschein zu nehmen, und gab dabei ein leises, schauderhaftes Knurren von sich.
»Wirst du auf mir reiten?«
»Ich werde hier
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