Schattenelf - 4 - Feuerzauber
bleiben«, antwortete sie und kam sich dabei vor wie ein Feigling. Aber was würde es nützen, wenn sie Pherol bei seiner wütenden Attacke begleitete? Würde sie dadurch auch nur einem einzigen Vorposten-Siedler das Leben retten? Wollte sie das überhaupt?
Zumal in diesem Moment alle Grübelei müßig war, denn der Drache hatte nicht einen Augenblick gezögert, sofort seine riesigen Flügel ausgebreitet und sich mit einem mächtigen Satz in die Luft erhoben.
Es dauerte nicht lange, bis Brynn den Drachen zum ersten Mal im Tiefflug über die Vorposten-Siedlung hinwegschießen sah und sein Feueratem eine Schneise der Verwüstung in der Siedlung hinterließ.
Immer wieder stürzte er sich auf das Dorf herab und überzog es mit seinem glühenden Atem, bis die Nacht von den entsetzten Schreien der dem Untergang geweihten Siedler erfüllt war. Zu guter Letzt landete der Drache mitten im Dorf, um sich dort mit Krallen, Zähnen, wild schlagenden Flügeln und peitschendem Schwanz auszutoben.
Brynn sah weg und senkte beschämt den Blick; mit jedem Herzschlag machte sie sich neue Vorwürfe.
Das zerstörerische Treiben nahm seinen Lauf, bis der Lärm mit dem endgültigen Verstummen von immer mehr Stimmen endlich abzuklingen begann und Brynn ein anderes Geräusch gewahrte, das Hufgetrappel galoppierender Pferde.
Sie drehte sich um und sah Pherol elegant neben sich niedergehen, hinter seinem Rücken ein taghell leuchtendes Meer von himmelwärts lodernden Flammen, so hell, dass die behrenesische Armee gar nicht anders konnte, als sie zu bemerken. Die Pferde gehörten wahrscheinlich zu einer Gruppe von berittenen Spähern, einer kleinen und überaus beweglichen Einheit.
Brynn gab dem Drachen ein Zeichen, den Kopf zu senken, damit sie aufsitzen konnte. »Vermutlich waren einige der Soldaten hergekommen, um das Gelände zu erkunden«, erklärte sie im Hinaufklettern. »Ich möchte nicht, dass sie die Zerstörung des Ortes melden.«
Pherol stieß ein tiefes, zorniges Knurren aus, dann hob er wieder ab, und im Nu befand sich Brynn über der brennenden, völlig verwüsteten Ortschaft. Weiter nördlich erblickten die beiden die Silhouetten der behrenesischen Späher.
Brynn reckte ihr Schwert in die Höhe und ließ es in lodernde Flammen aufgehen, als Pherol sich aus großer Höhe in die Tiefe stürzte. Nicht wenige behrenesische Soldaten verfielen in entsetztes Gekreische, andere hingegen schafften es mit knapper Not, ihre Pferde herumzureißen und davonzupreschen.
Doch es nützte alles nichts. Sie waren gerademal zwei Gruppen zu je zwanzig Mann, und kein einziger von ihnen hatte einen Bogen griffbereit zur Hand.
Pherol machte kurzen Prozess mit ihnen.
Wieder in der Weite des nächtlichen Himmels, konnten Brynn und der Drache beobachten, dass überall im behrenesischen Feldlager hektische Betriebsamkeit herrschte. Sie schlossen daraus, dass die Eroberer bereits mit dem Abbrechen ihres Lagers und den Vorbereitungen für die Schlacht begonnen hatten.
»Flieg hoch und etwas seitlich an ihnen vorbei«, wies sie den Drachen an.
»Fallen wir doch einfach über sie her!«
»Nein!«, schrie Brynn. »Kommt nicht in Frage. Jetzt sind sie vorbereitet auf uns, vor allem auf dich. Flieg an ihnen vorbei und setz mich in der Nähe der Streitmacht der To-gai-ru ab.«
Der Drache reagierte mit einem missmutigen Knurren. Brynn konnte deutlich spüren, wie sich sein Körper vor Enttäuschung versteifte, als sie über die behrenesische Armee hinwegflogen. Nichtsdestotrotz beugte sich Pherol ihrem Befehl. Er war nach seinem Zerstörungswerk, das er in dieser düsteren Nacht vollbracht hatte, offenbar etwas übersättigt.
Kaum zwanzig Minuten später betrat Brynn, flankiert von den beiden Posten, die sie am äußersten Rand des to-gai-ruschen Lagers angetroffen hatte, das Camp, um mit den dortigen Kommandanten zu sprechen. Zu ihrer großen Freude erblickte sie unter ihnen den alten Barachuk.
»Uns sind Gerüchte zu Ohren gekommen, dass eine weitere große Stadt gefallen sein soll!«, sagte der alte Mann zitternd vor Aufregung und mit tränenüberströmtem Gesicht, nachdem Brynn und er sich zur Begrüßung stürmisch in die Arme gefallen waren.
»Pruda«, bestätigte Brynn ihm und den vielen anderen, die sich in diesem Moment um sie scharten. »Die Stadt befindet sich zurzeit in unserer Hand; wir werden sie aber wieder aufgeben, genau wie Dharyan.«
»Soll denn dieser Chezru-Häuptling nie einen wirklich dauerhaften Verlust erleiden?«, wollte
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